Mehr Transparenz durch ILM

20. Januar 2007, 9:48 Uhr |
ILM-Speicherarchitektur: Hohe Effizienz bei niedrigen Kosten und geringem administrativen Aufwand

Mehr Transparenz durch ILM Die Deutsche Apotheker- und Ärztebank (Apobank) hat ein ILM-Storagekonzept umgesetzt. Es ermöglicht dem Finanzinstitut ein differenziertes Management der Unternehmensdaten.

»Nur ein Mitarbeiter verwaltet Daten aller Fachanwendungen« Dr. Lars Knohl (l.) u. Thilo Schöning, Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Düsseldorf
»Nur ein Mitarbeiter verwaltet Daten aller Fachanwendungen« Dr. Lars Knohl (l.) u. Thilo Schöning, Deutsche Apotheker- und Ärztebank, Düsseldorf

IT-Abteilungen in Geldinstituten unterhalten aufwändige Systeme für Datenspeicherung und -Recovery. So auch die Deutsche Apotheker- und Ärztebank, kurz Apobank, die größte deutsche genossenschaftliche Primärbank. Wie alle Finanzinstitute möchte sie Speichersysteme, die sicher und kostengünstig sind. Bei der prosperierenden Entwicklung des Unternehmens und dem damit einhergehenden Wachstum des zu verarbeitenden Datenvolumens von etwa dreißig Prozent jährlich näherten sich die bisher eingesetzten Speichersysteme ihrer Kapazitätsgrenze. Außerdem erforderten die Speicher- und Archivierungsautomatismen einen erhöhten Administrationsaufwand durch manuelle Korrekturen, was die Kosten steigerte. Diese technisch verursachten Engpässe wären für sich allein genommen Grund genug gewesen, nach einer neuen Lösung zu suchen. Zusätzlich wurden aber in den letzten Jahren folgenreiche gesetzliche Vorgaben erlassen. Die von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) gestellten Mindestanforderungen an das Risikomanagement in deutschen Kreditinstituten beispielsweise sowie die Einführung der digitalen Betriebsprüfung erhöhten die Ansprüche an die Nachvollziehbarkeit der Geschäftsvorgänge. Zudem machten sie eine Vereinfachung des Datenzugriffs erforderlich. Daher war die Einführung einer durchgängigen, revisionssicheren und notfalltauglichen Recovery-Funktion unerlässlich.

Analyse führt zu Umstellungen
Der stellvertretende Bereichsleiter Informatik und Organisation, Dr. Lars Knohl, gab deswegen als Basis für das geplante Projekt eine Business Impact Analyse in Auftrag. Die Studie lieferte eine Übersicht aller Prozesse und Systeme, die vital für die Funktionsfähigkeit der Bank sind, sowie deren im Einzelnen maximal vertretbare Ausfallzeiten. Daraus wurde ein Maßnahmenplan für die wichtigsten Notfallsituationen, speziell für den Ausfall kritischer Applikationen, entwickelt. Die IT-Spezialisten der Apobank führten drei entsprechend gestaltete Wiederanlaufklassen ein und ordneten alle Anwendungen einer bestimmten Klasse zu. Auf dieser Basis definierte Thilo Schöning, Projektleiter und Gruppenleiter Systemmanagement bei der Apobank, die funktionalen und mengenmäßigen Anforderungen an das neue System und schrieb das Projekt aus.

ILM als Vorgabe
Wichtigste Forderung war die Realisierung einer vollständig integrierten ILM-Speicherarchitektur (Information Lifecycle Management):
- Die wert- und zeitmäßig gewichteten Daten des Unternehmens sollten mit der jeweils kostengünstigsten Infrastruktur des Storage-Systems gespeichert werden.
- Für die Daten jeder Anwendung sollte genau bestimmbar sein, wie lange sie auf einem zugewiesenen Speichersystem verbleiben würden, bevor sie in die nächste Speicherklasse wandern.
- Zudem sollten die gewonnenen Daten für die interne Verrechnung der Speichernutzung dienen.
- Der Lebenszyklus der Datenstrukturen sollte frei konfiguriert und über alle Speicherinstanzen hinweg lückenlos kontrolliert werden können.
- Um höchste Datensicherheit zu gewährleisten, sollte ein zweites, vollredundantes Systems an einem anderen Standort aufgebaut werden.
Technische Vorgaben waren unter anderem eine hohe Performance, standardisierte Schnittstellen, Ausbaufähigkeit für zukünftige Anforderungen, Kompatibilität zu bestehenden Systemen, Plattformunabhängigkeit, die Möglichkeit der Rückmigration und die redundante Auslegung der Speichersubsysteme. Ein notwendiger Tausch oder eine Erweiterung von Komponenten sollte unterbrechungsfrei erfolgen können. Für Betriebssysteme und Speichersubsysteme verlangte die Apobank Online-Upgrade-Funktionen. Zudem bestand die Vorgabe, einen redundanten parallelen Zugriff auf Daten zu konfigurieren und die Archivierung gemäß GDPdU (Grundsätze zum Datenzugriff und zur Prüfbarkeit digitaler Unterlagen) gestalten zu können.

Alles aus einer Hand
»Einer der wichtigsten Gründe, schließlich Sun Microsystems mit der Realisierung des Projekts zu beauftragen, war für uns der Einsatz eines offenen Datenformats. Dies gewährleistet, dass wir die Daten jederzeit rückportieren können«, erläutert Knohl die Entscheidung. Sun übernahm als Generalunternehmer die Projektleitung, erstellte die Dokumentation und unterstützte die Projektbeteiligten mit Beratungsdienstleistungen. Maßgeblicher Lösungspartner war das auf Storage-Lösungen spezialisierte Team von Forceload. Mittelpunkt der Speicherlösung sind zwei Sun Storagetek 9980 mit einem Netto-Speichervolumen auf Festplatte von jeweils 14 TByte. Die vorhandenen Bandbibliotheken (Sun Storagetek L700) wurden auf die aktuelle LTO-2-Technologie umgerüstet. Jedes LTO-2-Band speichert 200 GByte unkomprimierte Daten. Bei der Sicherung erreicht das System einen Durchsatz pro Laufwerk von bis zu 80 MByte pro Sekunde. Die SAN-Umgebung besteht aus acht Netzwerkswitches mit fast 300 Host-Ports. Als Managementsoftware sind neben Legato Networker auch das Archivierungstool Sun Storagetek SAM-FS (SAM-FS) und Sun Storagetek Enterprise Storage Manager (ESM) im Einsatz. Mit ESM kann die gesamte Speicherumgebung von den SAN-Komponenten über den Plattenspeicher bis hin zu den Bandrobotern überwacht und verwaltet werden. Die Steuerung der Bandroboter wurde über ACSLS (Automated Cartridge System Library Software) virtualisiert. Dadurch können mehrere Komponenten gleichzeitig auf einen Bandroboter zugreifen und ihn unabhängig voneinander steuern. Dadurch leisten die LTO-Laufwerke mehr. Die Speicherung erfolgt dabei in zwei Phasen: zunächst in eine virtuelle Library, die auf einer Festplatte angelegt ist, und erst im zweiten Schritt auf das Band. Systemmanager Schöning erklärt: »Jetzt können wir die endgültige Archivierung der Daten auf den Bändern in einem kontinuierlichen Datenfluss abwickeln. Dadurch ist der Prozess deutlich kürzer und reduziert die physikalische Belastung der Bänder.« Das Projekt einschließlich Konzeption, Ausschreibung und Realisierung dauerte insgesamt 18 Monate, von denen die technische Implementierung acht Monate in Anspruch nahm. Derzeit speichert die Lösung für die etwa 150 IT-Anwendungen auf 460 Servern etwa 18 TByte Daten. Das Gesamtsystem fasst 28 TByte und ist redundant ausgelegt.

Backup-Zeiten halbiert
Mit den Informationen über die tatsächlich vorgenommene Speichernutzung pro System kann die Apobank nun verursachergerecht abrechnen und deutlich mehr Gemeinkostentransparenz erzeugen. Die Architektur hat sich vereinfacht: Nur eine einzige Schnittstelle wird für das Dokumentenmanagement verwendet. Auch zwischen den Applikationen und dem Datenarchiv besteht nur eine Schnittstelle. Zudem haben sich die Backups stark beschleunigt. »Die Backup-Zeiten haben sich von früher zwölf bis 16 auf jetzt sechs bis höchstens acht Stunden halbiert und der Systemaufwand ist trotz des stark angewachsenen Datenvolumens gleich geblieben«, berichtet Schöning. Das schlägt sich vorteilhaft bei den Personalaufwendungen, traditionell ein gewichtiger Posten bei Speicherlösungen, nieder: »Wir brauchen für das Datenmanagement aller Fachanwendungen nur einen Mitarbeiter«, sagt Knohl zufrieden.

Jens Peter Aukst ist freier Journalist in München.


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