Meinung: IT-Outsourcing? Nein danke!. Konnte in bisherigen Vorhaben nachgewiesen werden, dass Outsourcing über die gesamte Vertragslaufzeit tatsächlich billiger war als das Betreiben interner IT?
Drei aktuelle Studien von Diamond Cluster, Deloitte und Standish Group sprechen eine deutliche Sprache: Zwar nimmt das Outsourcing weiter zu, doch erstmals fahren Kunden ihre Projekte zurück, da sie mit Kosten und Leistungen unzufrieden sind. Ganze 44 Prozent der Befragten kamen zu der Erkenntnis, mit Outsourcing nichts zu sparen! Steigender Managementaufwand verschlingt bei 62 Prozent der von Deloitte interviewten Unternehmen den vermeintlichen Zeitgewinn, der eigentlich für die Konzentration auf das Kerngeschäft gedacht war. Und die Abgabe der Kontrolle über innerbetriebliche Vorgänge empfinden viele Befragte als äußerst unangenehm. Darüber hinaus wird die angebotene Lösungsoption des Outsourcers etwa für die eigene Microsoft-Infrastruktur oft nicht ausreichend hinterfragt. Das kann dazu führen, dass der Dienstleister die zwar für ihn günstigste Variante, nicht aber die aus Kundensicht optimale Lösung wählt.
Meist werden Outsourcing-Verträge zu einem Zeitpunkt abgeschlossen, da sie vermeintliche Kostenersparnis verheißen ? über die oftmals fünf- bis zehnjährige Vertragslaufzeit besteht jedoch die Gefahr, dass der Kunde draufzahlt: Entweder stellen sich die erhofften Kostenersparnisse nicht ein oder er verliert an Innovationskraft, da er an der technologischen Weiterentwicklung nicht oder nicht zeitnah genug teilnehmen kann. Dies gilt insbesondere für Microsoft-Lösungen mit ihrem hohen Innovationsgrad. Auch aus Gründen des von der Globalisierung geforderten flexiblen Unternehmens (und somit der flexiblen IT) ist Outsourcing oft eher ein Bremsschuh: Welches Unternehmen kennt zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung schon die genauen Bedürfnisse, Gegebenheiten und rechtlichen Anforderungen der nächsten fünf bis zehn Jahre? Wer kann zum Zeitpunkt der Verhandlungen bereits abschätzen, wie sich Technologien, Anforderungen und der Markt verändern werden? Darüber hinaus werden die Systeme zunehmend vernetzter, zum Beispiel durch stärkere Verzahnung der Wertschöpfungsketten oder durch Firmenzukäufe, oft aber nur Teile davon outgesourct. Sollen diese später in integrierte Systeme eingebunden werden, sind Nachverhandlungen nötig. Und bei sich ergebenden Änderungen einen bestehenden Vertrag neu zu verhandeln, ist in den seltensten Fällen ein Vergnügen ? mit drastischen Auswirkungen auf Kosten und Flexibilität!
Ein weiterer Grund für Infrastruktur-Outsourcing ist oft die Änderungsresistenz im eigenen Unternehmen: Durch das Outsourcing wird die schnellere Umsetzung dringender innerbetrieblicher Anforderungen erwartet, etwa einer Server-Konsolidierung. Mittels Outsourcing passiert das auch zunächst, aber nur genau bis zu dem im Vertrag mit dem Dienstleister festgeschriebenen Punkt ? danach: Stillstand. Dabei sind die durch Outsourcing der Microsoft-Infrastruktur avisierten Einsparungen meist auch intern realisierbar! Besser fahren die betroffenen Unternehmen deshalb mit der Umsetzung einer vernünftigen Projektkultur, mit der IT im eigenen Haus und einer optimal verwalteten IT-Plattform. Das Unternehmen bleibt deutlich flexibler in der Anpassung der IT und der Einführung neuer Technologien und kann somit wesentlich schneller auf sich verändernde Marktanforderungen reagieren. Unternehmensinterne Alternativen zum Outsourcing heißen deshalb: durchgängige Standardisierung, konsequente Konsolidierung auch von Serviceleistungen, Optimierung und Automatisierung von Prozessen und nicht zuletzt eine Überprüfung der Service Level gegen die dafür anfallenden Kosten. Diese wesentlich kostengünstigere, flexiblere und vor allem zukunftssicherere Variante bringt obendrein erhöhte Mitarbeiterzufriedenheit mit sich.
Auch die angestrebten Kosteneinsparungen sind ohne externen Outsourcing-Dienstleister durchaus möglich. Wichtig hierbei vor allem: Vorhandenes Optimierungspotenzial erkennen und ausschöpfen! Sollte danach immer noch ein Outsorcing der optimierten Infrastruktur angestrebt werden, so wird das deutlich billiger ? schließlich lässt sich eine optimierte Plattform günstiger verwalten. Der Gewinn aus einer Infrastruktur-Optimierung bleibt somit beim Unternehmen. Im Gegenteil dazu würde die Übergabe einer heterogenen Landschaft die Kosten sogar noch erhöhen, da der Outsourcer die Optimierungsarbeit leisten müsste und den entstehenden Gewinn, je nach Vertrag, für sich verbuchen könnte. Heinz Brommundt ist Geschäftsführer der Avanade Deutschland GmbH