Menschliche Gegebenheiten
Menschliche Gegebenheiten. Die Welt der Technik ist nicht in allen Hinsichten rational und sachlich, und auch in der Unternehmens-IT geht es keineswegs nur um Leistung, Effizienz und Automatisierung. Immer wieder ist zu hören, dass Top-Manager, kurz nachdem sie auf einem neuen ...

Menschliche Gegebenheiten
Die Welt der Technik ist nicht in allen Hinsichten rational und sachlich, und auch in der Unternehmens-IT geht es keineswegs nur um Leistung, Effizienz und Automatisierung. Immer wieder ist zu hören, dass Top-Manager, kurz nachdem sie auf einem neuen Sessel Platz genommen haben, ein neues Business-Intelligence-Werkzeug anschaffen, obwohl ein Produkt, das ihre Anforderungen erfüllt, bereits im Einsatz ist. Sie kennen das betreffende Programm eben von früher und wollen sich die Mühe des Umlernens ersparen.
Auch auf mittlerer Management-Ebene ist Menschliches und allzu Menschliches anzutreffen. Hinter großen Software-Systemen, hierzulande in vielen Fällen SAP-Anwendungen, scharen sich Anhänger, die für die weitere Ausbreitung dieser Programme und damit ihres Einflusses kämpfen. Hinter vorgehaltener Hand sprechen Betroffene von Fraktionen und Auseinandersetzungen, wie sie aus der Politik bekannt sind. Primäres Ziel ist dann nicht mehr die informationstechnisch und betriebswirtschaftlich beste Lösung, sondern die Durchsetzung eigener Positionen.
Solche Gegebenheiten haben Folgen für die IT-Landschaften. Unsere Titelgeschichte etwa zeigt eine ganze Palette von Business-Performance-Management-Szenarien. Am einen Ende gibt es punktuelle Lösungen, deren Integration noch aussteht, am anderen Ende finden sich Systeme aus einem Guss, die Vorbildcharakter haben. Und dazwischen liegen Anwendungen mit Architekturen, die oft komplizierter sind, als dies aus sachlichen Gründen nötig wäre. Entsprechende Projekte werden häufig von Fachabteilungen dezentral und ohne übergeordnete Koordinierung vorangetrieben, um lokale Zwecke zu erfüllen.
Die IT-Manager können den Wildwuchs in den Fachabteilungen nur schwer unterbinden, werden aber gleichwohl damit konfrontiert. Die Kosten, die für Betreuung, Verwaltung und Integration entstehen, sind beträchtlich. Unternehmen, die ihre IT optimieren wollen, werden deshalb nicht umhinkommen, auch die organisatorischen und menschlichen Faktoren einzubeziehen.
Dr. Werner Fritsch (werner.fritsch@informationweek.de)