Rund 550 Millionen Dollar hat das neue Rechenzentrum von Microsoft in Chicago gekostet. Ein interessantes Detail: Der Hersteller hat Server in normale Transportcontainer gepackt.
Das Datacenter in Chicago ist ein Mosaiksteinchen in Microsofts Strategie, Produkte wie Exchange, Office und Sharepoint als Service über das Internet anzubieten. Die Softwarefirma hat das Projekt rund 550 Millionen Dollar gekostet.
Interessant ist der Aufbau des Datacenters: Die 2500 Server wurden fertig vorkonfiguriert angeliefert – in Standardtransport-Containern. Diese wurden direkt vom Lastwagen in das Gebäude transportiert und dort platziert. Zwei Lagen dieser Server-Container können auf den 56 »Parkplätzen« im Rechenzentrum übereinander gestapelt werden.
Derzeit sind nur etwa 12 der vorhandenen Stellplätze mit Containern belegt. Dennoch ist Microsoft derzeit dabei, am selben Standort ein zweites Areal für weitere 56 Server-Container einzurichten. Ingesamt lassen sich in Chicago bis zu 400.000 bis 500.000 Server installieren.
Nach Angaben von Microsoft dauert es etwa acht Stunden, bis die Server in einem solchen Behälter nach der Anlieferung online sind. Dies, so das Unternehmen, sei der große Vorteil des Konzepts: Bei Bedarf lassen sich schnell neue Rechner installieren. Um einen Container mit Servern zu bestücken, dauert es etwa sechs bis acht Wochen.
Allerdings ist etwa ein Drittel des Rechenzentrums in konventioneller Bauweise gefertigt, mit einer Kühlung in einem Unterboden sowie der Verkabelung und Stromversorgung über die Decke.
Im nächsten Schritt will Microsoft auch Kühlung, Stromversorgung und Netzwerkanbindung »modularisieren«. Ein Entwicklungsteam des Unternehmens arbeitet entsprechende Konzepte aus.
Zu den Unternehmen, die Server oder komplette Rechenzentren in Container verfrachten, gehören unter anderem Dell, IBM (»Portable Modular Data Center«), Hewlett-Packard (»Performance Optimized Datacenter«), Rackable Systems (»Ice Cube«), Sun Microsystems sowie Verari Systems (»Forest Container«).
Sun vermarktet ein solches Konzept über dem Namen Modular Datacenter. Nach Angaben der Firma lässt es sich zehnmal schneller installieren als ein herkömmliches Rechenzentrum. Die Kosten für die Kühlung lägen 40 Prozent unter denen konventioneller Einrichtungen.
Übrigens setzt nicht nur Microsoft auf das Container-Konzept, sondern auch dessen großer Rivale Google. Dieser versuchte sogar vor zwei Jahren, sich das »Rechenzentrum im Container« patentieren zu lassen – ohne Erfolg.
Hintergrundinformationen:
Mike Manos, ehemaliger Leiter der Datacenter-Operations-Sparte von Microsoft, hat in diesem Blog-Beitrag das Konzept des Microsoft-Datacenters beschrieben. Manos ist seit April für Digital Reality Trust tätig, einen Betreiber von Rechenzentren.
Network Computing hat ein Online-Special Datacenter verfasst. Dort sind Grundlagenartikel, Anwendungsbeispiele und Berichte über Produktneuheiten zu finden.