Modellbasierte Softwareentwicklung: Status Quo und Ausblick

8. März 2009, 12:18 Uhr | Markus Bereszewski

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Vielzahl von Methoden

Sowohl für die Modellierung als auch die Generierung gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Methoden und Werkzeugen, die eine einfache Anwendbarkeit von MDSD bieten. Als Beispiel sei hier, wegen der hohen Verbreitung und Verfügbarkeit als Open Source, auf das Eclipse Modeling Project (EMP) verwiesen. EMP, insbesondere das Unterprojekt Eclipse Modeling Framework (EMF) ist Bestandteil vieler MDSD-Lösungen für unterschiedlichste Fachdomänen/Zieltechnologien und kann als Quasi-Standard betrachtet werden. Im Bereich .NET entsteht mit Microsoft »Oslo« derzeit ­eine weitere, zwar noch sehr junge aber vielver­sprechende MDSD-Plattform. Für die Erstellung von Metamodellen und Generatoren gibt es unterschiedliche Ansätze. Teilweise wird durch internationale Initiativen versucht, einheitliche Meta-Modelle für eine spezielle Branche oder Aufgabestellung vorzugeben. Dies erleichtert den Austausch und die Standardisierung von Softwareartefakten und deren Erstellung. Ein Beispiel ist Autosar. Autosar ist ein internationaler Zusammenschluss von Herstellern und Zulieferern der Automobilbranche mit dem Ziel, ­einen offenen Standard für die Entwicklung von Softwaresystemen in Kraftfahrzeugen zu etablieren. Ein weiteres Beispiel ist das »UML Profile and Meta-­Model for Services« (UPMS) der Object Management Group (OMG). Dabei stellt sich natürlich die Frage, inwieweit allgemeine Vorgaben für eine bestimmte Organisation passen oder durch ihren allgemeinen Charakter zu groß beziehungsweise unhandlich sind. Alternativ wird in einem Unternehmen individuell eine spezialisierte Sprache erstellt. Oftmals erfolgt dies durch eine Architektur-Querschnittsabteilung als Unternehmensvorgabe für die Entwicklung von Produktfamilien. Ähnliche Überlegungen, das heißt fertig versus individuell entwickelt, gelten auch für die verwendeten Generatoren. Um den initialen Mehraufwand bei individuell erstellten Sprachen und Transformationen zu rechtfertigen ist eine gewisse System­größe notwendig. Außerdem ist es in diesem Fall unerlässlich, die Zieltechnologien, für die Artefakte generiert werden sollen, zu beherrschen. Nur so können Muster für die automatisierte Erstellung erkannt und qualitativ hochwertige Ergebnisse erzielt werden. Durch die Aufteilung in Modell und Generator werden fachliche von technischen Aspekten wegen ihrer unterschiedlichen Lebenszyklen getrennt. Ändert sich über den Lebenszyklus einer Software eine Technologie, so ist im Idealfall nur die entsprechende Transformation zu ändern. Dies führt zu einer besseren Wartbarkeit. Je größer die Anwendung ist beziehungsweise je häufiger eine Transformation verwendet wird, desto größer ist das Einsparpotenzial. Bei der mehrfachen Anwendung einer Transformation wird auch immer ein identisch strukturiertes Generat erzeugt, unterschiedliche Implementierungen werden vermieden und somit eine mögliche Fehlerquelle beseitigt. Dies führt ebenfalls zu einer höheren Qualität des Softwaresystems. MDSD hat in zahlreichen Projekten unterschiedlicher Fachdomänen und Größe seine Praxistauglichkeit bewiesen. Es besteht eine solide, etablierte Basis auf der Anwendungen und Tools aufbauen können. Dabei wurden jedoch auch Grenzen und anstehende Herausforderungen sichtbar. Diese liegen beispielsweise auf Themen wie: Umgang und Verarbeitung von sehr großen oder sehr vielen Modellen, Evolution der zugrunde liegenden Meta-Modelle, Modellierung von Varianten beziehungsweise Produktlinienentwicklung sowie die Bearbeitung von Modellen in Teams. In Zukunft ist mit einer stärkeren Integration der MDSD-Werkzeuge in den gesamten Entwicklungsprozess zu rechnen. Beispiele hierfür sind die Bereiche Traceability und Testen (Model Based Testing). Auch die Benutzerfreundlichkeit der Werkzeuge wird weiter an Bedeutung gewinnen.

Achim Baier ist Geschäftsführer von itemis


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