Neue Beschaffungsquelle für Unterhaltungselektronik: IT-Distribution mischt kräftig mit. Die IT-Distribution befasst sich längst nicht mehr nur mit Computer & Co. Vermehrt distribuieren die Großhändler Unterhaltungselektronik ? vom MP3-Player bis zum großformatigen Plasmabildschirm. Dies führt zu einer grundlegenden Veränderung bei den Beschaffungskanälen.
Das Streckengeschäft ist noch längst nicht tot. Aber die Beschaffungskanäle bei Unterhaltungselektronik sind einer Veränderung ausgesetzt. Bezog bisher der klassische UE-Fachhändler seine Ware entweder direkt vom Hersteller, über das Zwischenlager einer Verbundgruppe oder vom Elektro-Großhandel, so hat sich seit etwa zwei Jahren ein weiterer Vertriebskanal in diesem Produktbereich breit gemacht: die IT-Distribution.
Zwei wesentliche Faktoren haben sicherlich dazu beigetragen, dass das Geschäft mit Audio-/Video-Produkten beim Großhandel für Computer-Hardware und ? Software Einzug gefunden hat: Einmal der wirtschaftliche Druck, mit neuen, möglichst margenträchtigen Produkten die Geschäftsergebnisse wieder aufzumöbeln. Der zweite Punkt liegt im Zusammenwachsen von Informationstechnologie und Unterhaltungselektronik zu den Begriffen Consumer Electronic und Konvergenzprodukte. Das Schlagwort Digital Lifestyle wurde geprägt und zumindest von den Volumendistributoren mehr oder weniger dankbar aufgenommen.
Parallel dazu kam in die Ausrichtung des Fachhandels Bewegung. Vor allem der ITK-Fachhandel fand langsam Gefallen an der Vermarktung von Flat-TV-Geräten, an DVD-Recordern, MP3-Playern oder auch DVB-T-Fernseher. Zumal, wie Peter Stelter, Vorstandschef von E&K Data in Viersen, völlig richtig sagt: »Das CE-Geschäft wächst stärker als das IT-Geschäft. Und COS-Vorstand Peter Becker konkretisiert dies vorsichtig: »Der UE-Markt hat sich für uns im vierten Quartal 2005 als Umsatzträger entwickelt und lag zwölf Prozent über unseren Erwartungen.«
Tatsächlich haben die IT-Großhändler ihre Erwartungen im Handel mit CE-Produkten hoch gesteckt. Bereits im Mai 2004, also vor gut eineinhalb Jahren, freute sich Gerhard Schulz, Sprecher der Geschäftsführung beim Broadliner Ingram Micro, darüber, »dass wir beim UE-Fachhandel um 100 Prozent gewachsen sind«. Denn Schulz, nie um eine Kampfansage verlegen, kündigte damals schon an, dass die IT-Distribution mit ihren Logistikstrukturen und -kosten rentabler wirtschaften könne, als beispielsweise die UE-Verbundgruppen mit ihren Zentrallagern.
Ob das so einfach ist, mag bezweifelt werden. Sicherlich aber bewegt sich die IT-Distribution mittlerweile recht sicher im Produktumfeld digitaler Unterhaltungselektronik. Hilfreich ist dabei auch die Entwicklung bei IT-Herstellern, »die vermehrt Produkte eingeführt haben, die eher dem CE-Segment als der IT zuzuordnen sind«, wie Volker Schwellenberg, Bereichsleiter Produktmanagement bei Actebis Peacock, auf eine Umfrage von CRN antwortete. Deshalb auch sei bei Actebis das CE-Geschäft zu einem der wichtigsten Wachstumsbereiche geworden, der sich noch dazu »sehr positiv entwickelt«. Dem kann sich Christoph Dassau, Senior Manager Displays und zuständig für CE bei Ingram Micro, nur anschließen. Mehr noch, Dassau hätte im vergangenen Jahr mehr CE-Produkte verkaufen können, wenn es nicht bei den Produktsegmenten Portable Audio und LCD-TV zu Warenverknappungen gekommen wäre. »Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass die Kundenbreite um 40 Prozent, und der durchschnittliche Umsatz pro Kunde in diesem Produktsegment sogar dramatisch gesteigert werden konnte.«
Als Produktrenner des vergangenen und auch in diesem Jahr sehen die Distributoren vor allem LCD-TV, MP3 und HD-Recorder, wie Max Bertl, Division Manager Home Media Network bei Tech Data, berichtet. Dabei, so Bertl, sieht sich der Broadline-Distributor auch in der Pflicht, den Fachhandel mit unterstützenden Maßnahmen zu helfen. »Dazu zählen unter anderem webbasierende Lösungen und natürlich Kampagnen aller Art.« Überhaupt sehen die von CRN befragten IT-Distributoren das Hauptgeschäft im CE-Produktbereich bei Geräten, »die eine hohe Flexibilität im Einsatzgebiet gewähren, zum Beispiel Camcorder mit Festplatte, die über USB angeschlossen und ausgelesen werden können, AV-Receiver mit Netzwerkanschluss, und Combi-Recorder, die von DVD, Festplatte oder VHS überspielen können«, ergänzt COS-Chef Becker. Zudem erwartet Becker, und damit schließt er sich seinen Großhandelskollegen an, »in diesem Jahr Umsatzimpulse von DVB-T oder HDTV«.
Eine interessante Entwicklung nimmt der Absatz von CE-Produkten bei den verschiedenen Handelssegmenten. So hat E&K-Vorstand Stelter die Erfahrung gemacht, dass zwar der Retail »noch immer den Markt dominiert, jedoch der Fachhandel hier deutlich aufholt«. Stelter begründet dies mit dem starken Engagement der IT-Hersteller. »Diese Namen sind den Fachhändlern bekannt. Außerdem ist keine neue Listung eines neuen Herstellers notwendig und das Vertrauen in die Produkte ist ebenfalls schon vorhanden.« Diese Entwicklung kann Ingram-Micro-Manager Dassau nur bestätigen, immerhin würden etwa zwei Drittel der IT-Kunden CE-Produkte bei dem Broadliner ordern.
Für das laufende Jahr rechnet Dassau mit einer guten Nachfrage im Business-to-Business. Vor allem die Fußballweltmeisterschaft verspricht Wachstumspotenzial bei der CE-Ausstattung in Gaststätten. Ebenso werde im Business-to-Consumer die WM für vermehrte Käufe sorgen. Zusätzlich könnte auch die IFA in Berlin und die für 2007 beschlossene Mehrwertsteuererhöhung zu stärkerer Kundennachfrage führen. Actebis-Manager Schwellenberg schließt sich diesen Prognosen an, warnt allerdings davor, dass »mit massiven Discountangeboten im Low-End-Segment gerechnet werden muss«. Deshalb gelte für den Fachhandel, dass er sich nicht in die Preisspirale reinziehen lasse. »Wichtig ist, dass er sein Know-how für anspruchsvolle Produkte und Lösungen in den Vordergrund stellt.« Auch Max Bertl von Tech Data sieht vor allem im höherwertigen Segment ein gutes Zusatzgeschäft für den ITK-Handel. »Das Beratungspotenzial in Richtung Vernetzung/Service und den benötigten IT-Komponenten« spiele eine wesentliche Rolle. Bertl erkennt aber auch eine zusätzliche Chance für die IT-Distribution: »Der Absatz von IT-Produkten in den UE-Kanal nebst dem nötigen Know-how Transfer dorthin.«
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