Neupositionierung der Tiptel AG: Abschied vom Anrufbeantworter

12. Februar 2004, 0:00 Uhr |

Neupositionierung der Tiptel AG: Abschied vom Anrufbeantworter. ISDN-Hersteller Tiptel behält die bewährten Voicemail-Systeme zwar weiterhin im Portfolio, insgesamt will sich das Unternehmen aber stärker als Anbieter moderner DSL-, WLAN- und IP-Lösungen positionieren. Das bringt auch Veränderungen für Reseller mit sich.

Neupositionierung der Tiptel AG: Abschied vom Anrufbeantworter

Seit drei Jahrzehnten werden im Düsseldorfer Vorort Ratingen Tiptel-Telefonanlagen, Endgeräte und Anrufbeantworter gefertigt. Dabei profitierte das Unternehmen in den Neunzigern vom ISDN-Boom, verbrannte sich aber mit der Übernahme des maroden Konkurrenten Hagenuk gehörig die Finger und musste zeitweise als Penny-Stock um den Erhalt am Neuen Markt bangen. Das alles ist Geschichte.

Unter der Ägide von Vorstand Werner Materna soll Tiptel nun auch im IP-Zeitalter zur festen Größe werden. Die Vorarbeit dazu ist geleistet: Das zuletzt stark auf SOHO-Anlagen und Anrufbeantworter ausgerichtete Portfolio wurde bereits um »3011/3022 Office«, eine Anlage mit DSL-Router plus WLAN-Modul, und um das Modell »4011XT« für das KMU-Segment erweitert. Zur Cebit wird das Modell »6000 Business« für bis zu 64 Ports vorgestellt. In dieser Richtung soll es weitergehen: »Wir fokussieren jetzt viel stärker das Thema TK-Anlagen für den Geschäftskundenbereich, für SOHO und das obere Consumer-Segment«, betont der Vorstand.

Um Tiptel zu altem Glanz zu verhelfen, will Materna auch das Auslandsgeschäft beleben. In Benelux, Österreich und der Schweiz, wo jeweils Tiptel-Tochtergesellschaften vorhanden sind, sieht Materna weiteres Potenzial. Doch auch andere europäische Staaten sollen stärker durchdrungen werden. Dabei sind die Rheinländer nicht auf das Thema ISDN fixiert. Bei hochwertigen, analogen Telefonanlagen verzeichnet Tiptel in einigen Ländern derzeit eine spürbare Nachfrage-Belebung. Erklärtes Ziel von Materna ist es, insgesamt stärker als der Markt zu wachsen und in allen Ländern mindestens ein Prozent Marktanteil zu erreichen. Hierzulande setzt Tiptel das Augenmerk noch stärker auf den Fachhandel, der rund die Hälfte des Geschäfts ausmacht. Das Geschäft mit Flächenmärkten wie Media Markt und Saturn soll bei einem Anteil von sieben bis acht Prozent bestehen bleiben.

Im Inlandsgeschäft will Vertriebsleiterin Doris Droste die Zusammenarbeit mit Fachhandel und Systempartnern weiter intensivieren. So sind in diesem Jahr Fachhandels-Schulungen und Workshops in Zusammenarbeit mit den Distributionspartnern NT plus, Michael Telecom, Komsa, Herweck und auch dem Broadliner Ingram Micro geplant. Auch die Reseller-Betreuung durch derzeit vier Mitarbeiter soll in diesem Jahr neben regelmäßigen Befragungen auch um Händlerstammtische ergänzt werden. »Nur in persönlichen Gesprächen mit unseren Resellern können wir erfahren, worin wir gut sind und was wir noch verbessern müssen«, erläutert Droste.

IT-Reseller erwünscht

Das im zweiten Jahr bestehende Systempartnerkonzept wird leicht modifiziert. Wer deutlich unter den Umsatzzielen geblieben ist, muss sich wieder in die Schar der regulären Fachhandelspartner einreihen. »Es könnten einige, wenige Unternehmen heraus fallen«, räumt Droste ein. Insgesamt kann Tiptel hier jedoch eine Erfolgsbilanz vorweisen: Rund 180 Unternehmen ? meist kleinere TK-Systemhäuser ? haben an Schulungen teilgenommen und sind als Systempartner zertifiziert.

Erklärtes Ziel von Tiptel ist es, durch neue Produkte weitere Partner auch aus dem klassischen IT-Umfeld für das Thema Telekommunikation zu gewinnen. Neben der bereits vorgestellten WLAN-Integration setzen die Ratinger auf eine stärkere IP-Integration, auf DECT-Multizellensysteme und ? mittelfristig ? auf schnurlose IP-Telefone. Als eine gute Grundlage für diese Portfolioerweiterung sieht Marketingleiter Werner Scholl die seit Jahren bestehende Entwicklungskooperation mit dem VoIP-Anbieter Innovaphone.

Kasten

Kommentar

Der Abschied von der Anrufbeantworter-Company kommt bei Tiptel zwar relativ spät, doch womöglich genau rechtzeitig zum Beginn eines IP-Telefonie-Booms. Mit überzeugenden Produkten und viel Engagement könnte es dem Unternehmen gelingen, noch rechtzeitig dabei zu sein und mit weiteren, entsprechend qualifizierten ITK-Resellern vom IP-Thema zu profitieren.

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INFO

Tiptel AG
Halskestraße 1, D-40880 Ratingen
Tel. 02102 428 -0, Fax 02102 428 -10
www.tiptel.de


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