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CRN-Reportage

Erst BenQ – und jetzt Nokia

Autor:Redaktion connect-professional • 23.1.2008 • ca. 1:20 Min

Inhalt
  1. »Nie wieder Handys«
  2. Erst BenQ – und jetzt Nokia
  3. »Nokia Village« in Rumänien

Zwei Rentnerinnen vor dem Werkstor sind hergekommen, weil sie unglücklich darüber sind, dass jetzt tausende Menschen in ihrer Nachbarschaft ihre Jobs verlieren sollen. Verärgert sind sie auch, aber aus einem anderen Grund: »Bevor das Werk stand, hatten wir hier eine wunderschöne Grünfläche mit einem alten Bauernhof. Für das Nokia- Werk wurden hunderte Stahlpfähle in den sandigen Boden gerammt, die ganze Umwelt ist versaut. « Eine bei Nokia beschäftigte Zeitarbeiterin stimmt den Seniorinnen zu. »Was wohl aus den riesigen Gebäuden wird, wenn Nokia hier fortgeht?« Die Antwort erhält man eine Autostunde entfernt in Bocholt, wo BenQ Mobile im letzten Jahr dicht gemacht hat: Der moderne Gebäudekomplex steht größtenteils leer, auf dem ehemaligen Firmenparkplatz wuchert das Unkraut.

Rund 30 ehemalige BenQ-Mitarbeiter fanden im vergangenen Jahr in Bochum einen neuen Arbeitsplatz. Der 43-jährige Jochen M. zählt zu den früheren BenQ-Arbeitern, die jetzt erneut vor dem Aus stehen. »Nie wieder Handys«, sagt er mit Tränen in den Augen. In einer Ansprache vor den aufgebrachten Mitarbeitern macht auch die Bochumer Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz ihrem Unmut Luft: »Der Name Nokia sprach bisher für Zukunft.« Was das Unternehmen jetzt plane, habe sie von den schlimmsten Heuschrecken nicht erwartet. Eine Nokia-Angestellte ruft in die Menge: »Der neue Werbeslogan von Nokia ist nicht mehr ›Connecting People‹, sondern ›Menschen spalten‹.«

Ob Nokia doch noch zu Gesprächen über einen Fortbestand des Bochumer Werkes bereit sein wird? Erste Gespräche werden geführt. Da aufgrund der hohen Automatisierungsquote die Lohnkosten zu weniger als fünf Prozent Auswirkungen auf den Handy-Endpreis haben, könnte der teure Produktionsstandort Deutschland zumindest dann eine Chance haben, wenn Nokia hier vor allem hochwertige Smartphones und Luxusmodelle fertigen würde – beides Bereiche, in denen der Hersteller wachsen will und tatsächlich Erfolge zu verbuchen hat. Für die Fertigung solcher Geräte sind großes Knowhow und Sorgfalt gefragt – beides Pfunde, mit denen die Bochumer Arbeiter wuchern können.