Telekommunikation / Unified Communications

Nortel verkauft Enterprise-Sparte an Avaya

15. September 2009, 8:55 Uhr | Bernd Reder
Bald mit dem Avaya-Emblem zu sehen: die Voice-over-IP-Produktevon Nortels Enterprise-Sparte.

Das Wettrennen um die Enterprise-Solutions-Sparte von Nortel Networks hat Avaya für sich entschieden. Das Unternehmen legt insgesamt 915 Millionen Dollar für den Bereich auf den Tisch.

Avaya galt von Beginn an als der Wunschpartner des bankrotten Daten- und Telekommunikationsunternehmens Nortel Networks, als es um den Verkauf der Enterprise-Sparte ging. Der Bereich, der Telekommunikations- und Unified-Communications-Systeme für Firmen herstellt, erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,4 Milliarden Dollar.

Bei der Versteigerung des Bereichs stach Avaya den Mitbieter Siemens Enterprise Communications aus. Allerdings musste Avaya, ein Spezialist für Voice over IP und Unified Communications, deutlich mehr Geld auf den Tisch legen als geplant.

Das erste Gebot von Avaya, das bereits einige Monate alt war, belief sich auf 475 Millionen Dollar. Nun muss die US-Firma, die den Beteiligungsfirmen Silver Lake Partners und TPG Capital gehört, 900 Millionen Dollar berappen. Hinzu kommen 15 Millionen Dollar für ein Programm, mit dem wichtige Mitarbeiter zum Bleiben animiert werden sollen.

Drei Viertel der Nortel-Mitarbeiter werden übernommen

Avaya verpflichtete sich außerdem, mindestens 75 Prozent der Nortel-Mitarbeiter zu übernehmen. Durch den Kauf der Nortel-Sparte baut Avaya vor allem in Nordamerika seinen Marktanteil im Bereich TK-Lösungen für Firmenkunden massiv aus.

Er dürfte nach Angaben der Marktforschungsfirma Frost & Sullivan von derzeit rund 18 Prozent auf etwa 27 Prozent klettern. Damit überholt das Unternehmen den bisherigen Marktführer Cisco Systems, der auf etwa 21 Prozent kommt.

Mindestens ebenso wichtig ist, dass Avaya dank Nortel Zugang zu Großfirmen erhält. Zu den Kunden von Enterprise Solutions gehören 80 der Fortune-100-Firmen.

Verhandlungen über Service-Verträge stocken

Ein Problem, das durch die Übernahme der Nortel-Sparte auf Avaya zukommt, ist noch nicht gelöst. Wie berichtet, pocht die Telekommunikationsfirma Verizon Communications darauf, dass Avaya auch die bestehenden Wartungsverträge für TK-Ausrüstung übernimmt, die Nortel abgeschlossen hat (siehe Verizon will Verkauf von Nortels Enterprise-Sparte an Avaya torpedieren).

Verhandlungen zwischen Avaya und Verizon in der vergangenen Woche blieben ohne Ergebnis. Allerdings sagte ein Sprecher von Avaya, das Unternehmen habe die Absicht, die Verpflichtungen gegenüber dem Carrier zu erfüllen, die sich auf Abkommen mit Nortel ergäben. Was das konkret bedeutet, ließ Avaya jedoch offen.

Damit die Übernahme von Enterprise Solutions wirksam wird, müssen noch die Insolvenzgerichte in den USA und Kanada dem Deal zustimmen. Das soll heute (15. September) der Fall sein.


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