Zum Inhalt springen
Exklusiv-Interview

Virtualisierung ist das Schlüsselthema

Autor:Michael Hase • 20.6.2007 • ca. 2:25 Min

CRN: Für welche Plattformen haben die neu rekrutierten ISV-Partner bisher entwickelt?

Golke: Die meisten haben entweder für andere Unix-Plattformen entwickelt oder auf Basis von Code, der relativ leicht portierbar ist. Aber es gibt auch einige ISVs, die aus der Windows-Welt kommen.

CRN: Dennoch verliert Unix stetig an Marktanteil. 2005 lag der weltweite Umsatz mit Windows-Servern laut IDC erstmals über dem von Unix. Ist nicht abzusehen, dass sich diese Entwicklung fortsetzt?

Golke: Im Großen und Ganzen ist der Unix-Markt geschrumpft, das konnte man auch im vergangenen Jahr beobachten. Das heißt aber nicht, dass sich der Trend unbedingt so fortsetzt. Was in jedem Fall passiert: Die Anteile innerhalb des Unix-Markts verschieben sich. Unser Unix-Geschäft wächst sehr schön, während das des Wettbewerbs tendenziell zurückgeht. Nach wie vor ist der Markt riesig, so dass wir weiterhin komfortabel wachsen können, und das gilt ebenso für den Channel.

CRN: Worin sehen Sie den Grund dafür, dass sich das Unix-Geschäft von IBM besser entwickelt als der Markt?

Golke: Das liegt daran, dass wir anders als unsere Hauptkonkurrenten HP und Sun eine Roadmap haben, die die Stabilität der Power-Architektur über die Generationen hinweg bis weit hinein in die Zukunft garantiert. Das Schlüsselwort lautet Kontinuität. Wenn ein ISV seine Anwendungen auf der Unix-Plattform lauffähig macht, dann investiert er Geld. Das wird er nicht tun, wenn er befürchten muss, dass sich in einem Jahr die Architektur der Plattform ändert. Das hat aber HP mit dem Umstieg von der eigenen PA-RISC-Technologie auf Intel Itanium getan. Ähnlich verhält es sich bei Sun: Das Unternehmen hat sein Betriebssystem Solaris im Low-End auf AMD lauffähig gemacht, im Midrange-Bereich auf »Niagara«-Prozessoren und bietet im High-End die gemeinsam mit Fujitsu entwickelte Advanced Product Line an. Letzteres gilt für die kommenden zwölf Monate, bis Sun mit der eigenen »Rock«-Technologie auf den Markt kommt. Für ISV-Partner und Kunden ist eine solche Strategie verwirrend.

CRN: Welche Voraussetzungen muss jemand mitbringen, der IBM-Partner im Unix-Geschäft werden möchte?

Golke: Er muss seine Mitarbeiter schulen lassen und einen Antrag stellen. Wenn er genügend Leute hat, die auf der Plattform ausgebildet sind, erhält er eine Zertifizierung. Das ist gar nicht so kompliziert. Mit Power 6 und der für das zweite Halbjahr angekündigten Neuversion unseres Betriebssystems AIX kommen einige funktionale Erweiterungen in punkto Virtualisierung hinzu. Die muss ein Partner beherrschen, um sie verkaufen und installieren zu können.

CRN: Warum besitzt das Thema Virtualisierung einen so hohen Stellenwert?

Golke: Virtualisierung ist das Schlüsselthema schlechthin. Das hat zum einen mit dem Thema »Green« zu tun, mit der Reduzierung des Stromverbrauchs in Server- Farmen. Durch Virtualisierung erhöht sich schlicht die Energieeffizienz, indem die Rechner besser ausgelastet werden. Denn das Dilemma besteht darin, dass Server, auch wenn sie schlecht ausgelastet sind, Strom verbrauchen und Hitze erzeugen.

CRN: Bei der Virtualisierung geht es aber doch vor allem um die Flexibilität und Administrierbarkeit von Infrastrukturen?

Golke: Ja. Häufig höre ich Aussagen wie: »Wir haben unsere Tools und Prozesse soweit optimiert, dass ein Mitarbeiter bei uns 60 Server verwalten kann.« Wie töricht. Als ob es auf ein solches Verhältnis ankäme. Vielmehr geht es darum, wie hoch die Gesamtkosten für eine IT-Infrastruktur liegen und wie effizient ein Unternehmen damit arbeitet. Sehr viel sinnvoller ist es oft, eine kleine Zahl leistungsfähiger Server einzusetzen und die wiederum durch Virtualisierung besser auszulasten.