IT-Firmen: Oracle und Citrix

Oracle will angeblich Citrix übernehmen

30. Dezember 2009, 14:49 Uhr | Bernd Reder

Die Übernahme von Sun durch Oracle für 7,4 Milliarden Dollar ist immer noch nicht in trockenen Tüchern. Doch nach Informationen eines des Online-Nachrichtendienstes Briefing.com hat Oracle bereits einen weiteren Coup in petto: den Kauf von Citrix.

Angeblich auf der Wunschliste von Oracle: die Virtualisierungstechnik von Citrix-Xen (hier der XenServer).
Angeblich auf der Wunschliste von Oracle: die Virtualisierungstechnik von Citrix-Xen (hier der XenServer).

Der Online-Börseninformationsdienst Briefing.com will erfahren haben, dass Oracle eine Übernahme von Citrix sondiert. Der Hintergrund: Oracle möchte seine Position im Bereich Virtualisierung stärken.

Citrix hat sich auf diesem Gebiet durch die Übernahme von Xen Source im Jahr 2007 neben Vmware und vor Microsoft (»Hyper-V«) zu einem der führenden Anbieter entwickelt. Oracle wiederum verfügt zwar über einen eigenen Hypervisor auf Basis von Xen. Dieser jedoch basiert auf einer Version, die Red Hat in der hauseigenen Linux-Version Red Hat Enterprise Linux (RHEL) 5 verwendet.

Problematisch für Oracle ist, dass sich Red Hat nach der Übernahme der israelischen Firma Qumranet im Herbst 2008 auf deren Virtualisierungstechnik KVM (Kernel-based Virtual Machine) konzentriert. KVM gilt in Fachkreisen als einer der vielversprechendsten Ansätze im Bereich Virtualisierung. Das Verfahren wird unter anderem von Intels VT-Technologie und AMD-V unterstützt und ist in Linux integriert (ab Kernelversion 2.60.20).

Citrix würde an die 10 Milliarden Dollar kosten

Der Schwenk von Red Hat hin zu KVM hat angeblich bei Oracle Überlegungen ausgelöst, sich durch den Kauf von Citrix auch Xen einzuverleiben. Der Xen-Hypervisor, inklusive der Desktop- und Server-Virtualisierungsprodukte von Citrix-Xen, würde Oracle schlagartig zu einem ernst zu nehmenden Rivalen von Vmware und Microsoft machen – und dem Unternehmen Zugang zu einer Technologie geben, welche in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen wird.

Ein Schnäppchen wäre Citrix allerdings nicht. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr 2008 (Ende: 31. Dezember 2008) einen Umsatz von 1,58 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 178 Millionen Dollar. Der Börsenwert der Firma beträgt derzeit rund 7,7 Milliarden Dollar.

Eine Übernahme könnte Oracle daher leicht 9 bis 10 Milliarden Dollar kosten. Damit wäre Citrix selbst für ein potentes Unternehmen wie Oracle ein »schwerer Brocken«.

Angriff auf IBM und HP

Hinzu kommt, dass Konkurrenten dem Werben um Citrix nicht untätig zusehen würden. Auch IBM und Hewlett-Packard engagieren sich stärker auf dem Virtualisierungs-Markt. Für diese beiden Firmen wäre es höchst problematisch, wenn Oracle mit Xen eine ganze Palette von Virtualisierungsprodukten erwerben und den Zugang zu diesem Hypervisor kontrollieren würde.

Das »Schreckensszenario« für HP und IBM: eine Oracle, die auf dem Sektor Datenbanken Marktführer ist (Oracle und MySQL), durch Sun Zugriff auf Server- und Storage-Technologien hat und dank Citrix/Xen zudem Virtualisierungstechniken ins Haus holt.


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