Kopfnuss

Sardonisches Lachen: Grinsende Werbe-Ikonen bei HSE24

17. Juni 2009, 6:28 Uhr |

Werbung ist der Versuch, Leuten Geld aus der Tasche zu ziehen, das sie nicht haben, damit sie Sachen kaufen, die sie nicht brauchen, um Leuten zu gefallen, die sie nicht mögen.

In diesem Sinne braucht sich der Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görtz keine Sorgen um den Shopping- Sender HSE24 zu machen. Das Angebot an Stützstrümpfen, Luftsprudlern oder Frischhaltedosen wächst beständig und mit bald fünf Millionen Arbeitslosen können der TV-Sender und sein Internet-Shop auf mehr Zuspruch rund um die Uhr hoffen.

Apropos Frischhaltedosen: Verona Pooth, mag sie noch so vitalgeschädigt die Firmeninsolvenz ihres Mannes Franjo miterlebt haben, präsentiert sich bei HSE24 quicklebendig. Das muss sie auch, denn schließlich ist Verona Pooth nicht mehr vordergründig ein Mensch, der ein gewisses öffentliches Klatsch-Interesse auf sich vereint. Verona Pooth ist längst eine Marke, ein Brand wie man neudeutsch sagt, noch dazu eines der Top-Marken bei HSE24. »So Perfect« heißt die Kollektion dieser Frau, die sich rühmt, einen höheren Bekanntheitsgrad zu haben als Kanzlerin Angela Merkel.

Um Produkte im engeren Sinne geht es aber bei HSE24 gar nicht mehr: Die Firma hat sich längst zum Karriereportal für die Schönen und – vermeintlich – Reichen und eben Erfolgreichen gewandelt, die dem ungläubigen Prekariat ihre erstaunliche Viert- wenn nicht gar Fünft-Karriere vor Augen führen. Das Angebot weiterer »Marken« wird HSE24 um spezielle Dienstleistungen konsequent ausbauen. Ein ehemaliger Postminister wirbt in Kürze für sein Seniorenstift »Zum Winkel«, hoch oben über dem Gardasee wartet eine staatliche Burg mit gemütlichen Quartieren für rüstige Manager, die viele Aufstiege hinter sich haben, nur leider den zur Markenikone nicht.

Das kann Thomas Middelhoff nicht passieren. Der Ex-Arcandor- Chef gehört noch lange nicht zum alten Eisen und wird nach Informationen der Kopfnuss auch nicht in die Residenz einziehen. Mit der finanziell klammen Madeleine Schickedanz bereitet der Ex-Arcandor-Chef nämlich gerade die Gründung der gemeinsamen Marke »Sardonia« vor. Das neue Markengespann wird dem medizinischen Phänomen beständig breit grinsender Gesichtszuckungen – gemeinhin als Lachen bekannt – nachgehen und will sauertöpfische Zeitgenossen zu strahlenden Erfolgsmenschen schulen. Denn Weinen ist angeboren, aber Lachen, das will erst einmal gelernt werden.


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