Schwarzbuch Börse: Imbissbude für 70 Millionen Dollar

13. Februar 2004, 11:47 Uhr | Martin Fryba

Schwarzbuch Börse: Imbissbude für 70 Millionen Dollar. Wer glaubt, mit dem Ende des Neuen Markts sei die Zeit der Skandalgeschichten von börsennotierten Unternehmen vorbei, irrt. Das von der SdK veröffentlichte Schwarzbuch Börse ist eine bühnenreife Vorlage für Skandale, Tricks und Gaunereien im Jahr 2003. Zahlreiche IT-Firmen »bereichern« das Stück.

Schwarzbuch Börse: Imbissbude für 70 Millionen Dollar

Eine einzige Imbissbude in Cambridge, Massachusetts, eine fixe Idee, die USA mit »German Style Sausages und »Italien Speck« zu beglücken, und ein Imperium von 200 Schnellrestaurants hochzuziehen, soll deutschen Anlegern für 70 Millionen Dollar verkauft werden. So jedenfalls stellte sich das Alfred Härle vor, ein Unternehmensberater aus Limburg, der einer der Hauptinitiatoren des Börsengangs der Passport ? A Taste of Europe Inc. an den Frankfurter Freiverkehr gewesen sein soll. Sterne für diesen Gourmet-Verschnitt konnte das Unternehmen von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) nicht erwartet, statt dessen gab es das Prädikat »Junk-Emission«.

In ihrem Schwarzbuch Börse legt die SdK aber auch den Finger in so manche Wunde von IT-Firmen. So zum Beispiel Articon-Integralis: Dem Vorstand des IT-Security-Spezialisten wirft die SdK im Zusammenhang mit dem Verkauf der Distributionstochter Allasso vor, dem scheidenden Vorstand Philippe Dambrine eine Prämie von 500.000 Euro ausbezahlt sowie weitere leitende Angestellte mit insgesamt 575.000 Euro abgefunden zu haben.

Auch die Bilanzpraktiken des Münchner Softwareherstellers FJH (vormals FJA) tauchen im Schwarzbuch auf, auch wenn sie rechtlich abgesichert scheinen. Schließlich bereitet der hohe Posten »nicht fakturierte Forderungen« Bauchschmerzen. Auch wenn Wirtschaftsprüfer die Werthaltigkeit dieser Buchungen bestätigt haben, wirft die SdK der Firma zumindest mangelhafte Transparenz vor.

Was die SdK von Prüfungsgesellschaften hält, ist aus dem »Testat des Grauens« nachzulesen, den ein Wirtschaftsprüfer über die Datasave AG erstellt hat. Trotz falscher und nicht korrigierter Eröffnungsbilanzwerte, Überbewertungen von Aktiva, Bilanzverkürzung, fehlender Genehmigungen des Aufsichtsrats für zahlreiche Aufträge und Darlehen lautete das Fazit der WP-Gesellschaft: »Mit dieser Einschränkung vermittelt nach unserer Überzeugung der Jahresabschluß unter Beachtung der Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Gesellschaft«.

SdK


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