Servervirtualisierung ermöglicht Outsourcing Die europäische Zentrale von THK, einem führenden Hersteller von Linearsystemen, vereinfachte ihre Serverinfrastruktur durch konsequente Konsolidierung und Virtualisierung erheblich. Nun lagert das Unternehmen die Serverhardware aus.
Vor dreieinhalb Jahren beschloss die europäische Zentrale des Maschinenelementeherstellers THK (siehe Kasten) in Ratingen, ihre Serverinfrastruktur in mehreren Schritten zu konsolidieren. »Aufgrund unserer zwölf europäischen Niederlassungen und der vielen mobilen Clients arbeiteten wir mit unterschiedlichen Plattformen und unterschiedlichen Servertypen, so dass ein sehr heterogenes System mit allen Konsequenzen einer solchen Infrastruktur entstanden war«, erinnert sich DV-Leiter Karsten Fallnich. Der Aufwand war hoch, und mit der Verwaltung der Infrastruktur waren nicht nur die eigenen IT-Mitarbeiter, insgesamt 14, ausgelastet. Oft mussten auch teure externe Dienstleister hinzugezogen werden. Das wollte Fallnich ändern. Als ersten Schritt vollzog das Unternehmen innerhalb des Jahres 2004 eine konsequente Zentralisierung. Alle Server bis auf die AS/400- und RS/6000-Hosts in der japanischen Zentrale von THK wurden in der Europazentrale zusammengefasst. Die rund 550 Arbeitsplatzrechner, von denen rund 120 Notebooks sind und damit ständig in ganz Europa unterwegs, nutzen Citrix. »Unsere Front-End-Rechner sind deswegen relativ simpel«, sagt Fallnich. Ausnahmen sind Maschinen in Marketing und Technik, wo zum Beispiel CAD-Anwendungen laufen. »Hier nutzen wir größere Workstations mit eigener Intelligenz«, erklärt der Manager. Als zweite Stufe folgte im Jahr 2005 die Virtualisierung der Serverplattformen und, damit verbunden, die Reduzierung der physikalischen Serverhardware von rund 60 auf am Ende noch genau drei Server. Dieser Vorgang ist mittlerweile zu 88 Prozent abgeschlossen. Für 2006 ist nun eine Auslagerung der Serverhardware geplant. »Wir wollen allerdings nur den Betrieb der Server, der Virtualisierungsschicht und einiger weiterer Funktionen wie Security extern vergeben«, sagt Fallnich. Die prozessnahen Services und die Applikationsentwicklung dagegen bleiben im Haus.
Wertschöpfung im Haus behalten
Dass Fallnich sich für dieses Modell entschieden hat, liegt an zweierlei. Einerseits hat die Lösung, wie sie heute ist, einen sehr hohen Virtualisierungsgrad über mehrere Plattformen hinweg. »Wir authentisieren alle Systeme über einen unternehmensweiten Verzeichnisdienst. Das bedeutet eine starke Interdependenz aller Systeme. Dies bei einem Outsourcer nachzustellen, wäre sehr aufwändig und damit teuer«, erklärt der IT-Manager. Der zweite Grund besteht darin, dass sich aus der geschäftsnahen Gestaltung der IT-Services und -Prozesse ein direkter Mehrwert für das Unternehmen ergibt. Hier ist eine enge Integration mit den Fachabteilungen sinnvoll, wie sie nur eine interne IT-Abteilung leisten kann. Aus diesem Grund bleibt auch bei einer Auslagerung der Server die Personalstärke der IT-Abteilung unverändert.
Vortritt für Direktvermarkter
Eine wichtige Voraussetzung mehr Effizienz und die Auslagerung der THK-Serverhardware in das Rechenzentrum eines Outsourcers ist die Virtualisierung der Serverplattform. Dafür wird ESX von Vmware verwendet. Die Software vereinfacht die Serverinfrastruktur durch das logische Partitionieren und Isolieren von Serverressourcen in so genannten virtuellen Maschinen. So lassen sich Applikationen und Infrastrukturdienste unter unterschiedlichen Betriebssystemen gezielt auf einem Server zusammenführen. Vmware ESX übernimmt dabei die Rolle des Hostsystems und isoliert die verschiedenen Betriebssysteme und Anwendungen in so genannten virtuellen Maschinen voneinander. Bei der Hardware vollzog THK im Jahr 2002 einen Schwenk zu Dell. Auf den Direktvermarkter fiel die Wahl aus mehreren Gründen. »Wir wollten einen Hersteller, der uns europaweit betreuen kann und auch Erfahrung im Umgang mit Mittelständlern hat«, begründet Fallnich. Im Resellergeschäft müsse man immer mit Verzögerungen rechnen. »Wichtig war zudem, dass Dell uns zusagte, weiterhin nicht nur Windows-Betriebssysteme zu unterstützten und damit gegen den gerade herrschenden Strom schwimmt«, sagt der IT-Manager weiter. Weiter spielte die Servicequalität eine Rolle. »Bevor wir mit Dell ins Geschäft kamen, hatten wir andere Partner, die plötzlich den Support ihrer Produktlinien änderten. Es kam zu Serviceverkürzungen von drei auf ein Jahr, es gab keinen Vor-Ort-, sondern nur noch Einsendeservice, und den sollte es auch nur noch über Reseller geben. Das hat uns nicht gefallen«, sagt Fallnich. Supportpersonal sei oft nicht ausreichend qualifiziert gewesen. Andere Hersteller, die Fallnich in betracht zog, waren schlicht zu teuer. Von Dell stammten schon die 60 Server, die für die Zentralisierung verwendet wurden. Drei Poweredge-6650-Maschinen bilden nun die neue Hardwareplattform. Jedes der Vierwege-Systeme hat 16 GByte Arbeitsspeicher (mittlerweile aufgerüstet auf 24 GByte), 4 MByte Level-3-Cache und 3 GHz schnellen Xeon-Prozessoren. Die Daten landen auf einer EMC CX200. Sie enthält insgesamt 48 Festplatten, etwa zur Hälfte Fibre Channel und SATA, wobei demnächst neue 500-GByte-SATA-Platten eingesetzt werden. Die Gesamtkapazität beträgt dann 10 TByte. Das Speichersystem hat THK ebenfalls von dem Direktvermarkter bezogen.
Drei Betriebssysteme – ein Server
Durch den Einsatz von Vmware ESX kann Fallnich nun seine drei Betriebssystem-Plattformen parallel auf den Servern betreiben. Zudem entfällt der Zwang zur Clusterbildung, da sich die Systeme bei Ausfall eines Servers dank Vmware ESX jederzeit schnell klonen lassen. Unter Netware laufen die ehemals sieben teilweise geclusterten Server für File, Print, den Verzeichnisdienst und das Netzmanagement der Infrastruktur. Letztere basiert auf einem teils in Kupfer, teils in Glasfaser realisierten Gigabit-Ethernet-Backbone, wobei die Arbeitsplatzanbindungen hauptsächlich mit 100 MBit/s realisiert sind. Auf zehn weiteren Servern lief bis zur Konsolidierung Suse-Linux. Diese Server hosteten die Groupware-Anwendung Lotus Notes, die früher auf der AS/400 beziehungsweise Windows lag und weitere Applikationen oder Dienste wie EDI (Electronic Data Interchange), FTP-Dienste und Web-Anwendungen. EDI ist vor allem für die Kommunikation mit den Kunden aus der Automobilbranche nötig, bei denen THK direkt in die Produktionslinie liefert. Die Kunden aus diesem Bereich tragen derzeit rund fünf Prozent zum Umsatz bei. Auf den restlichen mehr als 40 Servern lief Windows 2000, auf einem, dem Datenbankserver Windows 2003. Unter Windows 2000 werden die Office-Applikationen gehostet, die sich die Clients mittels Citrix auf den Bildschirm laden. Außerdem laufen hier Clients für die zentralen Hostsysteme AS/400 und RS/6000, die in der weltweiten Zentrale in Tokio stehen. Nun fehlt nur noch ein Schritt, um den gesamten Plan von THK wie vorgesehen abzuschließen: die physikalische Auslagerung der Server. Geplanter Outsourcing-Partner ist BT. Das Unternehmen hat sich bereits als Netzwerkpartner von THK bewährt. »Mit Hilfe von BT konnten wir unsere WAN-Kosten auf ein Viertel senken«, sagt Fallnich. Da lag es nahe, die bewährte Partnerschaft auch bei der RZ-Auslagerung beizubehalten. Ist dieser Schritt abgeschlossen, können sich die IT-Mitarbeiter von THK endlich ausschließlich dem widmen, was den höchsten Mehrwert für ihr Unternehmen bringt: der geschäftsprozessnahen Gestaltung der IT-Anwendungsarchitektur und der Services.