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Kommentar

Servus, »Systems«

Einst wurde sie als »CeBIT des Südens« gefeiert, jetzt hat die Messe München dem einstigen Star den Laufpass gegeben. Ein Rückblick mit ein wenig Wehmut.

Autor:Bernd Reder • 24.10.2008 • ca. 1:45 Min

Die letzte ihrer Art: Eine "Systems 2009"wird es nicht mehr geben.
Auch "große Namen" wie Google, die auf der Systems 2008 vertreten waren, konnten die Veranstaltung nicht retten.
Auch "große Namen" wie Google, die auf der Systems 2008 vertreten waren, konnten die Veranstaltung nicht retten.

Einen solchen Abgang hat die alte Dame nicht verdient. Zugegeben, die Systems war in die Jahre gekommen. Auch etliche Schönheitsoperationen, die sie nach ihrem Rekordjahr 2000 mit fast 150.000 Besuchern und 3200 Ausstellern über sich ergehen lassen musste, konnten ihr wahres Alter nicht mehr verbergen. In diesem Jahr war sie für gerade einmal für 1000 Firmen und circa 39.000 IT-Fachleute von Interesse.

Immerhin 40 ist sie geworden, Madame Systems. Damit hat sie mehr Jahr auf dem Buckel als ihre ewige Rivalin CeBIT. Die Veteranen der IT-Branche erinnern sich noch an die Aufbruchsstimmung, die Ende der 80er Jahre auf der Systems herrschte. Damals, als es in den Hallen auf dem alten Messegelände neben der Theresienwiese noch hoch her ging, auch in Sachen Party. Als es noch deutsche IT-Hoffnungsträger gab wie Nixdorf und Siemens.

Doch am vergangenen Mittwoch dann die fristlose Kündigung, in einer stillosen Art und Weise: Ein paar Minuten vor der Pressekonferenz die Vorabinformation der Münchner Messe an die Aussteller. Dann die als Aufbruch zu neuen Ufern verpackte Meldung »It’s all over now«.

Chancen nicht genutzt

Klar, wenn sich eine geschäftliche Aktivität nicht (mehr) rechnet, muss sie entweder eingestellt werden, oder man findet eine Möglichkeit, sie profitabel zu machen. Letzteres hat die Münchner Messe zu spät und in unzureichender Weise versucht. Die Jahre nach Platzen der Internet-Blase 2001 waren geprägt von Aktionismus, nicht von Strategie.

Mittlerweile haben andere Veranstaltungen viel versprechende Nischen besetzt, etwa die Storage Networking World in Frankfurt, die Infosecurity in London oder der GSMA Mobile World Congress in Barcelona. Und ausgerechnet im Bereich IT-Sicherheit will nun die Münchner Messe im kommenden Jahr reüssieren – einem Feld, das bereits durch eine Vielzahl von Veranstaltungen abdeckt wird.

Ganz zu schweigen davon, dass die Ankündigung der Messegesellschaft reichlich spät kam, im Juni 2009 ein IT-Sicherheits-Event zu veranstalten, und dazu im Herbst eine wie auch immer geartete ITK-Veranstaltung. Ein wenig Vorlauf benötigt nun einmal jeder potenzielle Aussteller. »Mal eben schnell« einen Messeauftritt zu organisieren und die erforderlichen Gelder locker zu machen, funktioniert nicht.

Dass wieder einmal Aktionismus statt Strategie angesagt ist, zeigt auch die Tatsache, dass der eingeführte Name »Systems« quasi weggeworfen wurde. Jedermann weiß, wie schwer es ist, einen neuen Brand zu kreieren und bekannt zu machen.

Aber was soll’s: Die Systems ist Geschichte. Schade, dass sie ein solch unrühmliches Ende fand. Servus, Systems.