2D-Trickfilm-Animation mit dem PC

So funktioniert die moderne Trickfilm-Produktion

26. November 2010, 11:01 Uhr |

In den klassischen Trickfilmgenres ersetzt Computertechnologie aufwändiges Equipment und vereinfacht den Arbeitsablauf. Künstler müssen nur noch drei Dinge mitbringen: Wissen, Talent und Zeit. Wir zeigen, wie es funktioniert.

Filmtricks und Trickfilme haben eine lange Tradition. Künstliche Realität begeistert schon seit Beginn der Filmgeschichte die Zuschauer. Und so entsteht ein Trickfilm.

Prinzipielle Herangehensweise

Grundlage eines Animationsfilms sind die Figuren-Entwürfe und die Spielhandlung. Im Drehbuch ist die Geschichte bereits in einzelne Szenenbilder aufgeteilt. Im nächsten Schritt wird daraus ein Storyboard, das die Szenen in Aufnahmen (Takes) unterteilt.

Ein "Take" ist der Zeitraum zwischen zwei Schnittwechseln im fertigen Film. Storyboards sind Pflicht: Trickfilme sind zeit- und kostenintensiv. Während es bei Realfilmaufnahmen möglich ist, schnell mal eine Aufnahme aus einer anderen Perspektive "zur Reserve" zu machen, geht das bei Trickfilmen nicht, denn zuviel Arbeit und Geld würden im Papierkorb landen.

Die Erstellung eines Storyboards erfordert tiefe Kenntnisse in Bildsprache und Schnitt eines Spielfilms. Nur dann funktionieren Bewegungsrichtungen der Figuren und Umschnitte zwischen den Szenen ohne großen Verlust von Einzelbildern.

Storyboard und Skizzen

Auf der Basis des Storyboards werden für jeden Take die Storyboard-Bildchen vergrößert und als grafisches Layout aufbereitet. In den Layouts sind die Figuren und Hintergründe skizziert. Auch von allen Zeichnern einzuhaltende Schnittkanten sind eingezeichnet – wenn z. B. eine Figur hinter einer Tür auf dem darunterliegenden Hintergrund verschwinden soll.

Die Layouts sind die Basis für Animatoren und Hintergrundmaler. Hintergründe werden meist von Spezialisten gefertigt, da sie mehr Details enthalten als die Figurenanimation. Bei der Animation von Figuren zählt jeder Strich, der mitgezeichnet werden muss und Zeit kostet.

Für alle Trickfilmfiguren gibt es verpflichtende Modelsheets, die die Figuren in allen 3D-Ansichten zeigen. Da jeder Künstler seinen eigenen Stil hat, wird bei Spielfilmen jede Hauptfigur von einem Zeichner animiert.

Die von Walt Disney konstruierte Schiene hält die Zeichnungen übereinander. Die Schlitze kompensieren die Ausdehnung des Papiers.

Als nächster Schritt erfolgt die Aufnahme der Sprecher und die Erstellung eines so genannten Animatic, auch Story Reel genannt. Hier wird das Storyboard sozusagen abgefilmt und mit minimalen Animationen als Film in der gesamten Länge ansehbar gemacht.

Meist sind die Szenen in schwarzweißen Scribbles und es gibt pro Take nur drei bis vier Einzelzeichnungen, aber das Gesamtwerk mit Sprache und Musik lässt sich bereits dramaturgisch bewerten und optimieren. Beim Fertigen der Animationen werden im Story Reel die Layouts durch die vervollständigten Szenen ersetzt, bis der Film fertig ist.

Praxisbeispiel: Animation einer Katze

Wie gehen Profis vor? Der in München lebende Trickfilmzeichner und Künstler Ken Dowsing produziert vor allem Werbespots. Für das PC Magazin hat er eine Demo-Szene gezeichnet, bei der eine Katze die Pfote hebt.

Führungslinien geben Halt

Führungslinien und Gelenke sind für den Animator die Grundlage. "Die Konstruktion der Bewegung einer Figur erfolgt aufgrund von Führungslinien", sagt Dowsing. "Fast alle Bewegungen sind logarithmisch: Sie beginnen und enden mit Verlangsamung und haben die höchste Beschleunigung in der Mitte." In den Modelsheets der Figuren sind zudem die Gelenke ("bones") fixiert.

Arbeitsteilung

Ken Dowsing zeichnet als Animator die Eckphasen ("Keyframes") einer Bewegung, die Zwischenphasen ("Inbetweens") werden vom Assistenten ausgeführt.

Jetzt kommt wie in guten alten Zeiten ein analoger Schritt: Fast immer werden die Bewegungsphasen auf Papier gezeichnet, denn das funktioniert schneller und besser als auf einem Grafiktablett.

Um mehrere Einzelzeichnungen (Papierphasen) zugleich zu betrachten, arbeitet Dowsing mit einer von hinten beleuchteten Scheibe.

Auch ein geübter Animator muss immer wieder seine gezeichneten Bewegungsabläufe kontrollieren. Das geschieht im Linetest. Die einzelnen Bewegungsphasen werden mit einer Reprokamera aufgenommen. Linetest-Programme arbeiten üblicherweise mit einer Digitalkamera oder mit einem Scanner.

Davon sind einige sogar kostenlos, z. B. Monkey Jam. Die Hardware-Anforderungen sind minimal. Ein ausrangierter PC lässt sich dafür gut einsetzen. Viele Compositing-Programme haben ebenfalls eine Linetest-Funktion eingebaut.

Der Vorteil: Ein zweites Einlesen der Bewegungsphasen in den Computer entfällt. Stimmt die Animation, kann ein zweiter Mitarbeiter sofort mit dem Kolorieren der Figuren weitermachen. Eines der häufig in Studios auf Windows-PCs verwendeten Programme ist das Programm CTP der Firma Crater Software.

"Das Einscannen der Konturenzeichnungen sollte nicht als Graustufenscan, sondern als Strichzeichnung erfolgen", sagt Dowsing, "Zudem müssen alle Binnenformen der Figur geschlossen sein, damit sie in der Software ohne Überlauf mit Farbe ausgefüllt werden können."


  1. So funktioniert die moderne Trickfilm-Produktion
  2. Steuerung des Animationsablaufs
  3. Zweidimensionalen Animation
  4. Hilfreiche Links

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