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SOA-Serie Teil 5

Software-Bausteine für die Prozesse

Software-Bausteine für die Prozesse Serviceorientierte Anwendungen und ein IT-gestütztes Management der Geschäftsprozesse bedingen sich gegenseitig.

Autor:Redaktion connect-professional • 31.1.2007 • ca. 3:45 Min

Serviceorientierte Architektur (SOA) und Business Process Management (BPM) werden inzwischen oft zusammen betrachtet. BPM beschäftigt sich mit der Verbesserung von Geschäftsprozessen. Es geht um Innovation, um Steigerung der Effizienz und Senkung der Kosten, um bewährte Vorgehensweisen und um Befolgung (Compliance) von Regulierungen. BPM erfordert die Messbarkeit der Prozesse entlang vorgegebener geschäftlicher Metriken (Key Performance Indicators, KPIs). Ein Business Rules Management (BRM) innerhalb eines BPM-Systems (BPMS) ermöglicht es, die Abläufe mit prozess­übergreifenden Geschäftsregeln (Business Rules) flexibel zu konfigurieren. Diese Business-Regeln sind in einem BPM Repository gespeichert und können in verschiedenen Prozessen verwendet werden. Um Prozesse bezüglich ihrer Performance entsprechend der KPIs zu überwachen, bedarf es eines Prozess-Monitoring. Dieses wird von dem so genannten Business Activity Monitoring (BAM) als Teil eines BPMS durchgeführt. BAM spielt eine wesentliche Rolle im BPM-Kontext. Denn um Geschäftsprozesse kontinuierlich verbessern zu können, sind Messbarkeit und Monitoring der KPIs Voraussetzung. Während BPM den Ablauf der Aktivitäten definiert und orchestriert, unterstützt BAM das Management des Prozesses in Echtzeit. BAM aggregiert, analysiert und präsentiert relevante und zeitlich wichtige Informationen über die geschäftlichen Aktivitäten innerhalb eines Unternehmens sowie über involvierte Kunden, Lieferanten und Geschäftspartner. SOA hilft, die Kosten von BPM zu senken, indem es die Infrastruktur für die geschäftlichen Abläufe (Service Orchestration) und für das Business Activity Monitoring (BAM) durch flexible Datenintegration heterogener Services bereitstellt. SOA unterstützt die Wiederverwendbarkeit von Services. BPM ermöglicht eine prozesszentrierte Ausrichtung einer SOA und verbessert die Sichtbarkeit von Business-Services, die Agilität des Ma­nagements sowie die Leistungsfähigkeit der Geschäftsprozesse. Services abstrahieren von der Implementierungstechnologie und verschonen die Fachanwender mit der Komplexität der softwaretechnischen Realisierung. Der Fachbereich beginnt dadurch SOA zu verstehen und den Nutzen zu erkennen. BPM gibt SOA ein Business-Gesicht. Umgekehrt gibt SOA dem BPM ein IT-Gesicht, so dass die IT-Spezialisten die Geschäftsprozesse besser verstehen. In der Summe können IT und Fachbereiche passende Prozesse besser gemeinsam entwickeln und leichter ändern.

BPM und SOA wachsen ­zusammen
BPM unterstützt zum einen eine per­sonenzentrierte Geschäftsprozess-Sicht (Workflow Management) und zum anderen eine integrationszentrierte. Für integrationszentrierte Prozesse, die Orchestration und Systemintegration beinhalten, spielt die Service-Infrastruktur eine entscheidende Rolle. Damit haben diese Prozesse eine stärkere Affinität zu SOA. Es ist vorstellbar, dass SOA und BPM so zusammenwachsen, dass nicht mehr von SOA oder BPM, sondern nur noch von einer einzigen Disziplin gesprochen wird. Erfolgreiche BPM-Strategien legen ihren Schwerpunkt zuerst auf die Verbesserung der betrieblichen Abläufe und weniger auf die Rolle der Technologie. Insofern ist BPM mehr personenorientiert. Das bedeutet nicht, dass die IT-Perspektive weniger wichtig wäre. Ganz im Gegenteil, liefert die IT doch die wiederverwendbaren Dienste (Web Services) und Service-Komponenten, die die Prozessaktivitäten implementieren, die dann durch eine Workflow Engine orchestriert werden. Das Orchestrierungsverhalten dieser Engine wird mit einer standardisierten Sprache, der Business Process Execution Language (BPEL), beschrieben. Dies bedeutet aber nicht, dass die Business-Analysten der Fachbereiche in der Lage wären, selber BPEL-Prozesse im Rahmen eine SOA-Infrastruktur zu ändern oder zu definieren. SOA und BPEL sind anders als BPM nicht für Business-Leute gedacht. Die Werkzeuge, Methodologien, Best Practices und sogar die Unternehmenskultur von Unternehmen mit BPM-Fokus sind anders als die, die von BPEL und SOA ausgehen. Deshalb ist es wichtig, dass Hersteller ihren Kunden die passenden Werkzeuge, Verfahren und Generatoren liefern, um BPM und SOA erfolgreich zu vereinen. Die Fülle der technologischen Details überlassen die Fachabteilungen natürlich gern der IT. Der CIO und die Mitarbeiter in den IT Abteilungen – wie Anwendungsarchitekten, Entwickler, Komponenten-Assembler und Personen für das Service Level Management – beschäftigen sich auf der IT-Ebene mit BPEL-Prozessen und IT-Services und -Komponenten, die für den Fachbereich transparent sein sollten. Oberhalb dieser Ebene liegen die geschäftlichen Strategien, Ziele, Regeln und Prozesse. Diese werden vom Fachbereich technologieneutral formuliert und entworfen. Hier sind BPM und BRM angesiedelt. Deshalb müssen die Werkzeuge und Methoden der Hersteller auch für diese Ebene grafische Designer umfassen. Die linke Seite der Abbildung auf Seite 32 zeigt den Lebenszyklus von SOA und BPM. Die BPM-Komponente übernimmt die Geschäftsprozessmodellierung auf fachlicher Ebene. BRM ist für das Definieren von fachlichen Regeln und das Assemblieren von Regeln (gestützt auf Policies) verantwortlich. Fachliche Objekte werden spezifiziert und den entsprechenden Prozessaktivitäten zugeordnet. Sie definieren damit die Schnittstellen der Geschäftsprozessaktivitäten. Damit können Geschäftsprozesse auf höchster fachlicher Ebene simuliert werden. Die IT liefert in einer SOA die Anwendungs- und die Infrastrukturprogramme für lose gekoppelte Services. Dabei wird der geschäftliche Ablauf softwaretechnisch abgebildet. Danach wird der IT-Prozess nach dem BPEL-Standard generiert. Die Geschäftsprozessaktivitäten wiederum werden auf Service-Komponenten abgebildet, die von einer BPEL Engine orchestriert werden. Die Service-Komponenten können nach dem Standard der Service Component Architecture (SCA) entworfen und anschließend mit Werkzeugen auf Eclipse-Basis oder aus Microsofts Paket Visual Studio entwickelt werden. Der BPEL-Prozess orchestriert die geschäftlichen Aktivitäten sowie das BAM.

Ein umfassendes ­Repository
Alle beschriebenen Elemente einer integrierten Disziplin SOA und BPM spielen zusammen – von den geschäftlichen Regeln und Objekten, dem fachlichen Prozessmodell und dem BPEL-Modell bis zu den Service-Komponenten der IT – und werden im Sinn eines Model Driven Development top down entworfen und implementiert. In einem Repository sind in jeder Phase des Lebenszyklus alle Informationen gespeichert und abrufbar.