Storage ? eine Branche im Umbruch

29. September 2005, 0:00 Uhr |

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Storage ? eine Branche im Umbruch (Fortsetzung)

Die Storage-Branche geht einkaufen
Beispiele? Die gibt es massenweise: CNT verleibt sich den Switch-Hersteller Inrange ein, um seinerseits von McData, einst unangefochten bei Director-Switches, verschluckt zu werden. Jetzt muss sich McData mit Brocade und Cisco auseinander setzen. EMC übernimmt mit Legato und Documentum gleich zwei reine Software-Player, dazu kommen Backup-Spezialist Dantz und jüngst Rainfinity, um nur einige der ­etwa 20 Akquisen zu nennen, die das Unternehmen in den letzten Jahren durchführte.
Veritas kaufte zuerst kleinere Softwarefirmen, zum Beispiel KVS, einen der zwei wichtigen Anbieter von E-Mail-Archivierungslösungen, um selbständig zu bleiben. Dann übernahm Symantec die Firma und hat nun ein Software-Imperium, das Security und Storage unter einen Hut vereint.
Dass Sicherheit wichtig ist, hat man auch andernorts verstanden: Der Marktführer bei Hardware-Verschlüsselung, Decru, wird von Netapp übernommen. Netapp ist nun der einzige bedeutende Player, der sich auf die NAS-Technologie konzentriert. Denn Adaptec, dem margenschwachen Netzwerkmarkt vor einigen Jahren gerade noch mit knapper Not entronnen, hat vor einiger Zeit Snap, einen Netapp-Konkurrenten, eingekauft, um durch die Konzentration auf iSCSI und NAS die Haut zu retten.
Sun, gegenüber den Allroundern HP und IBM hoffnungslos ins Hintertreffen geraten, greift sich kurz entschlossen Storage Technology. Nun, so die Business-Logik des Deals, hat Sun Storage und Server und kann damit den beiden großen Alleskönnern die Stirne bieten. Hoffentlich.

Rette sich, wer kann!
Auch bei den ganz Großen wird aufgeräumt: IBM hat sich aus finanziellen Gründen vom traditionsreichen Festplattensegment getrennt. Die Disks produziert jetzt das Joint Venture HGST (Hitachi Global Storage Systems), an dem Hitachi die Mehrheit hält. Ganz ähnlich die Strategie von LSI Logic: Das OEM-Geschäft mit den Storagesystemen wurde in die Firma Engenio ausgelagert.
Der Tape-Markt konsolidiert ebenfalls heftig: Quantum schluckte hastig den LTO-Player Certance, um den Zug in die Tape-Zukunft nicht zu verpassen. Die Firma hatte zu lange allein auf DLT, den Konkurrenzstandard, gesetzt. ADIC sucht, so weiß es die Storage-Gerüchteküche, nach einem Partner, hat sich aber selbst kürzlich mit knapp zehn Prozent an Overland Storage beteiligt. Das Unternehmen versucht seit geraumer Zeit, sich in beratungsintensive Softwaremärkte zu entwickeln. CEO Peter van Oppen ist Realist, wenn er sagt: ?Ob ein Unternehmen unserer Größe selbständig bleiben kann, hängt hauptsächlich von seinem Innovationstempo ab.? Dann aber dalli.
Manchmal scheint es, die Konsolidierungs-Rallye müsste langsam ein Ende finden ? mangels Masse. Von den selbständigen, großen Storage-Allroundern ist nur noch EMC übrig geblieben. Es ist kein Zufall, dass auch hier die Spekulationen ins Kraut schießen: Cisco übernimmt EMC, hieß es Anfang Juli auf diversen Websites für Insider. Passiert ist bisher nichts.
Seagate und Maxtor dürften neben HGST auf weiteres im Festplattenmarkt überleben, bemühen sich allerdings ebenfalls, im Consumer-Segment Punkte zu machen, weil bei den Professionals keine großen Wachstumsraten mehr zu erzielen sind.
Im Bereich Vernetzung sind derzeit noch drei große Anbieter auf dem Markt. Brocade hat mit seinem Embedded Switching gerade wieder kräftig Land gewonnen. McData könnte über CNTs Service-Schiene Boden gut machen. Und Cisco ist finster entschlossen, in Storage investiert zu bleiben, auch wenn vielleicht die Erfolge nicht ganz so strahlend sind wie anfangs prognostiziert wurde.
Einige kleinere Player wie etwa Nexsan, Softek, Falconstore, Datacore, Iomega, Open-E oder Overland Storage haben es bisher geschafft, eigenständig zu bleiben. Ein paar relative Neulinge gibt es im Backup-Sektor, zum Beispiel Arkeia und Yosemite, Asigra, SEP Bakbone und Commvault. Fragt sich, wie lange sie selbständig bleiben.

Preise fallen ? Anwender profitieren
Was bedeutet der Konsolidierungsschub für den Anwender? Zunächst einmal Preissenkungen. Die Preise für Storage bewegen sich mittlerweile zum ersten Mal in Regionen, die auch echte Mittelständler (nicht die »gehobenen ab 500 Mitarbeiter«, von denen ge-­wisse IT-Player so gern reden) den ­Einstieg in vernetzte Speichersysteme gestatten.
Sodann mehr Standards und Kompatibilität und damit einfacheres Storage-Management. Je einfacher die Storage-Verwaltung, desto weniger Personal braucht man dafür, was wiederum die Hemmschwelle bei Investitionen senkt. Mit iSCSI, SATA und SAS gibt es mittlerweile einfachere Alternativen, die den teuren Fibre Channel in Teilbe­reichen obsolet machen dürften. Findige Integratoren wie Esesix oder MCE ­haben den Trend der Zeit erkannt und bieten maßgeschneiderte mittelstandsspezifische Lösungen an. Einen ähnlichen Weg beschreiten seit Anfang des Jahres auch EMC und HDS (vgl.Artikel S. 24).
Auch im Highend versucht man mit neuen, praktikablen On-Demand-Ansätzen die gewünschten Kostensenkungen zu realisieren. Besonders erfolgreich ist hier zur Zeit Fujitsu-Siemens mit der Triole-Strategie. Die zunächst hochfliegenden On-Demand-Pläne von IBM und HP dagegen mussten gründlich überarbeitet werden. Zu teuer, zu unsicher lautete das Verdikt der Kundschaft. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das On-Demand-Modell hat für Kunden mit einer gewissen Einkaufsmacht unbestreitbar reizvolle Züge.
Konsolidierung bedeutet verringerte Auswahl. Aber wie sich in anderen, ­bereits stark konsolidierten Märkten, etwa Server oder Networking, zeigt, muss das kein Nachteil sein, so lange es Wettbewerb gibt. Dieser ist bei wenigen, dafür größeren Anbietern ja auch besser überschaubar. Und sicher wird auch
der Storage-Markt irgendwann durch neue Player aus Fernost mit günstigen Preisen bereichert.
Letztlich ist die Konsolidierungs-Krise des Storage-Marktes wahrscheinlich gut für den Standort D. Denn nun können und müssen (aufgrund gesetzlicher Regelungen) sich zum ersten Mal auch kleinere Firmen ? das viel gelobte Rückgrat der hiesigen Wirtschaft ? mit einer zeitgemäßen, vernetzten Storage-Infrastruktur ausstatten. Und die ist wiederum Voraussetzung dafür, dass Daten schnell überall da zur Verfügung stehen, wo sie für wichtige Geschäftsprozesse gebraucht werden ? ein Vorteil im globalen Wettbewerb um den Kunden.


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