Supplies: Einmal Volltanken, bitte. Wiederbefülltes Verbrauchsmaterial ist gefragt, doch Leergut ist knapp. Mit Sammelsystemen beschaffen sich Refiller leere Toner- und Tintenkartuschen. Fachhändler können so mit den gebrauchten Behältern ihre Marge aufbessern. Doch nicht jedes System arbeitet seriös.
Leergut ist ein knappes Gut. Mancher Wiederbefüller könnte mehr aufgetanktes Verbrauchsmaterial verkaufen, wenn er nur genug leere Kartuschen hätte. Dabei sind sowohl Patronen als auch Tonerkassetten gefragt. Im Consumer-Segment herrschen die Tinten vor. Hier sind kompatible Supplies begehrt wie nie zuvor. Dazu tragen vor allem zwei Elemente bei: Immer mehr Digitalkamera-Besitzer drucken ihre Bilder am eigenen Tintenstrahl-Drucker aus, doch bei vielen Verbrauchern sitzt der Geldbeutel nicht mehr so locker. Sie suchen nach preiswerten Alternativen zu den teuren Original-Supplies.
Im Gegensatz zu Patronen beispielsweise von Canon- oder Epson, bilden bei HP- und Lexmark-Patronen die Druckköpfe und die Tintenbehälter eine Einheit. Durch zahlreiche Patente sind in vielen Ländern Nachbauten nicht erlaubt. Der einzige Weg ist daher, die Original-Patronen wieder zu befüllen. Auch komplexere Bauweisen von Patronen anderer Hersteller machen das Wiederbefüllen lohnenswert. Doch dafür muss ausreichend Leergut vorhanden sein, und nicht jede Patrone ist noch soweit intakt, dass sie wiederverwertet werden kann.
Rund um das begehrte Leergut ist ein florierender Markt entstanden. Broker kaufen und bieten die Ware zu Tagespreisen an. Der Leergut-Händler International Technology Products (ITP) zahlt beispielsweise bis zu vier Euro für Tintenpatronen und bis zu 13 Euro für Tonerkassetten. »Leider entsorgen noch viele Verbraucher die leeren Behälter im Hausmüll«, moniert Jasmin Hainz von ITP.
Fachhändler können gezielt ihre Kunden auf die Rücknahmemöglichkeit aufmerksam machen und dabei noch Geld verdienen. Häufig kommen auch Kunden mit den leeren Patronen zum Händler, um diese als Muster für eine neue Patrone vorzuzeigen. Es ist daher auch Kundenservice, diese Patronen zurück zu nehmen, auch wenn die aktuelle Elektroschrott-Verordnung noch nicht für Verbrauchsmaterial gilt. Dazu existieren mittlerweile zahlreiche Sammelsysteme. In der Regel ist die Abholung des Leerguts kostenlos. Die eingesammelte Ware wird nach Wiederverwertbarkeit und Qualität vergütet. Doch hier lauern einige Fallstricke. Oft stellen die Broker die Verwertung vermeintlich unbrauchbaren Materials in Rechnung, so dass den Sammlern unterm Strich wenig Verdienst bleibt. Außerdem ist die fachgerechte Entsorgung der unbrauchbaren Behältnisse nicht immer gewährleistet.
Gefragt sind vor allem Verbrauchsmaterialien, die zum ersten Mal wieder verwendet werden (»Virgin«). Daher versuchen die Refiller alles, um ihren Bedarf mit eigenen Sammelsystemen zu decken. »Rund 70 Prozent unserer wiederbefüllten Patronen haben wir selbst eingesammelt«, erklärt Karl Kallinger, Geschäftsführer der Pelikan Hardcopy Deutschland GmbH. Neben Sammelaktionen in Schulen und Vereinen bietet der Marktführer bei kompatiblem Verbrauchsmaterial auch dem Fachhandel ein eigenes Rücknahmesystem mit bedarfsgerechten Sammelboxen an.
K+U Printware aus dem badischen Ettenheim mit dem Label »Free Color« hat zur Leergut-Beschaffung eine eigene Tochterfirma gegründet. Die Collect GmbH bietet je nach Kundenwunsch die passenden Behälter, vom Pappkarton bis zu Gitterboxen oder Paletten. Die Ware wird dann bundesweit kostenlos abgeholt und nach der Wareneingangskontrolle entsprechend vergütet.
Auch die KMP Printtechnik AG, nach GfK Nummer Zwei im Markt für alternative Consumables, besitzt ein eigenes Rücknahmesystem. »Wir haben unsere Kombi-Sammelbox für Tinten- und Toner-Kartuschen so konzipiert, dass das Leergut beim Einwerfen nicht beschädigt wird«, beschreibt Erwin Ettenhofer, Leiter Marketing und Produktmanagement, den Vorteil seiner Box. Zudem bietet KMP für Reseller die Möglichkeit, genau die Behälter wieder zu befüllen, die sie auch eingereicht haben.
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Erst kürzlich hat Hewlett-Packard eine Recycling-Anlage für leer gedruckte Tintenpatronen in Betrieb genommen. Selbst ein Vertreter des Umweltministers war anwesend, um das Engagement des Unternehmens für die Umwelt zu würdigen. Doch unter dem grünen Mantel stecke nur das Interesse, dem Refiller-Markt das Leergut zu entziehen, schimpfen die Anbieter der wiederbefüllten Konkurrenzprodukte. Damit mögen sie Recht haben, doch besser sind sie nicht. Ihre Rücknahmesysteme dienen hauptsächlich dem Zweck der Leergutbeschaffung, der Umweltaspekt ist nur ein willkommenes Nebenprodukt für ein positives Image. Was mit dem großen Anteil der nicht wieder verwertbaren Patronen geschieht, ist leider oft nur schwer nachprüfbar.
Die Großen der Branche können sich der Kontrolle nicht entziehen, doch bei den vielen kleinen ist die umweltgerechte Entsorgung nicht gewährleistet.
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Collect GmbH
Industriepark 1, D-77955 Ettenheim
Tel. 07822 44677-0, Fax 07822 44677-77
www.collect-gmbh.de
International Technology Products GmbH
Röntgenstraße 4, D-63512 Hainburg
Tel. 06182 95888-0, Fax 06182 95888-77
www.itp-leergut.com
KMP Printtechnik AG
Pfarrer-Findl-Straße 40, D-84307 Eggenfelden
Tel. 08721 773-0, Fax 08721 773-11
www.kmp-europe.com
Pelikan Hardcopy Deutschland GmbH
Pelikanplatz 25, D-30177 Hannover
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