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Systemhaus Bechtle stellt sich auf Rezession ein

Systemhaus Bechtle stellt sich auf Rezession ein

Novum bei Deutschlands größtem Systemhaus: Erstmals seit Jahren rechnet Bechtle mit spürbarem Umsatz- und Gewinnrückgang. Der neue CEO Thomas Olemotz schließt nichts aus, sogar Entlassungen seien denkbar. An einem Standort ist bereits Kurzarbeit angemeldet.

Autor:Martin Fryba • 25.3.2009 • ca. 1:10 Min

Die allgemeine Wirtschaftsflaute hat das Systemhaus Bechtle erreicht. CEO Thomas Olemotz hat vergangene Woche sinkende Umsätze und einen Gewinnrückgang im laufenden ersten Quartal vorhergesagt. Der Manager rechnet mit Werten, die »deutlich unter Vorjahr liegen«. Im schlimmsten Fall seien sogar zweistellige Rückgänge möglich. Eine Prognose für das laufende Geschäftsjahr nannte Olemotz nicht. Im vergangenen Jahr setzte Bechtle im ersten Quartal fast 337 Millionen Euro um, ein Plus von acht Prozent. Das Ergebnis vor Steuern kletterte damals um fast 13 Prozent auf zwölf Millionen Euro.

Olemotz gab an, »Kosten in allen Bereichen« überprüfen zu wollen. Sogar einen Stellenabbau wollte er »zu diesem Zeitpunkt nicht ausschließen«. Entsprechende Pläne gäbe es aber noch nicht. Ein Bechtle-Systemhaus hat bereits Kurzarbeit angemeldet, ein anderes könnte sich dieser Maßnahme anschließen. Die Entscheidungen darüber treffen die jeweiligen Geschäftsführer der Bechtle-Systemhäuser, die direkte Ergebnisverantwortung für ihre Niederlassung tragen.

Die ausbleibenden Aufträge aus der Industrie will Bechtle durch verstärkte Vertriebsanstrengungen im Geschäft mit Behörden kompensieren. Die entscheidende Frage sei laut Olemotz, »inwieweit uns das gelingt«. Erst vor kurzem meldete Bechtle einen zweistelligen Millionenauftrag von der Bundeswehr.

Die derzeitige Schwächephase kommt für Bechtle zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Das Systemhaus steht mit seinem E-Commerce- Handelsgeschäft kurz vor dem Markteintritt in Portugal. In der zweiten Jahreshälfte 2009 ist eigentlich der Eintritt in den osteuropäischen Markt geplant, später will Bechtle sogar nach Brasilien expandieren.

Dennoch wird Bechtle für 2008 wie im Vorjahr eine Dividende von 0,60 Euro je Aktie ausschütten. Knapp ein Prozent der Bechtle-Aktien hält der Firmengründer und Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Schick, seine Tochter, ebenfalls Mitglied im Aufsichtsrat, ist mit 32 Prozent größte Einzelaktionärin.