Freitag letzter Woche waren sich die Emissäre der Otto-Gruppe und des Tech-Data-Konzerns einig: Tech Data Schweiz übernimmt die Vermögensteile der Actebis Schweiz. Damit sind alle Actebis-Gesellschaften verkauft.
Die Verpflichtungen bleiben bei der Actebis-Holding, die Vermögensteile gehen an die Tech Data Schweiz über. Der Kauf der Actebis (CRN-Online, 13. August) sorgt für Neuordnung der Schweizer Distributionsszene. Mit Actebis wird ein Grossist übernommen, dessen Stärken vor allem in der Verkaufsorientierung, im SMBGeschäft und beim Vertrieb von Produkten der Hersteller Microsoft, Lenovo, FSC und HP liegen. Gerade mit HP hatte der bisherige Actebis Managing Director Hans-Peter Weiss, Trümpfe in der Hand: »Wir haben die Großformatprinter Design Jet und großen Multifunktionsgeräte unter Vertrag.« Außerdem war Actebis in der Westschweiz Marktführer.
Das ist jetzt Makulatur. Mit der Schweiz hat der Otto-Konzern die letzte Landesgesellschaft unter Dach und Fach gebracht. Zum Kaufpreis, wie immer: kein Kommentar. Aber da – aufgrund des andauernden Rechtsstreites zwischen Actebis und HP wegen Graumarktgeschäfte – Tech Data »nur« die Vermögensteile übernommen hat, dürfte sich der Deal für Otto gelohnt haben.
Bis zum Übernahmetermin am 1. September müssen Standorte, Produkte und Lieferantenverträge geordnet werden. Das ist auch die derzeitige Aufgabe von Weiss. Was danach kommt, dazu gibt es für den Front-Office-Chef zwei Optionen: »Entweder eine Position in der Unternehmensgruppe der Actebis-Holding oder eine externe Funktion.«
Für schätzungsweise die Hälfte der 96 Vollzeit Actebis-Mitarbeiter wird es hingegen einen Sozialplan geben. Auf jeden Fall hat Tech Data angekündigt, dass sie ihnen professionelle Unterstützung bei der Arbeitssuche anbieten werde. Die anderen Mitarbeiter werden übernommen – vor allem jene aus Marketing und Vertrieb. So beispielsweise im westschweizerischen Gland, wo beide Grossisten ein Vertriebsbüro unterhalten. »Die Actebis-Leute brauchen nur über das Bahngleis in unseren Standort zu wechseln«, versichert Tech Data Managing Director Manfred Steinhardt.
Steinhardt hat sich viel vorgenommen. So rechnet Tech Data, Nummer zwei in der Schweiz, mit einem Umsatz zwischen 750 und 800 Millionen Schweizer Franken (460 bis 490 Millionen Euro). »Mit der Übernahme verbreitern wir nicht nur unser Dienstleistungsangebot, sondern steigern die Leistungsfähigkeit und stärken so unsere Marktposition «, führt Steinhardt aus. Künftig wird er den etwa 6.500 Wiederverkäufern ein Warensortiment von rund 30.000 Produkten – wovon 12.000 ständig am Lager verfügbar sind – anbieten können. Die Zentrale bleibt bei Tech Data in Rotkreuz.