Weitere Insolvenz eines Systemhauses

Top-IBM-Systemhaus Rznet AG ist insolvent

28. August 2009, 10:19 Uhr | Martin Fryba
Von der Wachstums- zur Krisenplanung: Rznet-Vorstand Lothar Papenberg

Die Welle der Systemhaus-Insolvenzen reißt nicht ab. Rznet AG, ein großer Partner unter anderem von IBM, Citrix und Vmware, musste Insolvenz anmelden. Gründer und Vorstand Lothar Papenberg hatte noch vor zwei Jahren auf Wachstum gesetzt.

Das renommierte Systemhaus Rznet AG mit Hauptsitz in Kerpen steht seit vergangenem Mittwoch unter Insolvenzverwaltung. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter setzte das Amtsgericht Köln Rechtsanwalt Norbert Weber ein.

Die nur zaghaft einsetzende Konjunkturbelebung kommt für eine ganze Reihe von Systemhäusern offenbar zu spät. Erst im Juli hatte der SAP-Spezialist Kirbis, ein kleineres Systemhaus, Insolvenz anmelden müssen. Im selben Monat folgte die Zahlungsunfähigkeit des größeren Systemhausverbunds TDMI, vor wenigen Tagen dann die Pleite der Probusiness AG und ihrer Tochterfirma in Hannover, am Donnerstag dieser Woche dann die Anschlussinsolvenz der Berliner Tochter Probusiness Berlin AG.

Noch vor zwei Jahren sah es bei Rznet AG so aus, als könne Firmengründer und Vorstand Lothar Papenberg das Wachstum der 1993 gegründeten Firma fortschreiben. Unter dem Eindruck eines sehr guten Geschäftsjahres 2006/2007 mit einem Wachstum von rund 15 Prozent hatte Papenberg Rznetz umgebaut und die Führungsebene neu besetzt. Mit 40 neuen Mitarbeitern wollte der Manager die Expansion von Rznet auch personell für die nächsten Jahre absichern.

Diese Strategie schien in den ersten sechs Monaten des Vorjahres sogar aufzugehen. »Wir haben unseren Umsatz im Halbjahr sogar mehr als verdoppelt und rechneten mit einem Jahreserlös von rund 30 Millionen Euro«, blick Papenberg im Gespräch mit CRN zurück. Es wurden rund 20 neue Mitarbeiter eingestellt. »Wir haben angesichts dieser guten Entwicklung kräftig investiert«, sagt der Manager. Aber zwischen Januar bis März 2009 und dann wieder im Juli und August sei der Auftragseinganz nahezu zum Erliegen gekommen. »Es ist fast nicht mehr gelaufen. Die Auftragsbücher sind wie eingefroren«, so Papenberg.

Vorstand Papenberg nennt hier vor allem die Wirtschaftskrise als Auslöser für den dramatischen Einbruch der Auftragslage bei Rznet. Angesichts dieser Entwicklung suchte Papenberg das Gespräch mit den Gesellschaftern, die durchaus bereits gewesen sein sollen, Überbrückungskapital nachzuschießen. Allerdings hatte Kreditversicherer Hermes in der Zwischenzeit die Notbremse gezogen und die Kreditlinie komplett gestrichen. »Die haben sich mit uns überhaupt nicht auseinandergesetzt«, klagt Papenberg.

Bis zuletzt verhandelte der Manager auch mit einem Investor, der sich jedoch am Montag dieser Woche gegen einen Einstieg bei Rznet entschied. »Mir blieb nichts anderes übrig als Insolvenz anzumelden«, sagt Papenberg.


  1. Top-IBM-Systemhaus Rznet AG ist insolvent
  2. Mehrere Investoren stehen bereit

Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+