Transparenz durch Verknüpfung von ERP- und BI-Systemen erhöhen

27. Oktober 2005, 0:00 Uhr |
Foto: Lewis Communications

Transparenz durch Verknüpfung von ERP- und BI-Systemen erhöhen. Manche Unternehmen sammeln zwar erfolgreich Daten in ihren ERP-Systemen, erhalten so aber keine Antworten auf strategische Fragen. Dafür sind Datenanalysen notwendig, die in erster Linie Business-Intelligence Tools leisten können. Eine Verknüpfung beider Systeme sollte aber gut vorbereitet werden.

Transparenz durch Verknüpfung von ERP- und BI-Systemen erhöhen

Unternehmen in der Fertigungsindustrie kommen heute ohne Geschäftslösung kaum noch aus: Systeme für die Warenwirtschaft, Betriebsdatenerfassung, Produktionsplanung und -steuerung sowie für das Lieferketten-Management und die Kundenbeziehungspflege sind nahezu Standard. Nach einer aktuellen ERP-Studie arbeiten drei Viertel der deutschen Industrieunternehmen mit mehr als 50 Mitarbeitern mit einem ERP-Standardsystem, weitere 14,5 Prozent setzen eine selbst entwickelte Lösung ein. Diese Transaktionssysteme steuern die Prozesse des Tagesgeschäfts und bilden dabei den jeweils aktuellen, operativen Status ab. Sie sind darauf ausgelegt, Daten zu speichern, Mengen abzugleichen, Transaktionen möglichst schnell ablaufen zu lassen und nachzuverfolgen sowie vordefinierte, geschäftsbezogene Reports zu liefern.

Rentabilität sichern
»Ein Standard-ERP-System gilt als Investition für zehn bis 15 Jahre. Über diesen Zeitraum hinweg müssen die Unternehmen den Wert des Systems erhalten und seine Rentabilität sichern«, sagt Markus Stahl, Manager Product Marketing EMEA bei Infor. BI-Systeme können dazu beitragen. Sie werten in kurzer Zeit große Mengen von Daten aus und können so mehr Transparenz in Unternehmensprozesse bringen: Trends und charakteristische Prozess- oder Verhaltensmuster werden in der Masse der Daten plötzlich sichtbar. So lassen sich Stellschrauben an Prozessen exakt justieren, Unternehmen können meist Einsparpotenziale oder höhere Gewinne realisieren. Ein Beispiel: Mit Hilfe einer BI-Lösung wird aus den erfassten Betriebsdaten herausgefiltert, wie viele Teile in einer Stunde in einem bestimmten Prozess hergestellt worden sind. Diese Daten bilden die Grundlage für eine Simulation, ob sich die Produktivität steigern lässt, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen. Jeder Mitarbeiter erhält die neuen Leistungsparameter und kann nachvollziehen, was genau mit welchem Ziel an den bisherigen Prozessen verändert werden muss. Gleichzeitig läuft die Betriebsdatenerfassung weiter und liefert dem BI-System die notwendigen Informationen, um zu analysieren, ob die Neuerungen die gewünschte Wirkung erzielt haben. Diese Methode lässt sich auch auf Daten aus dem Vertrieb und Marketing anwenden, um Kampagnen genauer auf Kundengruppen zuzuschneiden, sowie auf die Lieferkette, um Schwachstellen zu entdecken und auszumerzen.

Der Weg zur Integration
Es gibt mehrere Wege zur Integration von ERP- und BI-Systemen. So liegen beispielsweise bei Unternehmen, die eine hoch integrierte ERP-Lösung implementiert haben, die Daten in einer zentralen Datenbank vor. Hier ist es relativ einfach, die BI-Lösung per Schnittstelle zu verknüpfen. Die Nutzer fragen dann über die BI-Software Informationen in Form von Reports ab, die diese aus der ERP-Datenbasis generiert. Eine solche schnelle Integration ermöglichen inzwischen zahlreiche ERP- und BI-Hersteller, die ihre Produkte aufeinander abgestimmt haben. Sie hilft vor allem der IT und dem Endnutzer, um einfache Berichte und Listen ? wie etwa eine Händlerübersicht oder einen Inventurbericht ? rasch zur Hand zu haben.
Wenn die Geschäftsführung allerdings tiefer gehende Analysen des Datenbestands für strategische Entscheidungen haben möchte, ist die Verknüpfung aufwändiger. Das gilt auch, wenn ERP-Daten in unterschiedlichen Datentöpfen vorliegen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn eine Akquisition Unternehmen mit verschiedenen Systemen zusammengeführt hat. Für eine Analyse müssen Daten dort erst »herausgezogen«, dann bereinigt und in ein einheitliches Format gebracht werden. Die Verknüpfung von BI-Funktionalität und ERP-Daten nimmt daher in der Regel die Route über einen »Data Mart« als subjektorientierter Grundspeicher für das BI-System, der dann als einzige »Quelle der Wahrheit« fungiert. In diesen »virtuellen Repositories« sind die wichtigen Dimensionen eines Unternehmens repräsentiert ? in der Fertigung etwa Zeit, Produkte, Händler, Käufer, Umsatz, Kosten oder Bruttogewinn. Noch aufwändiger als ein Data Mart, ist der Aufbau eines Data Warehouse, in dem die beschriebenen Strukturen bereits vorbereitet sind. Analysen werden hier »online« interaktiv angestoßen ? die Ergebnisse sind leicht verständliche grafische Darstellungen statt endloser Berichte mit Tabellen und Zahlen.

Bedarf exakt festlegen
Wer ein neues BI-System von einem der zahlreichen Spezialisten wie beispielsweise Cognos, Hyperion, SAS oder Business Objects einführt, erhält somit maximale Flexibilität und Funktionstiefe, um sein Geschäft individuell zu analysieren. Allerdings: Ergänzende »Stand-Alone-Lösungen« sind nur dann sinnvoll, wenn das Unternehmen die darin enthaltenen umfangreichen Funktionen tatsächlich nutzt. Die Modul-Variante vom ERP-Hersteller liefert unter Umständen weniger Funktionstiefe, ist dafür aber durch vordefinierte Schnittstellen, vorprogrammierte Extraktions- und Transformationsprogramme sowie Lade- und Aktualisierungsprozesse schneller einsatzbereit. Ein weiterer Pluspunkt für die Lösungen von ERP-Herstellern: Anbieter, die sich auf spezielle Branchen fokussieren, lassen dieses Fachwissen auch in die Umsetzung des BI-Moduls einfließen. So können Marktanalysen noch exakter durchgeführt werden.
Nach Untersuchungen der Unternehmensberatung Pierre Audoin Consultants lässt sich hier ein Trend erkennen: ERP-Anbieter nehmen immer mehr komplementäre Funktionalitäten von eigenständigen IT-Lösungen ? neben Customer Relationship Management (CRM) und Supply Chain Management (SCM) eben auch BI ? in ihre Suiten auf. Kunden finden sie in ihrem Hauptmarkt ? im konservativen Industrieumfeld. Gerade dort liegt Geld für die IT-Branche: Rund ein Drittel des Bruttosozialprodukts in Deutschland wird in der Produktion erwirtschaftet ? nach Rechnungen von PAC steuern die Verträge im Industrie-Segment fast 40 Prozent zum Gesamtumsatz der Software- und IT-Services-Branche bei. Daran wiederum haben auch die hoch spezialisierten Lösungen für einzelne Branchen in der produzierenden Industrie ihren Anteil. Genau hier setzen jetzt die großen ERP-Häuser an und nehmen damit der Diskussion um Best-of-Breed oder hochintegrierter Software aus einer Hand den Wind aus den Segeln. Mit Aufkäufen von Spezialisten übernimmt es der Anbieter, sich um die Integration zu kümmern, noch bevor die Software bei Kunden landet.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+