Übergangsmarke Benq-Siemens gestartet: Offensive gegen Partner-Frust

26. Januar 2006, 0:00 Uhr |

Übergangsmarke Benq-Siemens gestartet: Offensive gegen Partner-Frust. In Berlin hat die taiwanische Benq Corporation die neue Mobilfunkmarke Benq-Siemens vorgestellt. Die verunsicherten Siemens Mobile-Partner will das Unternehmen schleunigst mit einer groß angelegten POS-Offensive optimistisch stimmen.

Übergangsmarke Benq-Siemens gestartet: Offensive gegen Partner-Frust

Einen noch unfertigen U-Bahn-Tunnel unter dem Potsdamer Platz in Berlin nutzte Benq in der vergangenen Woche als Veranstaltungsort, um den aus ganz Europa angereisten Journalisten die neue Mobilfunkmarke »Benq-Siemens« vorzustellen. Kein anderer Ort symbolisiere besser das erfolgreiche Zusammenwachsen von Ost und West, begründete CEO Clemens Joos die Wahl des ungewöhnlichen Veranstaltungsortes. Joos ? gerade einmal 100 Tage im Amt als Chef des neuen Handy-Bereichs ? hat ähnlich wie die Politiker nach Öffnung der Berliner Mauer die Aufgabe, Ost (Benq) und West (Siemens) gemeinsam auf Erfolgskurs zu bringen.

Fest steht schon jetzt: Sobald sich Erfolge einstellen, wird aus der Übergangs-Marke »Benq-Siemens« die Marke »Benq«. Wie mit Siemens vereinbart, geschieht dies spätestens in fünf Jahren. Ziel des Managements ist es allerdings, die Abnabelung in zwei bis drei Jahren zu vollziehen. Parallel gilt es, den Marktanteil deutlich zu steigern: Wunschziel sind weltweit zehn Prozent, womit Benq-Siemens hinter Nokia, Motorola und Samsung wieder den vierten Platz einnehmen würde. Im vergangenen Jahr war Siemens auf den sechsten Rang gerutscht.

Um die gesteckten Ziele zu erreichen gibt es ? vor allem intern ? noch viel zu tun: »Bei uns laufen auf einmal überall Asiaten herum und der Draht zu den alten Siemens-Kollegen ist gekappt«, beschreibt ein leitender Benq-Siemens-Mitarbeiter die momentane Lage im Münchner Hauptquartier. Ganz einfach dürfte es nicht werden, taiwanische und bajuwarische Unternehmenskultur unter einen Hut zu bekommen.

Der aus Taiwan angereiste Executive Vice President Jerry Wang zeigt sich da offener und schwärmt von der »Luxusmarke Siemens«, die aus seiner Sicht einen ähnlich hohen Stellenwert wie Daimler-Chrysler oder Hugo Boss besitzt. Die deutsche Ingenieursqualität und »150 Jahre Erfahrung in der Telekommunikation« ? von Siemens ? will er baldigst mit dem Design-Know-how und der Marktdynamik der 1984 gegründeten Benq Corporation vereinen. »Unsere Strategie wird uns zu einem nachhaltigen und erfolgreichen Handygeschäft führen«, ist Wang überzeugt.

Die bisherigen Siemens Mobile-Fachhandelspartner will Benq-Siemens durch direkte Aufklärungsarbeit, ein neues POS-Paket, eine Produktoffensive und eine Mitte März startende Roadshow in acht deutsche Großstädte bei der Stange halten. »Wir wissen, dass es insbesondere beim Thema Service derzeit eine hohe Verunsicherung gibt«, erläutert Deutschland-Vertriebsleiter Ulrich Twiehaus. Es stehe aber bereits fest, dass der umfassende Siemens-Service keinesfalls abgespeckt werde. Das Partnerprogramm »Fit for mobile« mit derzeit 400 Partnern liegt allerdings derzeit auf Eis. Voraussichtlich zu den Roadshows will das Unternehmen hier Neuerungen bekannt geben. Die enge und langjährige Zusammenarbeit mit TK-Distributoren wie Dangaard, Eno, Komsa und NT plus soll ebenfalls beibehalten und ausgebaut werden. Auf erste Erfolge kann die blutjunge Handy-Marke bereits verweisen: »Dank unserer asiatischen Verhandlungspartner ist es uns schon jetzt gelungen, unsere Kosten beim Materialbezug um rund 15 Prozent zu senken«, erläutert CEO Joos. Auch durch den Abbau von Hierarchien und einen »selektiveren Umgang mit dem Marketingbudget« will das Unternehmen Einsparungen von insgesamt 500 Millionen Euro erzielen. Zu den Sparmaßnahmen zählt auch ein Rückzug aus kleineren Märkten in Asien und ein Engagement im US-Markt »auf Sparflamme«. Ein weiteres Unternehmensziel ist es, bereits bis Ende des Jahres ein »finanziell stabiles Geschäftsergebnis« zu erzielen.

Nachahmung

Als ersten Beweis für die erfolgreiche Kooperation präsentierte Benq-Siemens in Berlin die drei neuen Top-Handys »S 68«, »S 88« und »EF81«. Zwei der Telefonmodelle werden in Kamp-Lintfort gefertigt, das »S 88« kommt aus der Fabrik in Taipeh. Bei den verwendeten Materialien setzt das Unternehmen jetzt auf edles Aluminium, Magnesium und Glas. In Sachen Design wirkt jedoch zumindest das »EF81« wie eine Imitation des Motorola-Bestsellers »Razr V3«. Einstellen muss sich der Handel nicht nur auf neue Optik, sondern auch darauf, dass es künftig in der Funktionalität keine Abstimmung mehr mit den »Gigaset«- und »HiPath«-Produkten von Siemens geben wird.

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INFO

Benq Mobile GmbH & Co. OHG
Haidenauplatz 1, D-81667 München
www.benq-siemens.de


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