Computer-Gaming

Uni-Studie: Ego-Shooter machen klug

26. April 2010, 9:06 Uhr | Bernd Reder

Für Diskussionsstoff sorgt eine Untersuchung der Universität Leiden (Niederlande). Forscher am Lehrstuhl für Psychologie fanden im Rahmen eines Feldversuchs heraus, dass Ego-Shooter das Gehirn besser trainieren als eher friedliche Computer- und Videospiele.

Auch wenn die Fetzen fliegen: Shooter wie Call of Duty Modern Warfare 2 schulen angeblich die kognitiven Fähigkeiten.
Auch wenn die Fetzen fliegen: Shooter wie Call of Duty Modern Warfare 2 schulen angeblich die kognitiven Fähigkeiten.
Lorenza S. Coltato von der Universität Leiden (Niederlande) hält weiter gehende Untersuchungen zum Thema Gaming und Intelligenz für erforderlich.
Lorenza S. Coltato von der Universität Leiden (Niederlande) hält weiter gehende Untersuchungen zum Thema Gaming und Intelligenz für erforderlich.

Ein Team unter der Leitung der Psychologin und Sozialwissenschaftlerin Lorenza S. Colzato der Universität Leiden untersuchte, welche Auswirkungen Computer- und Video-Games auf die kognitiven Fähigkeiten der Spieler haben. Sie führten dazu einen Versuch mit 34 Testpersonen durch: 17 spielten regelmäßig am Rechner oder an Konsolen, 17 dagegen hatten keine oder nur wenig Erfahrung mit solchen Games.

Von den »Gamern« nutzten die meisten folgende Spiele: Call of Duty - Modern Warfare, Unreal Tournament, Battlefield und Grand Theft Auto IV. Als Spielplattformen verwendeten sie PCs und Konsolen von Sony (Playstation), Microsofts (Xbox) und Nintendo.

Bei dem Test absolvierten die Versuchspersonen an einem Windows-Rechner einen Intelligenztest. Dabei mussten sie unter Zeitdruck geometrische Figuren in eine bestimmte logische Reihenfolge bringen.

Gamer bewältigen komplexe Aufgaben besser

Ein Resultat: Die Fans von »Schießspielen« schnitten deutlich besser als die Kontrollgruppe ab, wenn ein hohes Maß an kognitiven Fähigkeiten gefragt war. In komplexen Situationen waren Computerspieler eher in der Lage, die gestellten Aufgaben zu bewältigen als die Nichtspieler.

Laut Colzato muss in Folgeuntersuchungen überprüft werden, ob dieser Effekt auch bei Fans von komplexen Games auftritt, die weniger von Gewalt geprägt sind. Als Beispiel für ein solches Spiel nennt die Forscherin Super Mario Galaxy 2.

Ein weiteres Resultat der Studie: Die Freunde von First-Person-Shooters zeigten bei der Bewältigung der (friedlichen) Trainingsaufgaben ein höheres Durchhaltevermögen und eine bessere Motivation als die Nichtspieler.

Andere Studien, die Colzato in ihrem Bericht anspricht, belegen, dass die visuelle Wahrnehmungsmöglichkeit von Nutzern von First-Person-Shootern besser entwickelt ist als die von anderen Video-Gamern. Gleiches gilt für die Fähigkeit, sich in komplexen Umgebungen mit schnell wechselnden Situationen und vielen akustischen Reizen zu bewegen.

Auch Alte sollten spielen

Eine interessante Schlussfolgerung der Expertin: Video- und Computerspiele könnten dazu beitragen, die kognitiven Fähigkeiten von älteren Menschen zu verbessern beziehungsweise zu erhalten. Wer regelmäßig »daddelt«, so Colzato, trainiere dadurch die entsprechenden Hirnregionen und könne Alterungserscheinungen wie Demenz hinauszögern.

Auch dieser Wirkungszusammenhang müsse allerdings noch genauer analysiert werden, so die Forscherin. Auch die Effekte von Online-Rollenspielen, die derzeit zur Freude der Anbieter und der Netzwerkindustrie, Stichwort Bandbreitenbedarf, einen Boom erleben, sollten genauer unter die Lupe genommen werden.

Speziell bei Online-Games wird im Rahmen von Kampagnen das Zusammenspiel mit anderen Spielern trainiert. Das gilt auch für strategische Fähigkeiten und Führungsverhalten. Kein Wunder, dass auch Firmen und das Militär zu Trainingszwecken auf virtuelle Welten setzen, etwa Strategiesimulationen oder Online-Plattformen wie Second Life.

Die Studie der Universität Leiden und Informationen zu dem Projekt stehen auf dieser Web-Seite zur Verfügung.


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