Vertrauensdefizit

Unternehmen als Datenschleudern verdächtigt

20. Juni 2012, 11:54 Uhr | Elke von Rekowski
Die meisten Deutschen vertrauen Unternehmen nicht gerne ihre Daten an (Foto: Jürgen Fälchle - Fotolia.com).

Die meisten Deutschen setzen wenig Vertrauen in das, was Unternehmen mit ihren Daten machen. Nur 39 Prozent vertrauen darauf, dass Firmen diese persönlichen Daten ausschließlich für den Zweck nutzen, für den sie bestimmt sind. Das geht aus einer repräsentativen Studie des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag von Informatica hervor.

32 Prozent der Befragten haben das Gefühl, dass ihre Daten in der Vergangenheit von Unternehmen ausgenutzt wurden – sei es durch die Weitergabe an einen Dritten ohne deren Zustimmung oder durch die Nutzung der Informationen zur Diskriminierung ihrer Person. 36 Prozent der Befragten sind sogar der Überzeugung, dass die Herausgabe persönlicher Daten an Unternehmen immer mit der Gefahr verbunden ist, ihre Privatsphäre könne dadurch verletzt werden.

Informationen in Facebook (46 Prozent), Bankbelege (16 Prozent) und die Historien in Suchmaschinen (16 Prozent) halten die Deutschen für die drei wichtigsten Quellen für persönliche Informationen. Danach kommen Kreditkartenbelege (sieben Prozent) und individuelle Twitteraccounts.

49 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und 50 Prozent der 25- bis 34-Jährigen würden ihre Daten eher preisgeben, wenn Unternehmen klarer und deutlicher erklären würden, wozu sie diese Daten nutzen wollen. Darüber hinaus meldeten sich unter den 18- bis 34-Jährigen zwei Mal so viele Anwender bei Websites mit ihren Facebook-Login-Daten an, als von über 45-Jährigen, ohne dass eine Verbindung mit einer Rabatt- oder Sonderaktion bestehen musste (sechs Prozent versus drei Prozent). Wenn eine solche Gewinnaktion stattfindet, dann sind es sogar vier Mal so viel von den Jüngeren, die sich via Facebook-Login-Daten anmelden (13 Prozent versus drei Prozent). Jüngere Verbraucher gaben zudem an, dass sie die Weitergabe ihrer persönlichen Daten befürworten, wenn Unternehmen sie dazu nutzen Angebote und Kommunikationsweisen individuell auf ihre Person zuzuschneiden. Über 45Jährige zeigen sich in diesem Zusammenhang eher misstrauisch.

»Das Thema Daten ist in Deutschland ganz eindeutig mit einem Vertrauensdefizit konnotiert. Es ist daher wichtig, durch bessere und intensivere Kommunikation dieses Vertrauen aufzubauen«, sagt Achim Deboeser, Vice President und General Manager für EMEA Central Europe bei Informatica. Seiner Ansicht nach sollten Unternehmen die Gelegenheit wahrnehmen, um mehr Transparenz für die Verbrauchern zu schaffen, wenn es darum geht, wie ihre persönlichen Informationen verwendet werden und inwiefern das für die Verbraucher vorteilhaft ist.

Mit 73 Prozent vertrauen die Deutschen am meisten ihrem Hausarzt und sind davon überzeugt, dass er ihre Informationen für sich behält. Banken landen auf dem zweiten Platz, sie genießen das Vertrauen von 49 Prozent der Befragten. Auf Platz drei landen Dienstleister bei der Kinderbetreuung, denen 13 Prozent der Befragten in Bezug auf ihre persönlichen Daten vertrauen. Zwölf Prozent erhielten die Energieversorger, während die Mobilfunkbetreiber nur bei sechs Prozent der Befragten als vertrauenswürdig gelten. Die niedrigste »Vertrauenspunktzahl« mit fünf und zwei Prozent gibt es für Immobilienmakler und Facebook.


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