Verärgerte Telekom-Konkurrenz: DSL-Resale in der Kritik

28. Oktober 2004, 0:00 Uhr |

Verärgerte Telekom-Konkurrenz: DSL-Resale in der Kritik. Das im Sommer eingeführte DSL-Resale der Deutschen Telekom kritisiert die Konkurrenz als zu teuer und insgesamt als nicht ausreichend. Nur Bitstream-Stand-alone- Zugänge könnten für echten Wettbewerb sorgen.

Verärgerte Telekom-Konkurrenz: DSL-Resale in der Kritik

Unfreiwillig sorgte T-Com-Bereichsvorstand Achim Berg in der vergangenen Woche für Gelächter im Saal der Bonner Kunsthalle, als er auf dem Voice-over-IP-Forum der Regulierungsbehörde (RegTP) das im Sommer eingeführte DSL-Resale als Mittel für echten Wettbewerb pries. »Da Herr Berg Telekom-Manager ist, kann man ihm diese Sichtweise nicht verübeln«, schmunzelt Colt-Sprecherin Sabine Grözinger. Allerdings müsse die Regulierungsbehörde schnellstmöglich dafür sorgen, dass es nicht beim Resale-Angebot bleibe. Für den Markt attraktive Konkurrenzprodukte werde es erst durch Bitstream-Stand-alone-Zugänge geben. Noch deutlichere Kritik kommt von Dr. Alwin Mahler, Vice President Strategy bei Telefónica Deutschland GmbH: »DSL-Resale zwängt uns Mitbewerber in ein viel zu enges Korsett.« Das Motto der Telekom laute: »Friss oder stirb«! Eigenständige Produkte ? insbesondere für den Businesskunden-Bereich ? könnten so jedoch nicht generiert werden, echter Wettbewerb werde verhindert. Die Folge sei, das Deutschland bei der Pro-Kopf-Verbreitung von schnellen Internet-Anschlüssen im europäischen Vergleich immer weiter ins Mittelfeld abrutsche.

Nur über Bitstream-Stand-alone-Zugänge wären Telekom-Konkurrenten in der Lage, eigenständige Angebote zu kreieren. Internetprovider könnten beispielsweise einen schnellen Internetzugang und einen Telefonanschluss über DSL anbieten, ohne dass Kunden zusätzlich einen konventionellen Telefonanschluss unterhalten müssten. Bisher ist diese Trennung von DSL und Telefonanschluss nur dort möglich, wo konkurrierende Carrier eigene Infrastruktur aufgebaut haben.

Andernorts bleibt den Wettbewerbern nur die Alternative Resale: Der Anbieter kauft bei der Telekom DSL-Leitungen mit einem, zwei oder drei MBit/s-Bandbreite rund 11,5 Prozent unter dem Endkundenpreis ein und vermarktet es eigenständig. Als erste DSL-Anbieter unterzeichneten 1&1 und QSC eine entsprechende Vertriebsvereinbarung. »Wir sind mit der Nachfrage nach unserem Resale-Produkt sehr zufrieden. Es ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung«, kommentiert 1&1-Sprecherin Nicole Braun. Das Ziel seien jedoch entbündelte TK-Anschlüsse, erst dann werde das Marktgeschehen richtig spannend.

Entgegen früheren Äußerungen scheint die Bonner Regulierungsbehörde die Kritik der Telekom-Konkurrenz langsam zu erhören. Im Bereich der boomenden IP-Telefonie fielen bereits erste Entscheidungen, die das Geschäft der Telekom-Widersacher erleichtern dürften: So kann ein VoIP-Anschluss künftig neben regionalen Vorwahlnummern auch unter der neuen Rufnummerngasse 032 angeboten werden. Am 24. November wird die RegTP die genauen Zuteilungsregeln für die neue Rufnummerngasse 032 veröffentlichen.

Auch eine Lockerung des so genannten Anschlussbezugs bei der Vergabe ortsbezogener Rufnummern soll den Markt stimulieren. Innerhalb eines Ortsnetzes dürfen VoIP-Anbieter künftig auch geografische Nummern vergeben, ohne dass diese an einen bestimmten physikalischen Anschluss gebunden sind. Entgegenkommen will die Regulierungsbehörde den VoIP-Anbietern auch dadurch, dass sich mehrere Unternehmen beim »Nummern-Einkauf« zusammentun können. Bislang wurden Telefonnummern immer in 1.000er Blöcken abgegeben, mittelfristig ist eine Verkleinerung auf 100er Einheiten angedacht. Zur Frage der Entbündelung von DSL und Telefonanschluss hält sich die Regulierungsbehörde hingegen noch weitgehend bedeckt. »Das wäre für manchen ein herber Verlust«, gab Kurth in Anspielung auf die Deutsche Telekom zu bedenken.

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Kommentar

»VoIP kann möglicherweise eine Killeranwendung für Breitband sein, weil der Kundennutzen dabei sehr hoch ist.« Diesem Satz von RegTP-Chef Matthias Kurth kann man nur zustimmen. Es liegt jetzt an der Regulierungsbehörde, möglichst schnell alle technischen Probleme zu klären und dann für die Marktbedingungen zu sorgen, mit denen der viel zitierte, liberalisierte Telefonmarkt doch noch eine echte Chance erhält. Gerade im Businesskunden-Bereich könnten von einer Marktöffnung neben den Carriern auch mittelständische Fachhändler und Systemhäuser profitieren.

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