Verballert. Politiker fürchten nichts mehr als ihre eigene Vergänglichkeit, zumal wenn ihre Popularität so im Schwinden begriffen ist wie die Einschaltquoten für Anke Engelkes »Late Night« auf Sat 1.
Kein Wunder also, dass Edmund Stoiber sich am Rande des Staatsbegräbnisses für den verstorbenen österreichischen Präsidenten Thomas Klestil so seine Gedanken um die Zukunft machte und mit Hilfe des ebenfalls trauernden US-Gouverneurs Arnold Schwarzenegger verlorenes Image aufzupolieren versucht. Bayern und Kalifornien wollen künftig eng zusammenarbeiten, weil sie viele Gemeinsamkeiten hätten, lautet die Botschaft.
Das überrascht, denkt man an die jeweiligen Landesväter: Der eine als ausgewiesener Terminator zu cineastischem Weltruhm gelangt und schließlich sogar zum kalifornischen Gouverneur geworden, der andere als Jurist und Akten fressender Vorsteher der Staatskanzlei zum Ministerpräsidenten aufgestiegen, der sich immerhin Patron und Ehren-Kommandant der bayerischen Gebirgsschützen nennen darf. Waffentechnisch kann der Bayer mit dem Wahlkalifornier aus Österreich also kaum mithalten. Und mit der beschworenen gemeinsamen Aufgeschlossenheit für moderne Technologien ist es leider auch nicht weit her.
Zwar lassen es sich beide Politiker nicht nehmen, im Web präsent zu sein. Stoibers heimeliger Internetauftritt aber versprüht den Charme von Filzpantoffeln und Eigenheimzulage. Das traute Familienglück aus Wolfratshausen haben die Webdesigner nach dem dramaturgischen Motto inszeniert: »Erst geschah nichts, dann trat vollkommene Ereignislosigkeit ein.« Dabei hätte ein kleiner Video-Clip für Spannung sorgen können, wie Stoiber damals am Frühstückstisch in Wolfratshausen Angela Merkels Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur abgebügelt hatte. Anders dagegen Schwarzenegger: Unter dem Blick des eiskalten Mannes können Besucher Arni-Accessoires kaufen, Bildschirmschoner herunterladen und natürlich interaktiv die Welt retten. Und im Gegensatz zu Stoiber zeigt der Titan sogar ausgesprochenes Gespür für historische Dimensionen, denn die Besucher werden gefragt, wie sie Arnold in 100 Jahren in Erinnerung behalten wollen: Als Action-Star natürlich!
Eine Frage, die Stoiber freilich nicht öffentlich diskutieren lässt, denn wer sich mit Schwarzenegger vergleicht und am Ende befürchten muss, als Freischütz von Bayern ins kollektive Gedächtnis einzugehen, kann nicht wirklich zufrieden sein.