Unnötige Heterogenität
Das vor ein paar Jahren gestartete Open-Source-Projekt Xen sieht Butler hingegen derzeit auf dem Weg ins Abseits. Es gibt eine ganze Reihe von Herstellern, die auf Basis des Xen Hypervisor für ihre Zwecke Virtualisierungssoftware gestrickt haben: etwa Citrix, Oracle, Sun, Virtual Iron, Novell und Red Hat. Doch die Programmierschnittstellen unterscheiden sich, was eine Zersplitterung zur Folge hat: »Es mangelt an Führung«, kritisiert Butler. Zwar hat Citrix vor einem Jahr die Firma Xen Source übernommen und damit die Erfinder des Xen Hypervisor auf der Gehaltsliste, doch im Fokus steht nach Butlers Einschätzung die sich entwickelnde Desktop-Virtualisierung, der sich auch die angestammten Produkte des Unternehmens zurechnen lassen. Die Xen-Software diene bei Citrix lediglich der Ergänzung. Burton-Analyst Jones ist anderer Meinung und sieht das Xen-Projekt durchaus auf einem guten Weg. Die Aussichten für die diversen Anbieter von Xen-basierter Virtualisierungssoftware mag er indes nicht beurteilen: »Die Lage ist noch ziemlich unklar.« Microsoft werde wohl beachtliche Marktanteile gewinnen. Es wäre nicht das erste Mal, dass Microsoft Innovationen anderer Hersteller relativ spät aufgreift und dann mit Produkten, die für viele Zwecke gut genug sind, das betreffende Marktsegment aufrollt. Der Linux- und Open-Source-Protagonist Red Hat jedenfalls hat kürzlich seine Abkehr von Xen angekündigt und will in Zukunft die quelloffene Hypervisor-Software KVM bevorzugen, die mittlerweile Teil des Linux-Kernels ist. Red Hat hat im September die Firma Qumranet übernommen, die KVM wartet. Wie in der IT-Branche leider üblich, ist auch bei Server-Virtualisierung die Standardisierung im Hintertreffen. Stattdessen zeichnet sich eine Heterogenität ab, die bei den Anwendern Aufwand und Kosten treibt und eigentlich vermeidbar wäre. Zwar gibt es eine Spezifikation namens Open Virtual Machine Format (OVF), die in der Obhut der Distributed Management Task Force (DMTF) ist und von allen wichtigen Hypervisor-Herstellern unterstützt wird. Aber sie nehmen diese Spezifikation nicht als Grundlage ihrer Implementierungen. Im September hat die DMTF im Hinblick auf Verwaltungsaufgaben eine neue Initiative namens Virtual Management (VMAN) gestartet. »Das Management ist bei der Server-Virtualisierung wesentlich«, sagt Burton-Experte Jones.