Virtuelle Rechner (Fortsetzung)
- Virtuelle Rechner
- Virtuelle Rechner (Fortsetzung)

Differenzierung bei der Flexibilität
Eine weitere Variante namens Betriebssystem-Virtualisierung liegt dem Produkt Virtuozzo des Herstellers SWsoft, Suns Solaris Container sowie der quelloffenen Software Open VZ zugrunde. Auch hier wird ein Basisbetriebssystem verwendet, auf das sich alle Instanzen gemeinsam beziehen. Diese sind klein und schnell kreiert und ermöglichen den Betrieb Hunderter Instanzen auf einem Rechner. Gleichzeitig allerdings müssen auch hier alle Instanzen das gleiche gemeinsame Betriebssystem verwenden. Die Flexibilität hinsichtlich der Gastsysteme, wie sie etwa bei der Hardware-Virtualisierung gegeben ist, gilt somit nicht.
Unterschiedliche Einschränkungen
Die Anbieter von Virtualisierungslösungen führen gern das Argument der besseren Hardware-Ausnutzung ins Feld, doch was am Ende zählt, ist der Anteil an Ressourcen, der für das Gastsystem verbleibt. Und hier geht man bei der Hardware-Virtualisierung in der Art von Microsoft oder VMware von einem Verwaltungsaufwand von bis zu 25 Prozent aus ? so dass also nur noch 75 Prozent der ursprünglichen Rechenleistung des Computers für die intendierten Anwendungsprogramme der verschiedenen Gast-Betriebssysteme übrig bleiben. Wesentlich besser schneiden in dieser Hinsicht Verfahren der Betriebssystem- oder Paravirtualisierung ab, die zum Beispiel in der Software Virtuozzo oder auch in den Open-Source-Projekten Open VZ und Xen verwendet werden: hier liegen die Einbußen unter fünf Prozent.
Eine anders ausgerichtete Spielart stellt die Applikationsvirtualisierung dar: hier wird eine Laufzeitumgebung für die Anwendungsprogramme in einem Betriebssystem geschaffen. Sie eignet sich vor allem dann, wenn mehrere Applikationen auf demselben Betriebssystem zur Ausführung kommen und strikt getrennt werden sollen. Die Applikationen werden hier, ähnlich dem Sandbox-Prinzip von Java-Anwendungen im Browser, getrennt. Zu den Produkten in diesem Segment gehören die Software Virtualization Solution von Altiris sowie Softgrid von Softricity, einem Hersteller, der mittlerweile zu Microsoft gehört.
Und schließlich besteht die Option, das Client-System virtuell nachzubilden. Sie wird durch die Techniken des sogenannten Server-based Computing in Verbindung mit Thin Clients, wie es namentlich der Presentation Server von Citrix repräsentiert, realisiert. Die Programme mit der Verarbeitungslogik laufen dann auf dem Server, der Client übernimmt lediglich die Präsentation. Wyse und VMware arbeiten ferner an einem Virtual Desktop, um virtuelle Windows-XP-Frontends zentral auf einem Server vorhalten zu können.
Systemmanagement betroffen
Virtuell nachgebildete Ressourcen lassen sich schneller bereitstellen, doch der Verwaltungsaufwand steigt. Denn nun muss neben dem Gastsystem auch die Virtualisierungssoftware verwaltet und betreut werden. Dies verändert die in Jahren erarbeiteten zentralen Verwaltungsstrategien und bringt neue Anforderungen und Werkzeuge hinzu.
Betroffen von den Auswirkungen der Virtualisierung sind nahezu alle Bereiche des Systemmanagements. Das reicht von der Bereitstellung eines Rechners mit der Einrichtung (Provisioning) über das Performance Management mit dem Monitoring bis hin zur Inventarisierung und dem Asset-Management. Doch die derzeit angebotenen Werkzeuge für das Systemmanagement weisen bis dato nur wenige Hilfsmittel zur Verwaltung virtueller Systeme auf. So können die bestehenden Tools der entsprechenden Hersteller (etwa IBM, CA, HP oder auch Altiris) meist nicht zwischen virtuellen und realen Umgebungen unterscheiden. Ein virtuelles System in Betrieb zu nehmen erfordert jedoch gänzlich andere Prozesse als ein Beschaffungsvorgang für einen physikalischen Server.
Johann Baumeister ist Journalist in München.