Von Projekten zu Portfolios
Von Projekten zu Portfolios Misserfolge und Verzögerungen sind bei IT-Projekten keine Seltenheit. Ausgeklügelte Portfoliomanagement-Software soll nun den Managern einen Rundumblick bieten und dadurch für Abhilfe sorgen.




Im Unterschied zum Projektmanagement geht es beim Portfoliomanagement um eine übergreifende Betrachtung zahlreicher IT-Projekte samt Kosten- und Nutzenabschätzungen (siehe auch Kasten auf dieser Seite). Alle Beteiligten, ob in der Unternehmensführung oder in den Fachbereichen, im Controlling oder der IT-Abteilung, gilt es, rechtzeitig und intensiv einzubinden – denn oft hapert es in der Praxis gerade daran. Das Angebot an Werkzeugen für das Projekt- und Portfoliomanagement (PPM) ist vielfältig. Auffällig ist, dass fast alle heutigen Anbieter durch Akquisitionen zu ihren einschlägigen Produkten gekommen sind. So hat CA Clarity übernommen, HP Mercury und IBM schon vor längerem Rational, Microsoft stützt sich jetzt auf UMT und Serena auf die Produkte von Pacific Edge Software. Die Software-Schmiede Mercury, heute Teil des umsatzstärksten IT-Konzerns der Welt, war ein Vorreiter des Portfoliomanagements. Das Unternehmen propagierte unter dem Schlagwort IT-Governance schon vor Jahren eine übergreifende Sicht auf die Projekte und deren Wertbeitrag. So kann HP heute alle PPM-Belange abdecken, einschließlich der angrenzenden Felder des Anforderungsmanagements.
Software-Entwicklung und anderes Der IBM-Bereich Rational liefert mit seinem Produkt Portfolio Manager ebenfalls ein abgestimmtes Werkzeugpaket, das sowohl das Management des Portfolios als auch die Abwicklung der einzelnen Projekte unterstützt. Einbeziehbar sind dabei neu zu definierende ebenso wie bestehende Projekte und zusätzlich der IT-Betrieb. Eine Integration mit den Entwicklungswerkzeugen von Rational ist gegeben. Die Software ist im Einsatzzweck nicht auf die IT beschränkt, sondern kann auch in anderen Bereichen die Projektleiter unterstützen. Dazu muss ein Werkzeug abstrakt genug sein und darf sich nicht zu eng an den Verfahren der IT orientieren. Dies wird durch weitgehende Konfigurierbarkeit erreicht. Durch Schnittstellen zu Microsofts verbreitetem Produkt Project sowie einer Programmierschnittstelle ist ferner der Datenaustausch mit anderen Systemen möglich. Das Angebot von CA gehört im PPM-Segment zu den etabliertesten. Mit Clarity hat man schon seit mehreren Jahren ein im Markt gut eingeführtes Werkzeug. Clarity stammt, wie die meisten anderen Produkte der hier betrachten Software-Anbieter, aus einer Übernahme, ist mittlerweile jedoch gut in die CA-Palette integriert. Microsoft offeriert mit Project schon seit langem ein Werkzeug zur Projektüberwachung, aber nicht für das übergreifende Portfoliomanagement. Mit der Übernahme von UMT änderte sich dies. Mit dem Portfolio Server hat nun auch der Windows-Hersteller den Eintritt in das PPM-Segment vollzogen. Mit dem Projektmanagement im Rahmen der Office-Produktlinie und dem Project Server kann Microsoft zwar auf über zehn Jahre Erfahrung in der Projektabwicklung verweisen, doch der Portfolio Server beruht auf einem neuen Ansatz. Hier sind andere Funktionalitäten gefragt als in der Vergangenheit von Microsoft geboten. Ähnlich wie Microsoft ist Serena durch einen Zukauf in den PPM-Markt eingestiegen. Durch Mariner von Pacific Edge Software erweiterte man das eigene Produktspektrum um den Aspekt des Portfoliomanagements. Enthalten sind in Mariner ferner ein Demand Management und die Langzeitbetrachtung von IT-Diensten. Durch Was-wäre-wenn-Szenarien können außerdem situationsbezogene Rollenspiele durchgeführt werden. Die Bewertung der IT-Assets erfolgt durch Scorecards. Schnittstellen zu weiteren Werkzeugen, etwa Excel, erlauben den Datenaustausch.
Status quo und künftige Anforderungen Compuware kommt ähnlich wie Rational (IBM) ursprünglich aus dem Gebiet der Software-Entwicklung. Mittlerweile hat der Anbieter seine Produktpalette in Richtung einer ganzheitlichen Unterstützung der Entwicklungs- und Testprozesse ausgebaut. Das Portfoliomanagement wird bei Compuware wie bei Mercury (HP) unter dem Begriff der IT-Governance geführt. Zum Funktionsumfang gehören neben dem Portfoliomanagement auch Demand Management, Projektmanagement, die Verwaltung von Zeiten und Kosten sowie eine Wissensdatenbank. Anders als die meisten anderen Anbieter konzentriert sich Planview voll und ganz auf PPM-Software. Der Hersteller offeriert drei Module: eines für das Enterprise-Portfoliomanagement zur übergreifenden Überwachung und strategischen Planung des Portfolios, ein weiteres für das Projekt-Portfoliomanagement, in dem die operativen Abläufe für die Projektplanung festgehalten werden, und ein drittes Modul für das Management einzelner Projekte. Die PPM-Software von Primavera ist in verschiedenen Varianten erhältlich. In der Enterprise-Edition fasst der Hersteller die rollenbasierte Verwaltung des Portfolios, der Prozesse und Projekte zusammen. Die Suite ist für Multiuserbetrieb ausgelegt. Der Project Planer hingegen ist zur Abwicklung einzelner Projekte oder für kleinere Umgebungen gedacht. Der Contractor wiederum stellt eine abgespeckte Version der Enterprise-Variante dar. Und die Primavera Expedition schließlich umfasst das Vertragsmanagement. Zuletzt sei noch die Software Application Portfolio Management von Micro Focus genannt. Sie ist kein PPM-Produkt im engeren Sinn, kann jedoch in PPM-Lösungen den IT-Managern in den Unternehmen gute Dienste leisten. Dieses Werkzeug unterstützt nämlich durch Metriken die Bewertung der vorhandenen Applikationen im Hinblick auf Wartungsfreundlichkeit, Fehleranfälligkeit und Robustheit.