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Kriminalitätsstatistik 2005

Warenbetrug drastisch gestiegen

Warenbetrug drastisch gestiegen: Veränderte Konsumgewohnheiten jetzt auch bei Straftätern: Das Internet löst immer mehr den klassischen Ladendiebstahl ab. Obwohl Warenbetrugsdelikte im vergangenen Jahr deutlich zunahmen, gibt es für den Einzelhandel auch Erfreuliches aus der Kriminalitätsstatistik 2005 zu berichten.

Autor:Martin Fryba • 30.6.2006 • ca. 1:55 Min

Auf der Suche nach einem günstigen Handy geriet ein Neu- Ulmer im Internet an die Firma »space-price« mit Sitz in Birmingham. Der Preis war sensationell niedrig, so dass der Mann mit der Bestellung nicht zögerte und auch die geforderte Vorkasse leistete. Geliefert wurde die Ware aber nie. Noch schlechter erging es Online-Käufern bei Ebay, die original verpackte Elektrogeräte von Siemens erstanden hatten. Die Ware stammte von Mitarbeitern eines Küchenstudios aus dem Raum Hamburg, die die Geräte unterschlagen und weit unter marktüblichen Preisen verkauft und auch geliefert hatten. Bis die Sache aufflog und beim Staatsanwalt landete. Die Folge für die Käufer: Da die Geräte aus einem Betrugsdelikt stammten, mussten sie die Ware ein zweites Mal bezahlen, dieses Mal aber den Originalpreis.

Fälle wie diese, führen dazu, dass die Zahl der Warenbetrugsdelikte immer weiter steigt, wie die neu vorgelegte Kriminalitätsstatistik 2005 belegt. Die einschlägigen Straftaten legten vergangenes Jahr um 11,5 Prozent zu, Fälle von Computerkriminalität stiegen um fast zwölf Prozent. »Anstelle von klassischen Ladendiebstählen treten vermehrt Eigentumsdelikte, die mit dem Computer als Tatmittel begangen werden«, lautete das Fazit der Innenministerkonferenz bei der Präsentation der Kriminalitätsstatistik 2005.

Dabei sind die vorgelegten Zahlen nur die Spitze eines Eisbergs. Das »Tatmittel Internet« wurde ab dem Jahr 2004 als eigene Kategorie in die Kriminalitätsstatistik eingeführt, wobei noch nicht alle Bundesländer in der Lage sind, Zahlen für diesen Straftatbestand zentral zu melden.

Eine erfreuliche Entwicklung gab es bei missbräuchlichen Nutzungen von EC-Karten im Lastschriftverfahren, also die im Handel stark verbreitete Zahlung per Unterschrift. Nach teilweise dramatischen Steigerungen der Betrugsfälle in den Vorjahren gingen 2005 die Delikte um fast 29 Prozent zurück. Die Polizeibehörden führen das darauf zurück, dass der Handel verstärkt auf die Zahlung mittels Geheimzahl (PIN) umstellt. Auch das Meldesystem KUNO (siehe Kasten) habe zum Rückgang der missbräuchlichen Nutzung von Debitkarten beigetragen.

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KUNO erfolgreich gestartet

Zahlungen per EC-Karte mit PIN-Eingabe sind grundsätzlich sicherer als das elektronische Lastschriftverfahren (ELV), aber der Handel muss Transaktionsgebühren von 0,3 Prozent berappen. Deshalb hat der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) zusammen mit einigen Polizeibehörden der Länder das Meldesystem KUNO (Kriminalitätsbekämpfung im unbaren Zahlungsverkehr unter Nutzung nichtpolizeilicher Organisationsstrukturen) eingeführt, das den Zahlungsausfall beim ELV wegen missbräuchlicher Verwendung begrenzen soll. Das System funktioniert so: Die Daten einer bei der Polizei gemeldeten verloren gegangenen oder gestohlenen EC-Karte werden dabei von der Polizei an den Handel weitergegeben. Die Karte ist dann in den Kassen des Handels für Zahlungen mit Unterschrift gesperrt. Banken leiten die Daten aus gesperrten EC-Karten nämlich nicht an den Handel weiter. Im Laufe dieses Jahres sollen alle Polizeistellen in Deutschland an KUNO angeschlossen werden.