Gastkommentar von Tradineo

Wir müssen Nachfolge neu denken!

13. März 2024, 7:31 Uhr | Autor: Tobias Zimmer / Redaktion: Diana Künstler
Tobias Zimmer ist Gründer und Geschäftsführer von Tradineo.
© Tradineo

Der Mittelstand steht vor einem großen Problem: Die Unternehmergeneration, die über die letzten Jahrzehnte Wohlstand aufgebaut hat, steht kurz vor dem wohlverdienten Ruhestand. Statt jedoch die eigenen Lebenswerke in sicheren Händen zu wissen, sucht man händeringend Nachfolger. Die bleiben aber aus.

Die Zahlen, die die KfW Anfang Januar1 in ihrem Nachfolge-Monitoring veröffentlicht hat, sind erschlagend: Bis Ende 2027 streben in Deutschland rund 626.000 Unternehmen eine Nachfolge an. Vielen dieser Betriebe droht die Stilllegung. Denn zum einen ist die Nachfolgergeneration aufgrund des demografischen Wandels zahlenmäßig schlicht kleiner, zum anderen sinkt das Interesse an Nachfolgen seit Jahrzehnten vor allem aufgrund hoher Eintrittshürden stetig: Viele Nachfolgeinteressierte schrecken vor hohen Kaufpreissummen oder komplexen bürokratischen Prozessen zurück. Ihre Zahl sank im Jahr 2022 auf einen Tiefstand: Auf drei suchende Unternehmen kam laut DIHK2 gerade einmal ein Interessierter.

Die Gründe für diese prekäre Lage sind vielfältig: Neben den großen, strukturellen Herausforderungen, tun sich viele abgebende Unternehmer auch schwer, ‚ihre Betriebe loszulassen. Sie hängen am eigenen Lebenswerk, denn als Unternehmer ist die eigene Persönlichkeit oft eng mit dem Unternehmen verwoben. Der Eintritt in den Ruhestand bedeutet daher nicht nur den Abschied vom Geschäftsführertitel, sondern von einem Teil der eigenen Identität und dem bisherigen Lebensalltag. Dieser Schritt ist oft beängstigend. Viele zögern die Planung ihrer eigenen Nachfolge daher so lange hinaus, bis sie aufgrund von Alter, Krankheit oder anderen Umständen dazu gezwungen werden. Doch dann bleibt häufig nicht mehr genügend Zeit, um eine zufrieden-stellende Nachfolgelösung zu finden.

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Der deutsche Mittelstand ist seit Jahrzehnten das Rückgrat der deutschen Wirtschaft: Rund jeder zweite Arbeitsplatz wird von KMUs bereitgestellt, mehr als jeder zweite Euro der Nettowertschöpfung von KMUs erwirtschaftet.

Was muss also passieren? Auch wenn wir dem demografischen Wandel faktisch nichts entgegensetzen können, so können wir die Nachfolgeproblematik aus zwei Richtungen angehen:

  • Erstens sollten Altinhaber stärker für die Herausforderungen einer Nachfolge sensibilisiert werden: für den zeitlichen und organisatorischen Aufwand, den Mangel an interessierten Kandidaten, die hohen Einstiegshürden für Nachfolger und die emotionale Komplexität des Loslassens. Nur so bleibt ihnen genug Zeit für einen erfolgsversprechenden Nachfolgeprozess.
  • Zweitens sollte unser Fokus darauf liegen, mehr Menschen für eine Nachfolge im Mittelstand zu begeistern. Denn auch wenn dieser manchmal ein etwas angestaubtes Image hat, so sind die Vorzüge einer Nachfolge im Vergleich zur Neugründung enorm: Ein lang erprobtes Geschäftsmodell, eine gewachsene Belegschaft, bestehende Kunden- und Lieferantenbeziehungen. Als Nachfolger profitiert man durch ein Geschäftsführergehalt nicht nur ab Tag eins finanziell von der neuen Rolle, sondern kann sich durch den bereits stabilen operativen Unternehmensalltag auch schnell Innovations themen und Optimierungspotenzialen widmen. Im Übrigen bieten gerade gewachsene Mittelständler im Kontext der Digitalisierung tolle Skalierungspotenziale, von denen Start-ups oft nur träumen können.

Dieses Beispiel zeigt sehr deutlich, wie stark Alt- und Jungunternehmer bei einer erfolgreichen Nachfolge voneinander profitieren könnten. Damit man trotzdem nicht auf der Suche nach dem „Perfect Match“ ins Straucheln gerät, empfiehlt es sich, einen kompetenten Partner an Bord zu holen. Der kann bei Bedarf zwischen den Parteien vermitteln – wie ein klassischer Berater – oder sogar eine echte Brücke darstellen, indem er zum Beispiel als Beteiligungspartner einsteht, wie wir es bei Tradineo machen.

1 https://www.kfw.de/%C3%9Cber-die-KfW/Newsroom/Aktuelles/Pressemitteilungen-Details_795968.html
2 https://www.ihk.de/blueprint/servlet/resource/blob/6008968/148959b95120a2fd65d5f779f0acfff1/dihk-report-unternehmensnachfolge-2023-data.pdf


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