Nun muss sich auch Lion-Chef Erwin Deutsch vor Gericht für illegal beschaffte Werbekostenzuschüsse von 7,5 Millionen Euro verantworten. Ehemalige Mitarbeiter erheben derweil schwere Vorwürfe gegen den Gründer eines Polcher Firmenverbundes.
Bereits 2003 war der damalige Prokurist von Lion Electronics wegen Betrugs und Veruntreuung zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt worden (CRN berichtete). Vergangene Woche wurde nun auch der Prozess gegen Firmenchef Erwin Deutsch eröffnet. Abermals geht es um die zwischen 1997 und 2003 erschlichenen WKZs: Mit gefälschten Rechnungen habe man sich Zuschüsse für nie durchgeführte Werbeaktionen verschafft – Gesamtschaden 7,5 Millionen Euro. Betroffen sind laut Anklageschrift Intel, AMD, Canon, Epson und Oki. Außerdem wird Erwin Deutsch Steuerhinterziehung vorgeworfen. Eigengeräte von Lion Electronics seien am Fiskus vorbei verkauft worden.
2003 wurde der damalige Prokurist von Lion Electronics, Wolfgang Klein, wegen Betrugs und Veruntreuung zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt. Zwei weitere Mitarbeiter wurde damals ebenfalls verurteilt, weil sie fingierte Rechnungen für Werbemaßnahmen ausgestellt hätten. Vergangene Woche hat nun der Prozess gegen Erwin Deutsch wegen Betrugs, Urkundenfälschung und Steuerhinterziehung begonnen. Drei Angestellte (ein Buchhalter, Einkaufsleiterin und Abteilungsleiterin) müssen sich außerdem wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehung und Betrug sowie gemeinschaftlichen Betrugs verantworten. Wieder geht es um die zwischen 1997 und 2003 erschlichenen WKZs in Höhe von etwa 7,5 Millionen Euro. Man habe sich von den Herstellern Intel und AMD sowie Canon, Epson und Oki Werbeaktionen bezuschussen lassen, die in dem vorgegebenen Umfang nie stattgefunden haben, wie es in der Klage heißt. Außerdem wird Erwin Deutsch Steuerhinterziehung vorgeworfen: Eigengeräte von Lion Electronics seien am Fiskus vorbei verkauft worden, schreibt die Rhein-Zeitung. In Summe wurden von mehreren Firmen der Deutsch-Gruppe Steuern in Höhe von etwa 930.000 Euro hinterzogen, so die Staatsanwaltschaft.
Derweil erheben ehemalige Mitarbeiter der Firma schwere Vorwürfe gegen den angeklagten Firmenchef: »Erwin Deutsch ist über alle Vorgänge in seiner Unternehmensgruppe informiert – also auch über diese Vorfälle.« Tatsächlich ist Erwin Deutsch in vielen seiner Gesellschaften als Geschäftsführer tätig. Informanten – die anonym bleiben möchten – behaupten gegenüber Computer Reseller News sogar, dass in der Vergangenheit Mitarbeiter bewusst die Schuld auf sich genommen hätten, andere »als Bauernopfer missbraucht« wurden. Ein Informant, der zu den damals Verurteilten gehört, behauptet, man habe auf Weisung gehandelt. Ob diese Vorwürfe berechtigt sind, muss erst noch ermittelt werden. Der Prozess vor der zehnten Strafkammer wird sich noch eine Weile hinziehen, nächster Termin im Rahmen der Beweisführung ist der 6. August 2007.