Großrechner in serviceorientierten Architekturen

Heimspiel für den Mainframe

2. März 2008, 23:00 Uhr | Herbert Hartl/dp Herbert Hartl ist zuständig für Architektur und Strategie im Marketing für die BS2000-Mainframes von Fujitsu Siemens Computers.

Mainframes erleben heute als Alternative zu verteilten, komplexen Serverlandschaften eine Renaissance. Denn sie eignen sich wegen ihrer hohen Flexibilität gut als Plattform für SOAs. Diese serviceorientierten Architekturen gewinnen als strategisches Managementkonzept zur Umgestaltung von IT-Landschaften zunehmend an Bedeutung.

Idee des SOA-Konzepts ist es, die Geschäftsprozesse flexibel mit den notwendigen Diensten zu
versorgen. Hierzu werden die einzelnen Anwendungen in modulare, lose gekoppelte Softwarekomponenten
(Services) zerlegt, die sich in Abhängigkeit von aktuellen Geschäftsanforderungen jeweils neu
kombinieren lassen. Die Applikationen greifen mithilfe einer serviceorientierten
Middleware-Infrastruktur auf diese Services zu. Dadurch können Unternehmen nahezu in Echtzeit
agieren und flexibel auf Abweichungen beispielsweise in der Produktion oder Qualitätskontrolle
reagieren. Die zugehörige Hardwareinfrastruktur sollte diesen Prozess weitestgehend unterstützen.
So müssen die Systeme, auf denen die Services ablaufen, die entsprechenden Ressourcen flexibel und
kurzfristig gemäß dem Bedarf bereitstellen. Dies stellt höchste Anforderungen an die Robustheit und
die Skalierbarkeit der Ablaufplattformen. Mainframes bieten dafür optimale Voraussetzungen.

Mainframes und ihre Schnittstellen

Großrechner sind gekennzeichnet durch eine Einheitlichkeit der Oberflächen und der
Schnittstellen. Im Wesentlichen laufen darauf zwei Typen von Anwendungen: Ein Großteil ist
transaktionsorientiert und enthält Standardfunktionen, die üblicherweise in vielen Anwendungen
benötigt werden. Der zweite häufige Anwendungstyp in Mainframes sind Batch-Prozesse. Dabei werden
in den Skript- und Prozedursprachen die einzelnen Verfahrensteile zusammengefasst und die Abläufe
dann vervollständigt. Dank einheitlicher Schnittstellentypen lassen sich so größere Verfahren aus
kleineren Bausteinen optimal zusammensetzen. Bei einer typischen Client/Server-Architektur hingegen
existieren zwischen Client und Server meist eigene, nicht standardisierte und anwendungsabhängige
Schnittstellen. Das macht die Zusammensetzung der einzelnen Module schwieriger.

Hochverfügbarkeit

Bei der Zusammensetzung der Services muss darüber hinaus gewährleistet sein, dass sie zu jedem
Zeitpunkt ablauffähig sind. Auch hier kann der Mainframe punkten. Denn die Voraussetzungen hierfür
sind systemimmanent und müssen nicht erst durch die Funktionen der jeweiligen Anwendungen
geschaffen werden. So sind Eigenschaften wie 24-Stunden-Betrieb, Ausfallsicherheit,
Hochverfügbarkeit und hohe Skalierbarkeit bereits auf der Mainframe-Plattform vorhanden. Dadurch
lassen sich Lastspitzen und Kapazitätsengpässe prob-lemlos abfedern. Die volle Rechenleistung
bleibt auch in diesen Zeiten hochverfügbar. Damit ermöglichen Mainframes im Gegensatz zu anderen
Servertechnologien selbst über längere Zeiträume CPU-Auslastungen von nahezu 100 Prozent.

Eine besonders stabile und zuverlässige Hard- und Software, eine geringe Fehleranfälligkeit dank
einfacher Bedienbarkeit, ein hoher Automatisierungsgrad sowie ein robustes Failover-Handling machen
die Großrechner zu Systemen mit der höchsten Verfügbarkeit auf dem Markt. Sowohl ungeplante
Ausfälle als auch geplante Serviceunterbrechungen lassen sich auf ein Minimum reduzieren. Denn
viele funktionserhaltende Maßnahmen wie Hardware- und Softwareaktualisierung, Wartung oder Backup
sind im laufenden Betrieb ohne Unterbrechung der produktiven Services möglich.

Virtualisierung

Mainframes zeichnen sich auch durch einen hohen Virtualisierungsgrad aus. Nachdem Daten und
Services von den Hardwareressourcen entkoppelt sind, kann das Unternehmen die vorhandenen
Hardwarebausteine entsprechend dem Bedarf der Geschäftsprozesse einsetzen. Sie sind nicht mehr
direkt an einen speziellen Zweck gebunden, was zu einer hohen Flexibilität der
Applikationslandschaft führt. Das senkt die IT-Gesamtbetriebskosten (TCO) und stellt gleichzeitig
definierte Servicequalitäten für unterschiedliche Anwendungen sicher.

Um schnell und flexibel auf neue Geschäftsanforderungen reagieren zu können, sollte eine
SOA-gerechte Hardwareinfrastruktur leicht veränderbar sein und eine geringe Komplexität aufweisen.
Die Anwender können bei Mainframes dank eines dynamischen Ressourcenmanagements viele Programme und
Anwendungen auf einem Computer parallel ins-tallieren und ausführen. Dadurch lässt sich die
notwendige Anzahl der Rechner gering halten. Denn die integrierte Virtualisierung unterstützt viele
Gastsysteme mit wechselnden Lasten. Durch offene Schnittstellen lassen sich die Großrechner zudem
problemlos in heterogene Infrastrukturen integrieren.

Darüber hinaus erfolgt die Einführung von SOA meist über einen Top-Down-Ansatz. Dies bedeutet,
das jeweilige Projektteam untersucht zunächst die Geschäftsprozesse im Unternehmen, bewertet diese
kritisch und optimiert sie dann. Daraufhin passt die IT-Abteilung die IT-Strukturen an die
veränderten Gegebenheiten an. Eine bestehende Mainframe-Architektur bildet für diese Vorgehensweise
eine solide und flexible Basis und ermöglicht eine konsistente und zielgerichtete Modellierung der
Business-Prozesse. Vor allem große Unternehmen und öffentliche Institutionen mit komplexen
Anwendungsszenarien setzen oft Mainframes ein und übernehmen in der Praxis auch eine Vorreiterrolle
hinsichtlich SOA-Migration.

Serviceorientierte Infrastruktur

Damit Mainframes im Rahmen des SOA-Konzepts ihre Wirkungen optimal entfalten können, sollten sie
in eine dynamische IT-Umgebung eingebettet sein, in eine so genannte serviceorientierte
Infrastruktur (SOI). Sie fungiert als hardwareseitige Drehscheibe, auf der die modularen
SOA-Prozesse abgewickelt werden. Sie muss sich den ständig verändernden Leistungsanforderungen
anpassen können, um zu gewährleisten, dass stets genügend Leistung für die einzelnen Services zur
Verfügung steht.

Die Implementierung von SOA erfordert somit ein Gesamtkonzept für das Rechenzentrum. Wichtige
Bausteine sind dabei die Virtualisierung sowie die Automatisierung. Die Entkopplung der Anwendungen
von der Hardware und die Überführung vieler Applikationsinseln in einen zentralen Pool sorgen für
eine bessere Auslastung der Rechnerressourcen. Dank des intelligenten Managements der
Systemressourcen bilden Mainframes im Serverpool solcher Infrastrukturen den wirtschaftlichsten
Baustein für die Verarbeitung großer Datenmengen und die Unterstützung zahlreicher Endanwender.

Fazit

Eingebettet in eine SOI bieten Mainframes gute Voraussetzungen für eine Erfolg versprechende
Implementierung von SOA. Sie sind in Sachen Verfügbarkeit, Robustheit und Ausfallsicherheit
prädestiniert dafür und auch flexibel genug, um hardwareseitig auf sich rasch ändernde
Geschäftsanforderungen zu reagieren. Bei Unternehmen, die mit Mainframes arbeiten, bleiben die oft
hohen Kosten, die mit einer SOA-Einführung einhergehen noch überschaubar.


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