HP Procurve nimmt Schwung für 802.11n
Am 28. August dieses Jahres wurde die Übernahme des WLAN-Spezialisten Colubris angekündigt, am 1. Oktober abgeschlossen - und zum 1. Dezember sollen bereits die ersten gemeinsamen Produkte auf den Markt kommen. Letzteres gab HP Procurve gestern im Rahmen einer Pressekonferenz bekannt. Dazu vermittelte der Hersteller die Strategie dieser Expressintegration - der ersten Firmenübernahme von Procurve überhaupt. Der Deal erstaunte Kunden und Fachleute gleichermaßen: Procurve erweiterte ihr WLAN-Portfolio diesen August ausgerechnet mit der Übernahme von Colubris. Einen gegensätzlicher orientierten Partner hätte Procurve kaum finden können: So stand Procurve bislang als treuer Verfechter der final standardisierten WLAN-Welt um 802.11a/b/g wie ein Fels in der Funkbrandung, war sehr erfolgreich in der Entwicklung eines integrierten LAN-/WLAN-Konzepts (WLAN-Module in den Switches, integriertes LAN-/WLAN-Management) und zeigte sich äußerst beharrlich im Vertreten einer WLAN-Architektur, die auf zentralen Controllern basierte.
Colubris war ein typischer Vertreter von WLAN als Overlay zum verkabelten Netzwerk, setzte schon
frühzeitig auf den – noch immer nicht final verabschiedeten – Funkstandard 802.11n, und die
Verwaltungsarchitektur des WLAN-Spezialisten schickte nur Kontroll-und Managementinformationen über
den zentralen Controller – der reine Datenverkehr lief soweit wie möglich direkt zwischen den
betroffenen Access Points. Warum also ausgerechnet Colubris? "Ganz einfach – Colubris bietet zu
unserem etablierten WLAN-Portfolio die größtmögliche und sinnvollste Ergänzung", so Dominique
Bonnotte, EMEA Business Development Manager bei Procurve, im Gespräch mit LANline. "Wir haben
durchaus schon länger signalisiert, dass wir den Weg in Richtung 11n gehen wollen – allein wie wir
das tun wollen, war noch offen. Mit Colubris eröffnete sich nun eine hervorragende Gelegenheit:
Technik und Marktdurchdringung sind komplementär, die Philosophie in Sachen Qualität, Sicherheit
und Zuverlässigkeit deckt sich mit unserer eigenen."
Der Wechsel von der zentralen Controller-Architektur hin zur verteilten Intelligenz mit lokaler
Verkehrsübermittlung sei laut Bonnotte im Zuge eines Generationswechsels von a/b/g auf 11n
wirtschaftliche Notwendigkeit. "Sicher lässt sich technisch durch entsprechende Aufrüstung und
Redundanzhaltung von Controllern auch eine zentrale Architektur für 11n realisieren – die Kosten
dafür sind jedoch unverhältnismäßig hoch. Zudem wären auch bei den Switches und
Backbone-Komponenten kostspielige Aufrüstungen erforderlich. Was sich für a/b/g noch bestens
rechnete, ist nun mit 11n überholt – und dem entsprechen wir mit der Übernahme der verteilten
Architektur von Colubris in unseren n-Produktlinien", erklärt Bonnotte.
Die ersten Produkte von Procurve für 802.11n sind die eins zu eins übernommenen n-Produkte von
Colubris. Woran Procurve seit Bekanntwerden der Übernahmeintention gearbeitet hat, ist die
Managementsoftware. So soll der "Procurve Manager" pünktlich zum Start der Auslieferung der
n-Produkte auch alle Colubris-Produkte automatisch überwachen, in der grafischen Netzwerkkarte
abbilden und zentral verwalten. Zweite Neuheit ist ein reiner 802.11n-Access-Point in einer
Single-Radio-Ausführung (wahlweise 2,4 oder 5 GHz). Er ist als optisch unauffälliges
Industrieprodukt konzipiert, das in erster Linie ausschließlich n-Clients unterstützen soll.
Gemischte a/b/g/n-Installationen sind zwar soweit frequenzidentisch möglich, würden jedoch die
Gesamtperformance deutlich herabsetzen. Der "MSM 410" ist daher entweder als Ergänzung zu einer
a/b/g-Infrastruktur gedacht, oder für komplette Neuinstallationen. Der Preis für das 3×3-MIMO-Gerät
liegt mit 499 Euro derzeit am unteren Ende der Preisskala entsprechender Access Points. Im Laufe
des kommenden Jahres sollen weitere Neuankündigungen von Procurve für 802.11n folgen.
Stefan Mutschler/pf