Parallels sieht gute Chancen im Kampf gegen VMware und Co.
Serguei Beloussov, Chef des Virtualisierungsspezialisten Parallels, sieht sein Unternehmen trotz des bisherigen Nischendaseins bestens im Markt positioniert. Grund dafür sei zum einen das umfangreiche Produktangebot sowie zum anderen ein Marktwachstum von weit über 20 Prozent, das nicht unter der Rezession leide, sondern sogar noch davon profitiere.
"Virtualisierung wird die Norm, und unser Ansatz der Virtualisierung des Betriebssystems ist
allen anderen Techniken weit überlegen", so Parallels-Chef Beloussov voller Selbstvertrauen.
Seiner Ansicht nach habe die Bare-Metal-Virtualisierung ihre Berechtigung, aber deren
Managementaufwand zur Vermeidung eines Server-Wildwuchses fresse viele Vorteile wieder auf.
Bare-Metal-Virtualisierung ist die Technik, mit der VMware seinen Siegeszug antrat, die jedoch
unter Druck gerät, da der zugehörige Hypervisor ein kostenloses Produkt geworden ist, das häufig
schon direkt mit der Hardware mitgeliefert wird.
Strategien
und Pläne bei VMware und Microsoft Während im Server-Bereich sowohl die Vorteile als auch die
Probleme der Virtualisierung bereits hinlänglich diskutiert sind, befindet sich laut Beloussov die
Desktop-Virtualisierung erst am Anfang einer breiten Akzeptanz in den IT-Abteilungen.
Dieser Trend ist unter anderem auch an der zunehmenden Anzahl von Anbietern in diesem Markt
zuerkennen, zu denen inzwischen außer Parallels auch noch VMware sowie Microsoft, Symantec und
Citrix gehören
Im Vergleich zu den anderen ist Parallels mit seinen nur 800 Mitarbeitern der kleinste Anbieter,
doch das sieht Beloussov nicht unbedingt als Hinderungsgrund: "Wir haben in allen Bereichen
hervorragende Partner, sodass unsere Basis wesentlich größer ist, als die Mitarbeiterzahl vermuten
lässt", erläutert er seine Position.
Für Parellels gute Marktposition spricht auch, dass das Haus Produkte anbietet, die von den
Großen nicht besonders beachtet werden – beispielsweise die Virtualisierung von Windows auf dem
Mac. Hierzu gibt es zwei Angebote: VMware Fusion und Parallels Desktop, zu dem vor wenigen Wochen
das Release 4.0 auf den Markt kam. Laut Parallels konnten insgesamt bereits über eine Million
Kopien von dieser Mac-Virtualisierung verkauft werden.
Die Virtualisierung des Macs zur Windows-Nutzung erfreut sich auch einer zunehmenden Beliebtheit
bei denjenigen CIOs, die gezwungen sind, in ihrer Windows-Client-Landschaft Apple-Computer
ebenfalls zuzulassen. Gemäß den Marktforschern von Information Technology Intelligence werden
bereits bei 80 Prozent der Unternehmen zusätzlich zu den Windows-Systemen auch Mac-Systeme
eingebunden. Zwei Drittel der befragten CIOs will innerhalb der nächsten zwölf Monate die
Windows-PC-Vorgaben aufheben und es den Mitarbeitern überlassen, mit welchem System sie lieber
arbeiten möchten.
Im Bereich Apple als Server ist Parallels sogar der einzige Anbieter. Parallels Server für Mac
bietet das Hosting von VMs auf der nativen OS-X-Server-Leopard-Plattform. Auch hier hofft
Beloussov, dass mit diesen Möglichkeiten Apples Intel-basierte Xserve-Hardware den Weg ins
Rechenzentrum der großen Anwender finden wird. "Das Problem dieser Systeme ist, dass es nicht
genügend Business-Anwendungen dafür gibt, doch mit unserer Virtualisierung lassen sich darauf auch
Windows- oder Linux-Applikationen betreiben", so Beloussov.
Parallels Flaggschiffprodukt ist jedoch Virtuzzo Container und die Virtual-Desktop-Infrastruktur
(VDI), die dem Ansatz von Citrix ähnlich ist. Bei Parallels wird auf dem Server das Betriebssystem
virtualisiert, und auf dem Desktop erfolgt eine Virtualisierung der Anwendung. Die Virtualisierung
des Betriebssystems bietet eine bessere Performance, Hardwareausnutzung und vor allem eine
kostengünstige Administrierbarkeit. Dagegen hat sie den Nachteil, dass sich auf einer Maschine
nicht verschiedene Betriebssysteme parallel betreiben lassen.
Bei einer so großen Vielfalt an Virtualisierungslösungen sieht Beloussov sein Unternehmen
bestens für die Zukunft gerüstet. "Der Markt ist riesig, und unter dem gegenwärtigen Kostendruck
ist die Nachfrage rasant angestiegen", kann er berichten.
Dieses gute Wachstum ist auch der Grund, weshalb es zwischen den Anbietern etliche Kooperationen
gibt. "Nur VMware verweigert sich einer intensiven Zusammenarbeit; sie benehmen sich wie IBM zu
Zeiten der Mainframes und meinen, nur weil sie Marktführer sind, können sie alles alleine besser
machen – aber das wird sich schon bald rächen", so Beloussovs Vorwarnung.
Parallels arbeitet vor allem sehr intensiv mit Microsoft zusammen, und gerade von Microsoft geht
die größte Gefahr für VMware aus. Das bestätigt auch VMware-Chef Paul Maritz: "Microsoft hat gute
Produkte, exzellente Leute und praktisch unbegrenzte Ressourcen – damit ist es für jeden
Konkurrenten schwer dagegen anzugehen", sagte er auf der jüngsten VMworld. Doch vorläufig wird sich
der Konkurrenzkampf in Grenzen halten, da der Markt weiterhin ein immenses Wachstum verspricht, das
durch die gegenwärtige Rezession noch stärker ausfallen könnte, als von den Analysten
vorhergesagt.
So erwartet die Yankee-Group für das nächste Jahr ein Marktvolumen von zwölf bis 14 Milliarden
Dollar, danach soll es ein durchschnittliches Wachstum von 25 bis 30 Prozent geben, sodass der
Markt bis 2011 auf über 20 Milliarden Dollar anwachsen wird.
Der größte Teil davon wird weiterhin auf das Konto des Marktführers VMware gehen, der in diesem
Jahr einen Anteil von 75 Prozent erzielte. Doch für die kommenden Jahre sind laut der Yankee-Group
die Karten völlig neu gemischt. "Oracle wird sich beispielsweise einen erheblichen Marktanteil bei
der Applikationsvirtualisierung sichern", schrieb Yankee-Analystin Laura DiDio noch im Herbst in
ihre Marktuntersuchung, bevor sie zu Information Technology Intelligence wechselte.
Harald Weiss/wg