SCO bekommt eine neue Finanzspritze, um seine Rechtsposition weiter zu verteidigen. Doch von den angekündigten 100 Millionen Dollar werden nur fünf Millionen ausgezahlt, die restlichen 95 Millionen sind nur ein Kreditrahmen mit über 20 Prozent Zinsen. Es ist fraglich, ob SCO damit ein profitables Geschäft aufbauen kann.
Prinz Alwaleed bin Talal, Mitglied der Königsfamilie von Saudi-Arabien, sowie die New Yorker Investmentfirma Stephen Norris Capital wollen SCO mit einer Kapitalspritze von bis zu 100 Millionen Dollar neues Leben einhauchen. Mit diesem Geld will das Unternehmen seine Rechtsansprüche im Bereich der Copyright-Verletzungen von Unix und Linux erneut einklagen. In den für diese Akquisition eingereichten Gerichtsunterlagen heißt es, dass SCO "aggressiv seine Rechtsansprüche gegenüber Novell, IBM und anderen" durchsetzen will.
–
SCO erleidet schwere Schlappe im jahrelangen Unix-Linux-Rechtsstreit
–
"Jeder hat eine Meinung zu diesem Rechtsstreit - doch jeder hat eine andere", sagt Stephen Norris, der davon überzeugt ist, dass SCO gute Chancen hat, bei einem Berufungsverfahren Recht zu bekommen. "Da sind sehr viele Ungereimtheiten in der vorliegenden Urteilsbegründung", so seine Einschätzung der Rechtslage. Rechtsexperten zweifeln aber, dass der Versuch erfolgreich sein wird. "Es stimmt, es gibt sehr viele Meinung zu diesem Thema, aber es gibt meines Wissens niemand, der ernsthaft glaubt, dass SCO hier noch einen Anspruch hat", sagt Mark Radcliffe von der Kanzlei DLA Piper.
Andere Rechtsexperten sehen darin vor allem eine Art Kostenübernahme des bisherigen Rechtsstreits. "SCOs Prominentenanwalt David Boies arbeitet nicht gerne umsonst - schon gar nicht, wenn der Kunde die Rechnungen mit Hinweis auf Chapter 11 nicht bezahlen will", sagt die Rechtskommentatorin Paula Rooney. Ihrer Ansicht nach werden die vereinbarten ersten fünf Millionen Dollar der Finanzspritze zur Abdeckung von offenen Rechnung genutzt und die ohnehin nur als Kreditlinie eingeräumten restlichen 95 Millionen Dollar nie in Anspruch genommen werden.
SCO hatte im vergangenen September Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragt, nach dem ein US-Gericht im August entschieden hatte, dass Novell - und nicht SCO - die Eigentumsrechte an Unix besitzt. Novell wurde daraufhin vom Gericht bestätigt, dass es Lizenzforderungen an SCO erheben kann, die aber bislang noch nicht quantifiziert sind. Erst nach einer viertägigen Verhandlung Ende April soll die Höhe dieser Ansprüche festgelegt werden.
Das Eigentumsrecht an Unix ist für SCO insofern von Bedeutung, da SCO der Linux-Welt mit Copyright-Klagen gedroht hatte, da Linux gestohlenen Unix-Code enthalten soll. Das bekannteste Verfahren hierzu ist der Prozess gegen IBM. Allerdings hat SCO niemals einen Beweis für den Code-Diebstahl vorgelegt.
Harald Weiss/wg