»Das ist durchaus eine Herausforderung«
»Das ist durchaus eine Herausforderung«. Im Zuge der Umstrukturierung der defizitären »Com«-Sparte wurde vom Siemens-Konzern neben dem Verkauf des Handy-Geschäfts an Benq auch die Tochtergesellschaft »Siemens Home and Office Communication Devices« gegründet. In der neuen Firma soll die Marke »Gigaset« ausgebaut werden. Insbesondere im Bereich Home Networking und Unterhaltungselektronik sieht das Unternehmen Chancen. CRN-Korrespondent Folker Lück sprach mit Dieter Cifrain, Leiter Vertrieb und Marketing, über die Vertriebs- und Produktpläne der neuen Gigaset-Gesellschaft.
»Das ist durchaus eine Herausforderung«
CRN: In Deutschland ist Gigaset beinahe ein Synonym für »Schnurlostelefon«. Soll daraus jetzt eine Marke für Smart-Home-Produkte entwickelt werden?
Cifrain: Die Marke Gigaset steht schon lange nicht mehr nur für Telefone. Ein logischer Schritt war vor zwei Jahren der Ausbau des Portfolios um Wireless-LAN-Router, nun seit gut einem Jahr um Voice over IP-Produkte. Beim Einstieg in den Home Media-Bereich haben wir ebenfalls erfolgreich auf den Markenwert von Gigaset setzen können, um Händlern und Verbrauchern neue Themen wie digitales Fernsehen und Heimvernetzung näher bringen zu können. Den Gedanken der Heimvernetzung führen wir jetzt durch Lösungen und Produkte zur Steuerung der Heimelektronik und Hausgeräte weiter, die dann auch unter der Gigaset-Marke geführt werden.
CRN: Wie hoch ist aktuell der Marktanteil für die Gigaset-DECT-Produkte in Deutschland?
Cifrain: Wir sind in Deutschland und Europa mit unseren DECT-Produkten Marktführer. In Deutschland liegt unser Marktanteil wertmäßig bei mehr als 50 Prozent, daher können wir auf einen hohen Markenbekanntheitsgrad mit »Gigaset« setzen. Dadurch schaffen wir für den Handel und den Konsumenten auch Vertrauen für neue Produktkategorien wie WLAN- und Home Media-Produkte.
CRN: Wird die Gigaset-Familie künftig noch auf die anderen Siemens-Com-Produkte wie etwa »HiPath« abgestimmt?
Cifrain: »Siemens Home and Office Communication Devices« ist eine 100-prozentige Siemens-Tochter und befindet sich weiterhin unter dem Dach von Siemens Com. Sie ist auch Lieferant für Hardware von Komplettlösungen für Netzbetreiber. Im Bereich operatorabhängige Services wie Home Entertainment-Dienste oder Smart Home-Services wird die ohnehin enge Zusammenarbeit weiter an Bedeutung gewinnen.
CRN: Wie bereiten Sie die Fachhandelspartner darauf vor, im Vergleich zum Telefon eher erklärungsbedürftige Lösungen wie DSL-Router oder Home-Server zu vermarkten?
Cifrain: Das ist durchaus eine Herausforderung, denn viele Händler haben bisher diese komplexe Beratung beim Kunden nicht leisten müssen. Ich denke, wir müssen hier schrittweise vorgehen und können nicht gleich alle Themen auf einmal vermitteln. Wir stellen Händlern auf unserem Händler-Extranet neben vielen Informationen auch webbasierte Trainings zu Produkten und Themen zur Verfügung. Auch individuelle Trainings können mit uns vereinbart werden. Darüber hinaus sorgen wir mit entsprechend aufbereiteten Produktbroschüren für eine bessere Übersicht und ein besseres Verständnis der neuen Themen und der Zusammenhänge.
CRN: Verändern sich mit komplexeren Lösungen nicht auch die Vertriebspartner? Werden neben dem ITK-Fachhandel verstärkt auch kleinere Systemhäuser oder aber der Carrier-Bereich adressiert?
Cifrain: Ja, das ist richtig. Wenn wir vorher verstärkt im Telekommunikationsfachhandel unterwegs waren, kommen nun auch Händler aus dem IT-Umfeld oder aus dem Bereich »Braune Ware« hinzu. Zudem sind wir mit WLAN-Routern und VoIP-Produkten auch bei den Carriern und Internet Service-Providern erfolgreich vertreten. Wir decken somit die Bedürfnisse sowohl des Fachhandels als auch von DSL-Direktvermarktern in gleicher Weise ab.
_____________________________________________
Gigaset wird Smart Home-Marke
Im vergangenen Monat nahm Siemens Home and Office Communication Devices GmbH & Co. KG die Geschäftstätigkeit offiziell auf. Die Gesellschaft übernimmt die Entwicklung, Produktion und Distribution der gesamten Siemens-»Gigaset«-Produktpalette. An der Spitze der neuen Gesellschaft stehen die beiden langjährigen Siemens-Manager Paul Reitmeier als Geschäftsführer und Thomas Kresser als CFO.
Die neue Siemens-Tochter zählt weltweit rund 3.700 Mitarbeiter. Im vergangenen Geschäftsjahr erwirtschaftete der ? damals noch integrierte ? Bereich einen Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Ziel der Ausgliederung soll in erster Linie eine Verkürzung der Entscheidungswege sein, da im Consumergeschäft die Produktzyklen immer kürzer werden.
Die Zahl der unter dem Markennamen »Gigaset« angebotenen Produkte will Siemens erheblich erweitern: Neben den bekannten Schnurlostelefonen vermarktet der Münchener Konzern bereits jetzt DSL-Router und Settop-Boxen für den digitalen TV-Empfang. Dabei wird es jedoch nicht bleiben: Denkbar sind nicht nur weitere Produktlösungen im Bereich Home Networking, sondern auch zur Steuerung der Heimelektronik oder der Hausüberwachung.
Während Siemens das Geschäft mit GSM-Mobiltelefonen aufgegeben hat, sind die Ziele für den Bereich Home and Office Communication Devices ehrgeizig. Der bisherige Spartenchef und Konzernvorstand Lothar Pauly will die neue Tochter zum »weltweit führenden Anbieter im Bereich der Sprach-, Daten- und Videokommunikationsgeräte« ausbauen. Reseller können im nächsten Jahr ? vermutlich bereits zur Cebit ? mit zahlreichen Produktneuheiten unter der Marke »Gigaset« rechnen.
_____________________________________________
INFO
Siemens Home and Office Communication Devices GmbH & Co. KG
Haidenauplatz 1, D-81667 München
http://gigaset.siemens.com
Händler-Extranet: www.siemens-partnerinfo.de