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»Der Channel sollte nicht bestraft werden«

»Der Channel sollte nicht bestraft werden«. Mit Produktneuheiten, wie etwa der »Viiv«-Plattform und Dual Core-CPUs für Notebooks, sowie Investitionen in die Produktionstechnologie will Intel die an Wettbewerber AMD verlorenen Marktanteile zurückerobern. Im Exklusiv-Interview mit CRN-Chefredakteur Markus Reuter erklärt Intel-Geschäftsführer Hannes Schwaderer, wie der stetig wachsende Channel in Deutschland vom geplanten Rekordjahr profitieren soll.

Autor:Markus Reuter • 25.1.2006 • ca. 2:55 Min

»Der Channel sollte nicht bestraft werden«

CRN: Intel hat mit einem Gewinnsprung von 21 Prozent je Aktie und einem Umsatzanstieg von sechs Prozent im vierten Quartal die Erwartungen der Börsen verfehlt. Beim Umsatz konnte die eigene, reduzierte Prognose nicht gehalten werden. Woran lag es?

Schwaderer: Im Dezember haben wir zu wenig Chipsätze auf den Markt gebracht. Der Channel sollte durch unsere Lieferschwierigkeiten nicht bestraft werden. Deswegen haben wir unseren Partnern empfohlen, auf andere Chipsatz-Hersteller zurückzugreifen. Diese Anbieter konnten die Lücke aber leider nicht schließen. Deswegen haben wir unser Ziel für das vierte Quartal knapp verfehlt. Das macht aber unser sehr gutes Gesamtjahr, das wir mit einem Umsatzrekord abgeschlossen haben, nicht kaputt.

CRN: Wie sieht Ihre Prognose für 2006 aus?

Schwaderer: Ich rechne wieder mit einem Rekordjahr. Das liegt zum einen an unseren neuen Produkten. Gerade haben wir beispielsweise Dual Core-CPUs für Notebooks eingeführt. Diese Prozessoren erhöhen die Leistung eines Laptops um 70 Prozent. Das ist sensationell. Zum Jahresende werden wir 70 Prozent unserer Produktion auf Dual Core umgestellt haben. Zum anderen feilen wir an unserer Produktionstechnologie. In den nächsten Monaten geht die dritte 65-Nanometer-Fabrik ans Netz. Außerdem rüsten wir unsere alten Produktionsstätten auf. Dafür werden wir insgesamt 6,9 Milliarden Dollar investieren. 6,5 Milliarden Dollar stecken wir in Forschung und Entwicklung. Diese Maßnahmen werden sich nicht zuletzt positiv auf unsere Gewinnmargen auswirken.

CRN: Als wir auf der vergangenen Cebit miteinander sprachen, haben Sie betont, dass Intel über den Channel schneller als in anderen Bereichen gewachsen ist. Die Umsätze über die Partner konnte Intel in 2004 um 20 Prozent steigern. Was hat der Channel zum Rekordjahr 2005 beigetragen?

Schwaderer: Der Channel ist in Deutschland kontinuierlich weiter gewachsen. Wir haben europaweit mittlerweile den größten Partnerkanal. Das spiegelt sich auch in der Zahl der Intel Product Integrators wider: 7.000 dieser Partner werden über unsere Distributoren oder direkt von Intel betreut.

CRN: Welche Geschäftsbereiche sind über den Channel am stärksten gewachsen?

Schwaderer: Besonders erfreulich ist, dass unser Channel jetzt auch das Mobile-Computing-Segment hervorragend besetzt hat. Dabei war die Situation anfangs schwierig, weil die Barebones spät an die Distributoren geliefert wurden. Trotzdem sind wir hier im vergangenen Jahr um 120 Prozent gewachsen. Das Resultat: Nirgendwo auf der Welt läuft ein größerer Anteil Notebooks mit unserer Centrino-Technologie. Ähnliches gilt übrigens für die Serverprozessoren Xeon und Itanium. Die Server hat der Fachhandel ebenfalls für sich entdeckt. Die selbst assemblierten Server setzen sich durch. Auch der mittelständische Kunde hat mittlerweile verstanden, dass ein Server einem ausgebauten Desktop vorzuziehen ist. Der Channel ist somit ein sehr wichtiger Vertriebskanal für uns.

CRN: Vor zwei Monaten haben Sie in München die neue Plattform »Viiv« gelauncht. Unseren Recherchen zufolge sind die Komponenten allerdings schwer verfügbar. Einige Hersteller erwarten, dass Intel bis zur Cebit keine größeren Mengen bereitstellen kann. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Schwaderer: Wir hatten bereits im vierten Quartal hohe Volumina ausgeliefert. Die großen Hersteller, beispielsweise Hewlett-Packard, haben die Produkte vorrätig. Derzeit sind 20 Systeme verkäuflich. Bis zum Ende des ersten Quartals rechne ich mit insgesamt 110 Designs. Wir adressieren also ganz klar den Massenmarkt.

CRN: Warum unterstützt die Viiv-Plattform keine High-Definition-Inhalte? Das ist ja eigentlich ein Schlüsselmerkmal für einen Wohnzimmer-PC.

Schwaderer: Die Viiv-Plattform kann theoretisch alles darstellen, auch High-Definition-Video. Das wird kommen, wenn die entsprechenden Inhalte bereitstehen. Viiv steht und fällt mit den Angeboten der Inhalte-Anbieter. Deswegen haben wir bereits 50 Partnerschaften in diesem Bereich geschlossen.

CRN: Mit welchen Abverkäufen rechnen Sie für die Viiv-Plattform?

Schwaderer: Bei Viiv handelt es sich um eine Dual Core-Technologie. Dual Core soll in diesem Jahr 70 Prozent unserer Produktion ausmachen. Daran wird Viiv einen großen Anteil haben.

CRN: Ihr Wettbewerber AMD hat im vergangenen Jahr Marktanteile, insbesondere im Desktop-Bereich, zurückgewonnen. Auch in diesem Jahr?

Schwaderer: Der leichte Verlust von Marktanteilen war in der begrenzten Kapazität begründet. In der Tat haben wir ungefähr ein Prozent im Einstiegssegment verloren. Mit unseren neuen Produkten werden aber wir in diesem Jahr deutlich Marktanteile zurückgewinnen.