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Interview

»Der Verbraucher zahlt die Zeche«

Das Schweizer Unternehmen 3T Supplies bietet kompatibles Verbrauchsmaterial unter den Labels »Peach« und »Agfa Photo« an. Geschäftsführer Alfred Wirch findet klare Worte, wenn es um das Verhältnis zu den Geschäftspraktiken der Originalhersteller geht.

Autor:Redaktion connect-professional • 25.10.2007 • ca. 2:00 Min

Inhalt
  1. »Der Verbraucher zahlt die Zeche«
  2. Homeprinting zu günstigen Preisen

CRN: Wie sehen Sie derzeit den Markt für kompatibles Verbrauchsmaterial?

Wirch: Der Markt stagniert momentan. Grund dafür sind die Bestrebungen der Originalhersteller, ihre Monopolstellung weiter auszubauen. Epson beispielsweise hat seine Drucker-Firmware so abgeändert, dass der Einsatz von kompatiblen Tintenpatronen nicht mehr funktioniert. Freier Wettbewerb existiert schon seit langem nicht mehr. Die Zeche zahlen wir alle, vor allem der Verbraucher. Pro Patrone macht der OEM ungefähr eine Zusatz-Marge von zehn Dollar, die bei einem freien Wettbewerb nicht möglich wäre. Ein großer OEM hat in den letzten 15 Jahren rund fünf Milliarden Tintenpatronen verkauft, dies ergibt allein einen Gesamtbetrag von 50 Milliarden Dollar, die dem Verbraucher aus den Taschen gezogen wurden.

CRN: Die Originalhersteller versuchen mit allerlei technischen Tricks Nachbauten zu verhindern. Lohnt sich der Aufwand überhaupt noch, die entsprechenden Alternativen zu entwickeln?

Wirch: Ja, das Marktpotenzial ist groß genug für alle. In 2006 wurden von den 48 Milliarden gedruckten Digitalbildern die Hälfte zu Hause erstellt. In den nächsten fünf Jahren wird der Bilder-Markt weiter rasant wachsen, auf über 200 Milliarden, ein nicht unerheblicher Teil davon wird zu Hause gedruckt werden. Weiteres Potenzial verspricht Mobile Imaging, das heißt kabellose Fotoprints direkt vom Handy.

CRN: Zudem überziehen die Druckerhersteller die Supplies-Anbieter mit patentrechtlichen Verfahren. Kann man den Kampf überhaupt noch gewinnen?

Wirch: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Fakt ist, dass die Bestrebungen der OEMs darauf hinauslaufen, den Markt komplett gegen Wettbewerb abzuschotten. Seit vier Jahren ist bei der EU ein kartellrechtliches Verfahren gegen die Druckerhersteller im Gange, Ergebnis bisher: Fehlanzeige. Auch dass die Elektroschrottverordnung für Drucker nicht zutrifft, halte ich gelinde gesagt für einen umweltpolitischen Skandal.

CRN: Werden durch die Störmanöver der Originalhersteller nicht die alternativen Supplies so teuer, dass die notwendige Preisdifferenz zu den Originalen nicht mehr gegeben ist?

Wirch: Nein, denn die Business-Strategie der OEMs ist darauf ausgelegt, Drucker fast zu verschenken und sich den Gewinn über das Zubehör zu holen. Solange dieses Geschäftsmodell Bestand hat, wird es einen Markt für kompatibles Verbrauchsmaterial geben.

CRN: Es tummeln sich auch einige Billiganbieter im Markt, die den Ruf alternativer Supplies schädigen. Was kann man dagegen tun?

Wirch: Ein wichtiger Punkt. Wer gegen das Patentrecht verstößt und Eins-zu-eins-Kopien verkauft, muss bestraft werden. Jeder Distributor und Wiederverkäufer muss sich im Klaren sein, dass er durch den Verkauf patentverletzender Ware angeklagt werden kann. Zweitens muss die Branche Qualitätsmerkmale in den Vordergrund stellen. Wir verstehen uns als Anbieter von Markentinten. Das muss noch stärker gegenüber dem Verbraucher kommuniziert werden.

CRN: Machen Ihnen die Tintentankstellen zu schaffen?

Wirch: Nein. Viele Tintentankstellen schneiden in punkto Qualität eher mäßig ab, das hat die Stiftung Warentest in ihrem jüngsten Test bestätigt. Aber diese Vertriebsform wird weiterhin ihre Berechtigung behalten.