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Exklusiv- Interview

»Gefrustet vom Offline-Kauf«

Der Fachhandel beschwert sich zunehmend, dass Online-Händler mit ihren Preisen für Endkunden häufig unter ihren eigenen Einkaufspreisen bei den Distributoren liegen. CRN sprach mit Arnd v. Wedemeyer, Geschäftsführer von notebooksbilliger.de, wie diese »Schweinepreise« zustande kommen.

Autor:Markus Reuter • 29.7.2009 • ca. 1:30 Min

CRN: Herr von Wedemeyer, der stationäre Handel klagt häufig über die günstigen Angebote der Online-Händler. Wie schafft es notebooksbilliger.de diese günstigen Preise anzubieten?

von Wedemeyer: Ganz einfach: Wir kaufen attraktive Produkte zu attraktiven Preisen und geben diesen Vorteil gerne weiter – auch an den Fachhandel. Ein Beispiel: Wenn ein bestimmtes Produkt monatelang in der Distribution auf Lager liegt und nicht verkauft wird, verkaufen wir es – das ist doch kein Problem. CRN: Allerdings ist der Fachhandel nicht besonders erfreut, dass die Preise der Etailer häufig unter den Konditionen liegen, die der Reseller bei seinem Distributor erhält.

von Wedemeyer: Das bezweifle ich. Häufig handelt es sich um unterschiedliche Produkte, die der Hersteller über unterschiedliche Kanäle anbietet. So gibt es beispielsweise ein Notebook mit einer bestimmten Konfiguration im Retail- oder Etail-Handel und mit anderen Spezifikationen im Fachhandel. Ein anderer Punkt ist aber entscheidender: Warum spielen Händler mit Ladengeschäft ihre Karten nicht aus? Naheliegend wäre doch, den Kunden Standard-Services zu jedem Hardware-Produkt anzubieten. Was online logischerweise schwerer fällt. Kunden, die online kaufen, waren häufig vom Offline-Kauferlebnis gefrustet.

CRN: Systemhäuser, die im Projektgeschäft tätig sind, berichten uns, dass die IT-Leiter oder Einkäufer die Hardware-Preise im Internet vergleichen und danach anfangen, zu dis-kutieren. Die günstigen Preise der Online-Händler wirken sich demnach auch auf die Geschäfte der Systemhäuser aus.

von Wedemeyer: Systemhäuser, die im Projektgeschäft tätig sind, dürften dieses Problem eigentlich nicht haben. Wenn ich eine Dienstleistung anbiete, muss ich dafür auch Geld verlangen. Wenn das nicht funktioniert, mache ich etwas falsch.

CRN: notebooksbilliger.de ist auch im Projektgeschäft aktiv. Bemerken Sie, dass Firmenkunden Projekte verschieben oder auf- geben?

von Wedemeyer: Unser Projektgeschäft läuft gut. Wir verzeichnen keine Umsatzrückgänge, bemerken aber eine Preissensibilität bei Kunden, die von der Wirtschaftskrise betroffen sind. Wir haben allerdings Probleme mit Herstellern, die im Direktgeschäft tätig sind. Beispielsweise, wenn ein Hersteller über ein eigenes Call-Center Aufträge mit Unternehmenskunden generiert. Oder wenn wir ein Projekt anmelden und der Hersteller es daraufhin beim Kunden abholt.

CRN: In diesem Punkt wird Ihnen wohl jeder Fachhändler zustimmen. Vielen Dank für das Gespräch.