Achtung IBM: Mit Schulnoten gegen Arbeitsverweigerer
Blaue Briefe und Elternsprechstunden jetzt auch in der freien Wirtschaft? Das wäre bei IBM nur konsequent, schließlich hat Big Blue in den USA das Schulnotenprinzip eingeführt, um faule Mitarbeiter zu bestrafen und fleißige mit Gehaltssprüngen zu belohnen.
Das Zeugnismodell will der Konzern nun auch weltweit anwenden.
Allen IBM-Mitarbeitern, die sich dem Grauen der Schulzeit längst entronnen sahen, dürfte jetzt der Angstschweiß ausbrechen. Frühmorgendliche Kontrollen am Briefkasten auf der (Abfang-)Suche nach Blauen Briefen und peinliche Ehrenrunden könnten wieder zum Alltag werden. In Deutschland stößt der Konzern momentan noch auf den Widerstand der Gewerkschaft IG Metall. CRN hat allerdings aus gut informierten Kreisen erfahren, dass die Genossen dem Modell unter der Voraussetzung zustimmen, dass zum Schutz der Mitarbeiter ein Elternbeirat gebildet wird. Und da die Deutschen Weltmeister in der Vereinsgründung sind, hat sich der deutsche Elternrat der IBMMitarbeiter bereits zu einer ersten konstituierenden Sitzung getroffen.
Erste Amtshandlung war die Verabschiedung von Präventivmaßnahmen, um sich gegen den Vorstoß der Konzernleitung zu wappnen. So sollen bei nachlassender Performance der Schützlinge – pardon Mitarbeiter – Sprechstunden bei den Vorgesetzten einberufen werden. Allerdings stoßen die Verantwortlichen dabei auf ernst zu nehmende logistische Probleme: Viele Mütter und Väter der IBM-Beschäftigten sehen sich gesundheitlich nicht mehr in der Lage, ihre Seniorenwohnheime zu verlassen. Zudem lassen die gut gefüllten Terminkalender der vorgesetzten Top-Performer eine Vor-Ort-Sprechstunde oft aus zeitlichen Gründen nicht zu.
Für den Vorschlag, Eltern und Chefs für die Unterredungen per Webkonferenz zusammenzuschalten, ernteten die für Kompromisse durchaus offenen IBMVerantwortlichen nur Kopfschütteln. Mit dem neumodischen Computerzeugs wolle man nichts zu tun haben, so die Stellungnahme des Elternbeirats.
Während die Parteien hierzulande noch um eine Einigung ringen, feiert das Modell in den USA bereits pädagogische Erfolge. Dort sitzt der Manager im besten Alter mit seinen 80-jährigen Eltern beim Chef, holt sich mit gesenktem Kopf seine Standpauke ab und gelobt Besserung. Der ein oder andere mag bei dieser Vorstellung vielleicht die Stirn runzeln. Aber für das Engagement der Eltern sprechen nicht nur erzieherische Gründe: Bei der allgemein schwächelnden Rentenversorgung und diverser Nullrunden liegt es verständlicherweise im Interesse der ergrauten Elterngeneration, den Nachwuchs finanziell gut dastehen zu lassen.