AMD will in den Media Markt
Mit seinen Grafikkarten ist AMD schon seit längerer Zeit im Media Markt vertreten. Nach dem Urteil der EU-Kommission gegen Intel sieht AMD-Channel-Chef David Kenyon gute Chancen, nun auch die Regale der PC-Abteilung erobern zu können.
Die EU-Kommission hat Intel wegen unfairer Handelspraktiken eine Strafe von zwei Milliarden Euro aufgebrummt. David Kenyon, Vice President World Wide Channel Marketing bei AMD erwartet vom Urteil gegen den Rivalen eine Öffnung des CPU-Markts, von der AMD profitieren soll: »Das Urteil der EU-Kommission wird künftig zu einem offenen und fairen Wettbewerb führen. Die Verbraucher sollten die freie Wahl zwischen Intel- und AMD-Systemen haben«, so Kenyon gegenüber Computer Reseller News. Seit der Übernahme des Grafikkartenherstellers ATI ist AMD in diesem Bereich ohnehin schon lange mit der Media Saturn Holding im Geschäft. Konkrete Angaben über den aktuellen Verhandlungsstand will der AMD-Channel-Chef jedoch nicht machen. Neben dem Retail-Segment will AMD sich in Zukunft noch intensiver als bisher um seinen Channel kümmern. Eine große Herausforderung für die Partner sei die zunehmende Verdrängung von Desktop-PCs durch Notebooks. Pläne für ein »White-Book«-Programm, um Partnern den Zugriff auf Standard-Komponenten zu erleichtern, gebe es jedoch nicht. Das Scheitern von Intels Programm habe gezeigt, dass die großen ODMs ein solches Projekt nicht unterstützen.
»Wir haben in Relation zum erwirtschafteten Gewinn im vergangen Jahr mehr Geld für Marketing ausgegeben als Intel«, betont Kenyon. Die Partner sollen darüber hinaus stärker von »Cash-Back«-Aktionen profitieren, bei denen Kunden, die neben einer CPU auch eine Grafikkarte von AMD kaufen, Geld zurück erhalten. Eine weitere neue Maßnahme sind die Call-Center-Aktivitäten von AMD, die dazu dienen, Bestandskunden der Channelpartner über neueste Technologien zu informieren, um so zusätzliche Kaufanreize zu schaffen.
Als wichtigen Schritt zum Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit von AMD habe sich zudem die Ausgliederung der Chipproduktion in ein eigenes Unternehmen namens »Globalfoundries« erwiesen. In der Vergangenheit war AMD immer wieder durch Überkapazitäten in der Produktion unter Druck geraten. Mit dem Chiphersteller ST Microelectronics hat das AMD-Spin-off nun den ersten großen Kunden gewonnen. AMD besitzt 34,2 Prozent von Globalfoundries, die verbleibenden Anteile hält eine Investitionsgesellschaft, die der Regierung von Abu Dhabi gehört. Durch das frische Geld von den Ölscheichs hatte sich der Hersteller etwas Luft verschafft, nachdem das Unternehmen infolge mangelnder Liquidität durch die kostspielige ATI-Übernahme ganz nah vor dem Abgrund stand. Kenyon ist jedoch fest davon überzeugt, AMD sei auf dem besten Weg, in die schwarzen Zahlen zurückzukehren. Satte Margen verspricht sich AMD von der neuen Sechs-Kern-Server-Plattform »Istanbul«, die unter anderem bei Servern von Sun und HP bereits im Einsatz ist. Mit seiner »Istanbul«-Opteron-CPU bietet AMD einen Sechs-Kern-Prozesser für vier bis acht Sockel an, den Branchenprimus Intel in dieser Form – mit einer schnellen Kommunikation via »Hypertransport« zwischen den einzelnen Kernen – erst im nächsten Jahr anbieten wird.