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Angetestet - das Handy-TV via DMB

Autor:Redaktion connect-professional • 19.12.2006 • ca. 4:20 Min

Letzten Freitag war es für mich endlich auch soweit - ich konnte einen ersten Blick auf das neue, bunte, kleine und so mobile Handy-TV werfen. Zum Einsatz kam dabei aber nicht etwa das Samsung SGH-P900, wie es von Debitel und Watcha verkauft wird, sondern das LG-LD1200 T-DMB Handy, welches es zur Zeit in Deutschland aber so noch gar nicht gibt, sondern nur zu Testzwecken der MI Friends hergenommen wird.
Die Uhrzeit für den Test war gut gewählt: 19 Uhr - also zu jener Zeit, als sich das deutsche Team redlich gegen Kolumbien versuchte, denn immerhin wird das Handy-Fernsehen ja immer wieder mit der Fussball WM im eigenen Lande in Verbindung gebracht, frei nach dem Motto "wenn man schon keine Karte hat, kann man das Spiel ja auch vor dem Stadion auf dem Handy anschauen"; aber dazu später mehr.
 
Erstmal zurück zum LG-LD1200 welches in einer europäischen UMTS Variante zum Testeinsatz kam, die hier - im Gegensatz zu seinem koreanischen Bruder - leider nur über eine 1 Megapixel Kamera verfügt und trotz UMTS keine Frontkamera für Videotelefonate hat. Ansonsten ist alles ähnlich zum koreanischen Gegenstück: Das Display lässt sich zum fernsehen mit dem Daumen in eine horizontale Position bringen, es verfügt über eine zweite, ausziehbare Antenne für den TV Empfang und ist ansonsten ausgestattet, wie moderne Oberklassehandys nun mal ausgestattet sein sollten.

Es geht hier ja auch nicht um den Geräte Test als solches sondern um den Handy-TV Test. Das LG funkt nach dem T-DMB Standard, also der Konkurrenz zum DVB-H Standard, den ja die vier Netzbetreiber bevorzugen würden. T-DMB basiert auf dem digitalen Radiostandard DAB (quasi das digitale UKW) aber im Gegensatz zum Samsung DMB-Handy funkt das LG Gerät nicht nur im L-Band sondern auch im VHF-Band III. Okay, das hört sich jetzt sehr technisch an, ist aber in zweierlei Hinsicht entscheidend: 1) Der größte Teil der DAB Radioprogramme funkt ebenfalls im VHF III und 2) funken die MI Friends ebenfalls im VHF III Bereich, während Watcha nur im L-Band funkt. Während Watcha aber einen Vertrag mit monatlichen Gebühren erfordert, sind die Sender der MI Friends auf dem VHF-III Band zur Zeit kostenlos zu empfangen und die Kombination L- und III-Band bietet eine bei weitem breitere Angebotspalette:

Watcha

  • ZDF
  • N24
  • MTV Mobile
  • Pro7/Sat1 Comedy Channel
  • bigFM2see (Radio)

MI Friends

  • ARD
  • ZDF
  • Bayerisches Fernsehen
  • BRpocket
  • MI Friends 1 mit Focus Gesundheit, Deutsche Welle, Nova Radio, Antenne Bayern/Rock Antenne (im Wechsel)
  • MI Friends 2 mit einem Angebot von Plazamedia (Programminhalt noch unbekannt), münchen.tv, DSF (ebenfalls im Wechsel)
  • bigFM2see (Radio)
  • Das Modul (Radio)
  • N24
  • MTV Mobile
  • Nur der Comedy Channel kann nicht empfangen werden, da er verschlüsselt gesendet wird und ich zum Test ja kein Watcha-Handy hatte
  • Plus alle erdenklichen DAB Radio-Stationen (und davon hat es in Bayern mehr als man denkt)

Vom Programmangebot also eindeutig 1:0 für die MI Friends vor allem weil sie dazu auch (noch) kostenlos sind.

Aber wie war das jetzt mit dem Empfang und dem Fussballspiel? Nun, beides war mehr oder mindern ein Reinfall (wobei ich nicht vom Ergebnis der Nationalmannschaft spreche). Denn den ersten Test machte ich in einer Kneipe, durchaus noch im Münchner Innenstadtbereich/Randlage im Westen und siehe da, nix war zu sehen außer der Meldung, dass der Empfang zu schwach sei.

Verständlich, immerhin ist der einzige T-DMB Sender auf dem Münchner Olympiaturm und wenn da nicht alles passt, dann kommt das Funksignal eben nicht in die Räume rein. Also raus und siehe da, es lief - auf Anhieb. Teilweise zwar alles sehr "digital" mit Artefakten aber es lief - und zwar auf allen Kanälen.
Während man sich Sendungen wie MTV, ARD oder N24 auch durchaus ordentlich anschauen konnte, war die Devise beim Fussball - frei nach Loriot aber eher "ja wo laufen sie denn" und vor allem "wo ist der Ball"? Ich bin wirklich einige gewohnt, das geht aber gar nicht! Der Ball ist teilweise gut (wenn er liegt oder langsam läuft) zu erkennen, teilweise aber gar nicht (scharfe Flanken oder gezielte Torschüsse). So kam dann auch keine Freude auf, auch wenn das Spiel, vermeintlich gut gewesen sein könnte.

Und das Fazit? Ein eindeutiges Fazit fällt mir schwer denn man muss der ganzen Sache zugute halten, dass sie noch im Aufbau ist und Anfang der 90er war auch der digitale Mobilfunk noch weit von dem entfernt, was wir heute kennen und täglich nutzen. Dass der Empfang noch nicht in den Räumen funktioniert, wie man es erwartet, ist bitter aber fast schon verständlich - bei nur einem Testsender auf dem Olympiaturm. Das die Displays so klein sind, dass man den Ball gar nicht sehen kann, ist ebenfalls bitter, aber ebenfalls verständlich. Schließlich handelt es sich hier um ein Handy und nicht um einen mobilen Fernseher. Handy Displays sind nun einmal kleiner. Überzeugen konnte mich allerdings das vielfältige Programmangebot der MI Friends, zumal man - bis auf den Pro7/sat1 Comedy Channel - auch das Watcha Angebot sehen konnte. Und die - meiner Meinung nach - interessantesten verfügbaren Sender sind sowieso ARD, ZDF und N24 sind. Alles Andere kommt auf den persönlichen Geschmack an, Spartenkanäle eben, wie auch im Kabel oder Satellit.
Fussball geht aber kaum und würde sich wirklich nur auf Reisen - zur Not - anbieten, wenn man keine Möglichkeit hat sich vor einen anderen Fernseher zu setzen. Das funktioniert aber wieder nicht, da außerhalb der Ballungsgebiete das Handy TV noch gar nicht funkt, in den Großstädten wird man zur WM aber eh in jeder zweiten Kneipe die Spiele sehen können.

Alles in allem kann ich sagen, dass das ganze noch ausbaufähig ist und sicherlich in 5 - 10 Jahren zu guten Ton äh Bild gehören wird. Dafür jetzt allerdings schon monatliche Gebühren bei Debitel und Watcha zu zahlen, ich weiß nicht - mir wäre es das jetzt noch nicht wert.