Angst vor der Datensupermacht Google
Kaum hat Google in der vergangenen Woche mit dem Nexus One sein erstes Smartphone vorgestellt, schwappt eine neue Welle der Kritik am Suchmaschinenanbieter hoch. Die Datenschützer befürchten, dass Google über das Handy weitere Datensammlungen, etwa Bewegungsprofile, anlegen wird.

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Seinen Ruf als »Datenkrake« scheint Suchmaschinen-Primus Google zu bestätigen. Kritiker monieren, dass das Unternehmen auch sein Smartphone Nexus dazu nutzen wird, um Informationen über das Nutzerverhalten zusammenzutragen.
Google selbst erwehrt sich der Kritik mit den üblichen Beteuerungen, es würden nur Daten gesammelt, die nicht auf die Person bezogen seien. So würden die Informationen nur auf die jeweilige IP eines Nutzers zurückgeführt, nicht jedoch auf dessen persönlichen Daten.
Ziel dieser Datensammlung sei lediglich eine Verbesserung des Services für die Nutzer, indem ihnen durch ihre Web-Historie bessere Angebote und Suchtreffer bereitgestellt werden könnten.
Dennoch lassen sich auch aus solchen Daten leicht Rückschlüsse auf die Nutzer ziehen. Ganz zu schweigen von Risiken bei Datenverlusten oder erfolgreichen Hacking-Angriffen auf den Daten-Pool.
»Keine Regierung auf der ganzen Welt hat wohl so genaue Informationen über ihre Bürger«, mahnt deshalb etwa Dr. Thilo Weichert vom unabhängigen Landeszentrum für Datenschutz (ULD) in Schleswig-Holstein im Nachrichtenmagazin »Spiegel«. Das Blatt hat dem Thema Google die Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe gewidmet.
Datenschützer will Street-View verbieten
Weichert hofft unter anderem darauf, dass Street-View verboten wird. Dieser Service verknüpft Fotos der Innenstädte interaktiv mit dem Kartenmaterial von Google Maps.
Auch die Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger von der FDP stößt im Spiegel-Interview ins gleiche Horn: »Mich stört dieses Vorpreschen, diese Gigantomanie, diese Haltung, die auch bei der Google-Buchsuche durchscheint.«
Auch wenn sie noch immer auf eine Art Selbstregulierung durch Suchmaschinen-Betreiber wie Google hoffe, sei die Geduld der Politik bald am Ende. Leutheusser-Schnarrenberger fühlt sich durch den Aufstieg des Internetmultis und seine neuen Projekte wie die Buchsuche an einen anderen, ebenfalls oft gescholtenen IT-Riesen erinnert: »Insgesamt entsteht für mich da gerade ein Riesenmonopol, ähnlich wie Microsoft.«
Doch ob eine solche freiwillige Selbstbeschränkung von Unternehmen im Internet tatsächlich funktionieret, ist mehr als fraglich. Schließlich haben auch die gesellschaftlichen Selbstregulierungskräfte bei diesem Thema versagt. Gerade die jüngere Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist und ihre sozialen Kontakte über Social Networks organisiert, nimmt die allgemeine Datensammelwut als gegeben hin.