Internet-Kids haben keine Angst vor Datenmissbrauch
- Angst vor der Datensupermacht Google
- Internet-Kids haben keine Angst vor Datenmissbrauch

Für solche Internet-Kids ist es völlig normal, die Macht über ihre eigenen Daten anderen anzuvertrauen. Persönliche Informationen zu missbrauchen, gilt deshalb für viele von ihnen als Kavaliersdelikt, wie der traurige Fall des Schüler-VZ-Datensaugers zeigte. Der junge Mann hatte Daten von Schüler-VZ-Nutzern »gesammelt« und war sich offenbar nicht bewusst, dass dies illegal war. Als er sich mit einer Klage und Schadenersatzforderungen konfrontiert sah, beging er Selbstmord.
Zu welch abstrusen Haltungen diese neuen gesellschaftlichen Gewohnheiten im Netz führen, zeigte Google-Vorstandschef Eric Schmidt Anfang Dezember ungewollt in einem Interview mit dem US-Sender CNBC. Auf die Frage nach dem Datenschutz durch sein Unternehmen antwortete er - ganz im Sinne von George Orwells »Big Brother« - lapidar: »Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht gar nicht erst tun.«
In diesem Sinne durchleuchtet Google inzwischen auch die eigenen Mitarbeiter. Aus deren Verhalten in virtuellen (Online-)Räumen zieht der Konzern Rückschlüsse auf die Realität. Auf diese Weise will Google unter anderem ermitteln, welcher Mitarbeiter unzufrieden ist und sich demnächst einen neuen Job suchen könnte.
Datenschützer sehen das mit Grauen und würden die Uhr am liebsten ein paar Jahre zurückdrehen und beim Thema Internet nochmal von vorne anfangen. Doch weil das nicht geht, soll wenigstens in Zukunft der Schutz von Daten im Netz besser werden. So kritisiert Datenschützer Weichert, dass Google Analytics, ein Tool, das detaillierte Auswertungen von Web-Seitenbesuchen ermöglicht, auch Daten von Nutzern sammelt, die sich sonst von Google fernhalten.
Zumindest diesen Leuten müsse eine Möglichkeit gegeben werden, die Sammlung und Auswertung ihrer Surf-Informationen selbst zu bestimmen oder auch verbieten, so Weichert.
Auch das Nexus One steht in der Kritik, weil es dem Konzern zumindest theoretisch die Möglichkeit verschafft, die Anwender bis auf den kleinsten Schritt zu verfolgen und Daten über deren Aufenthaltsorte und Lieblings-»Locations« zu sammeln, etwa bestimmte Restaurants.
Für Datenschützer ist dies der nächste Schritt in Richtung gläserner Nutzer und damit eine Art Super-GAU, zumal sich solche Informationen mit anderen Datensammlungen eines Unternehmens kombinieren lassen.
Somit wird die Diskussion über den Datenschutz im Internet und die Macht von Datensammlern wie Google weitergehen. Eher sogar noch heftiger, als dies in den letzten Jahren der Fall war.
Ob sich allerdings mit Gesetzen auch der gesellschaftliche Wandel aufhalten lässt, scheint fraglich. Vor allem dann, wenn es nicht gelingt, jungen Leuten eine gewisse Sensibilität für den Wert der eigenen Daten zu vermitteln und die Gefahren, die der Verlust von persönlichen Informationen mit sich bringen kann. Denn bei aller Kritik an den Aktivitäten sammelwütiger Unternehmen muss auch von den Bürgern ein gewisses Maß an Eigenverantwortung eingefordert werden