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Application-Traffic-Management

Anwendungsleistung im WAN sicherstellen

Redundante Verbindungen verhindern, dass ein Ausfall des primären Netzwerks die Infrastruktur komplett lahmlegt. Im Normalbetrieb bleiben die Kapazitäten der Backup-Verbindung jedoch ungenutzt, was wertvolle Ressourcen für die Verbesserung der Anwendungsperformance im WAN verschenkt. Einen Ausweg bieten moderne Application-Traffic-Managementsysteme.

Autor:Gerhard Henke/wg Gerhard Henke ist Technical Manager bei Ipanema. • 17.10.2008 • ca. 2:20 Min

Um die Verfügbarkeit ihres Weitverkehrsnetzes jederzeit sicherzustellen, bauen immer mehr
Unternehmen redundante Netzwerkinfrastrukturen auf. Während das primäre Netzwerk klassischerweise
auf MPLS (Multi-Protocol Label Switching) basiert, nutzen Unternehmen als Backup-Verbindung meist
internetbasierte VPNs (Virtual Private Networks).

ISDN- oder xDSL-Verbindungen bieten hierfür zwar hohe Bandbreiten zu geringen Kosten, jedoch
keine Quality of Service (QoS). Ihr Einsatz erfolgt in der Regel im Hot-Standby-Modus mit dem
Nachteil, dass diese Bandbreitenressourcen der sekundären Verbindung die meiste Zeit ungenutzt
bleiben.

Um die brachliegenden Kapazitäten zu erschließen, verwenden Unternehmen oft Techniken wie PBR
(Policy-based Routing). PBR gibt dem Router vor, welchen Pfad er für welche Anwendung einschlagen
soll, beispielsweise MPLS für geschäftskritische Applikationen wie ERP-, Citrix- oder
Sprachanwendungen und das Internet für weniger kritische sowie für bandbreitenhungrige Anwendungen
wie E-Mail oder Multimedia. Beim Ausfall eines Netzwerks wird der gesamte Verkehr über die
verbleibende Verbindung geleitet.

Da das Umschalten jedoch einige Zeit in Anspruch nimmt, wird dadurch nicht selten die
Performance der geschäftskritischen Applikationen beeinträchtigt. Zudem verschenkt PBR immer noch
einen Teil der Ressourcen, da die Zuordnung statisch ist und ein Unternehmen bei kurzfristigen
Spitzen oder Engpässen in einem Netzwerkteil nicht dynamisch auf ungenutzte Bandbreite der anderen
Verbindung ausweichen kann. Last, but not least gestaltet sich die Implementierung und Pflege
Router-basierter Konfigurationen äußerst komplex bis zuweilen unmöglich, wenn die Geräte zum
Beispiel im Eigentum unterschiedlicher Netzwerk-Provider sind.

Automatische Auswahl der besten Verbindung

Auch wenn derartige Lösungen ein Schritt in die richtige Richtung sind, lassen sich die
einzelnen physischen Netzwerke damit noch nicht wirklich zu einem logischen Netzwerk kombinieren
und einheitlich managen, wie dies bei autonomen Application-Traffic-Managementsystemen der Fall
ist. Im Gegensatz zu PBR-Ansätzen lässt sich hier die Bandbreite der primären und sekundären
Netzwerke voll ausschöpfen. Dies reduziert nicht nur Kosten, sondern verbessert auch die
Anwendungs-Performance im WAN.

Für eine optimale Nutzung der Netzwerkressourcen suchen solche Systeme automatisch und dynamisch
für jede einzelne Session die beste Verbindung. Entsprechende Appliances überprüfen bei jeder neuen
Session, die vom Standort ins WAN geht, die momentan verfügbare Bandbreite der Verbindungen, ihre
Performance und Ende-zu-Ende-Qualität. Selbst Kostenaspekte und Sicherheitseinschätzungen der
Leitungen können in die Bewertung mit einfließen.

Den Echtzeitstatus der Netzwerkverbindungen gleichen die Systeme dann mit den globalen
Performance-Zielvorgaben für die einzelnen Applikationen sowie der Sensibilität der Anwendungsdaten
ab und suchen auf Basis der in Echtzeit gewonnenen Performance-Werte die optimale Verbindung für
die jeweilige Session. Die Appliances, die an den einzelnen Standorten zwischen LAN und Router
installiert sind, setzen die entsprechenden Parameter im ToS-Feld (Type of Service) des IP-Headers
und leiten die Pakete zum richtigen Netzwerkzugangspunkt weiter. Am WAN-Ausgang wiederum
signalisieren die Router den Appliances, auf welchem Interface sie die Pakete empfangen haben.
Tritt bei einer Netzwerkverbindung eine Störung auf, stoppen die Systeme sofort den Verkehr in
diese Richtung, bis die Verbindung wiederhergestellt ist.

Eine solche Zusammenführung verschiedenartiger Netzwerke hat viele Vorteile: Sie sorgt für
deutliche Kosteneinsparungen bei gleichzeitig maximaler Ausfallsicherheit. Unternehmen müssen sich
nicht mehr auf ein Netzwerk oder einen Service-Provider verlassen, wenn es um die Zuverlässigkeit
ihres WANs geht. Ohne zusätzlichen Konfigurationsaufwand können sie die Service-Levels für alle
kritischen Applikationen im WAN garantieren und damit die Geschäftskontinuität sicherstellen.