Ausgedient
Ausgedient. Bei den Berufsbildern mit dem schlechtesten Image rangieren sie gleich hinter Rechtsanwälten und Gebrauchtwagenverkäufer: die Vertreter. Während die Urväter der Drückerkolonnen den Hausfrauen Bürsten und Schnürsenkel an der Haustür aufschwatzten, geht es heute um Zeitschriftenabonnements, Versicherungen und DSL-Anschlüsse.
Ausgedient
Die Methoden sind gleich. Vertreter umgarnen die Kundinnen: »Gnä Frau sehen heut wieder zauberhaft aus«, versuchen es mit Hartnäckigkeit: »Ich nehm den Fuß erst aus der Tür, wenn Sie Super-DSL mit Power-Upload gebucht haben«, oder sie schüren Angst: »Ohne Schnürsenkel stolpern Sie und brechen sich das Genick«, bzw. etwas aktueller: »Wenn Sie die Reiserückholversicherung der Roten Malteser Unfallsamariterhilfe nicht abschließen, werden Sie im Notfall in Ihrem eigenen Blut jammervoll zugrunde gehen.«
Was sich jedoch verändert hat, sind die Bezeichnungen der Vertreter. Um das angeschlagene Image aufzupolieren, heißen die Kollegen heute »Key Account Manager für Lausitz und die sächsische Schweiz«, »Außendienst-Direktor für Mecklenburg-Vorpommern und Ostsee-Inseln« oder »Gebietsverkaufsleiter Oberschwaben und Bodensee«. Der Titel von Arthur Millers Bühnendrama »Tod eines Handlungsreisenden« würde heute »Senior Sales Manager, ausweglos in den Tod getrieben« lauten. Allerdings spielen sich heutzutage ganz andere Dramen ab: Immer mobil und unterwegs, auch im Dienst für Fachhändler, hetzen die Außendienst-Mitarbeiter von Termin zu Termin und werden zu unfreiwilligen Protagonisten von N24-Reportagen »Temposünder ? Mit Autobahn-Cops auf Streife«.
Wie viel Wert Unternehmen ihren Außendienstlern tatsächlich beimessen, zeigt nun Panasonic: Die Hamburger Niederlassung hat ihre Außendienst-Mitarbeiter im Office-Segment entlassen. »Dies ist die Folge einer Umstrukturierung mit dem Ziel, die Fachhandelsbetreuung zu verbessern«, meint der zuständige Vertriebsleiter. Die Händler sind also besser dran, wenn sie nicht mehr vom Panasonic-Außendienst belästigt werden, weil sie sich so ohne Störung ihrem Geschäft widmen können. Das wird Panasonic sicher voranbringen!
Allerdings wäre es noch klüger gewesen, die Mitarbeiter nicht zu entlassen, sondern in geheimer Mission bei anderen Kopiererherstellern einzuschleusen, wo sie dann die Händler der Konkurrenz bei ihrer Arbeit behindert hätten.