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Kopfnuss

Ausgelagert: Sind Manager Schweine?

Auslagerung heißt derzeit das Zauberwort auf allen Management- Etagen. Die Telekom lagert 50.000 Mitarbeiter aus, behält sie aber eigentlich doch, weil sie uneigentlich ohnehin niemand haben will.

Autor:Redaktion connect-professional • 27.3.2007 • ca. 1:25 Min

E-Plus lagert die Netztechnik samt 750 zuständigen Technik-Mitarbeitern an Alcatel- Lucent aus. Auch andere Branchen und Landstriche bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. Laut Zeitungsberichten prüft die Schweizer Großbank Credit Suisse, 5.000 Jobs aus der Schweiz und den USA in Billiglohnländer auszulagern.

Während die Wirtschaft wächst und fast alle Unternehmen ganz erkleckliche Gewinne einfahren, wird also mehr und mehr outgesourct, wie es neudeutsch heißt. Die Unternehmen konzentrieren sich auf ihre Kernkompetenzen.

Das sind etwa bei E-Plus die Bereiche Marketing und Entwicklung, bei anderen Unternehmen heißt die Kernkompetenz schlicht »Geld verdienen«. Das muss so sein, da die aufstrebenden Manager aufgrund ihrer erfolgreichen Sparmaßnahmen erhebliche Prämienzahlungen erhalten, die nur Dank der outgesourcten Jobs finanzierbar sind.

Weitere Auslagerungen stehen – auch in unserer Branche – kurz bevor: Nach CRN-Informationen verschiebt der ITK-Distributor Microdatapluscom seine 1.000 Mitarbeiter komplett in das neue Offshore-Unternehmen Techipoor AG, wo sie künftig mit moderaten Gehaltseinbußen von 50 Prozent weiterbeschäftigt werden. Besonders fleißige Mitarbeiter können ihr kümmerliches Gehalt durch Bonuszahlungen aufbessern. Diese erhalten sie, wenn sie dem Arbeitgeber entweder für 80 Wochenarbeitsstunden ohne Lohnausgleich zur Verfügung stehen, oder wenn ihr jeweiliger Geschäftsbereich 100 Prozent Umsatzplus erwirtschaftet. Qualifiziert sich der Mitarbeiter für die Bonuszahlung, erreicht er problemlos 65 Prozent seines bisherigen Einkommens. Bei Nicht- Einwilligung der Angestellten in das neue Arbeitsverhältnis wird Microdatapluscom komplett ins Billiglohnland Rumänien verlagert. Auch logistisch lasse sich dieses Vorhaben heute mühelos realisieren, teilte die Unternehmensleitung mit.

Sie meinen, Manager, die solche Ideen ernsthaft umsetzen, sind Schweine? Das sei Manchester- Kapitalismus der allerübelsten Sorte? Unmoralisch? Ein solches System beute die Menschen aus und gehöre abgeschafft? Vorsicht! Das meint der seit 24 Jahren inhaftierte Terrorist Christian Klar nämlich auch. Geht es nach den Äußerungen des bayerischen Innenministers Beckstein, kann sich Klar für seine Systemkritik jetzt nicht nur eine vorzeitige Begnadigung, sondern auch eine Haftentlassung im Jahr 2009 abschminken. Sie sollten dem Thema Auslagerung also möglichst aufgeschlossen gegenüberstehen. Das ist besser als eine dauerhafte Einlagerung.